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Das Pesttuch

Das Pesttuch

Titel: Das Pesttuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brooks
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Zauberspruch:
     
    ABRACADABRA
    BRACADABR
    RACADAB
    ACADA
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    »Kate Talbot!«, schalt ich. »Du wirst doch nicht di e sen gottlosen Unsinn glauben!« Da fing sie zu we i nen an. »Nein, nein«, sagte ich, denn sofort bedaue r te ich meine barschen Worte, und nahm sie in die Arme. »Tut mir Leid, was ich gesagt habe. Ich weiß ja, dass du nur deshalb bei so etwas Zuflucht suchst, weil du nicht weißt, was du sonst noch tun sollst.«
    »O Anna«, schluchzte sie, »in meinem Herzen glaube ich wirklich nicht daran. Und doch habe ich dieses Amulett gekauft, denn das, woran ich glaube, hat mich im Stich gelassen. Richard war immer ein guter Mensch gewesen. Warum martert ihn Gott so sehr? Unsere Gebete in der Kirche bringen keine Besserung. Deshalb flüstert mir die Stimme des Te u fels zu. › Wenn Gott dir nicht helfen will ‹ , sagt er, › dann vielleicht ich …‹ «
    Zuerst wollte sie nicht sagen, wie sie an das Am u lett gekommen war, denn jener Scharlatan, der sie dafür um einen ganzen Schilling geprellt hatte, hatte ihr auch erklärt, ein Todesfluch träfe sie, wenn sie auch nur ein Wort verrate. Aber ich drang in sie und versuchte, ihr klarzumachen, dass dahinter lediglich ein böswilliger Trick steckte, der ihrem Geld galt. Endlich schluckte sie heftig.
    »Nein, Anna, das war kein Trick. Gottlos, ja, und vielleicht auch umsonst, aber doch echte Magie. Denn dieses Amulett hat mir der Geist von Anys Gowdie gegeben.«
    »Blödsinn!«, platzte ich heraus. Aber sie war so blass wie draußen die Schneewehen. Etwas zurüc k haltender bohrte ich weiter: »Warum sagst du so e t was?«
    »Ich habe gestern Nacht ihre Stimme gehört, als ich draußen ein Holzscheit holen ging. Sie sagte, ich soll einen Schilling auf die Schwelle legen und am Morgen würde dort ein mächtiges Amulett liegen.«
    »Kate«, sagte ich so sanft wie möglich, »Anys Gowdie ist tot und nicht mehr hier. Wenn sie noch lebte, was ich mir inständig wünschte, und uns helfen könnte, würde sie nicht mit wertlosen Amuletten kommen. Du weißt doch, dass ihre Arznei immer aus praktischen Dingen bestand, Dingen aus Kräutern und Wurzeln, deren heilkräftige Wirkung nur ihrem klugen Wissen b e kannt war. Kate, wirf dieses Papier weg«, sagte ich. »Denn eines werden wir ganz sicher herausfinden: Die Stimme, die du in jener stürm i schen Nacht gehört hast, ist die eines Dorfbewo h ners, eines verdo r benen und habgierigen Menschen, der aber höchst lebendig ist.«
    Zögernd öffnete sie die Hand und ließ das Perg a ment auf die Kienspäne flattern. Als ich in die Glut blies, schoss eine helle Flamme hoch und ergriff es. »Und jetzt mach’s dir bequem«, sagte ich. »Ich we r de das hier für dich erledigen. Nach ein wenig Ruhe sieht vielleicht auch für dich die Welt etwas heller aus.«
    Sie setzte sich mit ihrem aufgeblähten Bauch n e ben ihren Mann aufs Bett. Als ich nach draußen ging, um noch mehr Holz zu holen, hörte ich es aus dem Kuhstall kläglich muhen. Die Kuh hatte ein steinha r tes Euter und musste unbedingt gemolken werden. Als das Tier spürte, dass ihm meine Finger Erleicht e rung verschafften, drehte es sich um und schaute mich dankbar an. Danach sammelte ich ein paar Eier im Garten und buk daraus mit der frischen Milch ein Omelett, das Kate nach dem Aufwachen essen kon n te.
    Nachdem ich mein Möglichstes getan hatte, setzte ich meinen eigenen Weg fort. Während meines Au f enthalts bei den Talbots war ein steifer Wind aufg e kommen, der das Eis auf den schwarzen Ästen unter lautem Knall bersten ließ. Um die Kate der Gowdies lagen unberührte Schneewehen, durch die ich wie durch einen Fluss knietief watete. An der Tür blieb ich stehen und kämpfte gegen das Schuldgefühl an, das ich beim Eindringen in das Eigentum von Ve r storbenen verspürte. Während ich noch dastand und versuchte, allen Mut zusammenzuraffen, t ropfte mir geschmolzener Schnee vom Strohdach direkt ins G e nick. Mit meinen von der Kälte kla m men Händen begann ich, ungeschickt gegen die Tür zu kämpfen, die durch die Feuchtigkeit aufgequollen war. Schließlich zerrte ich sie mühsam einen Spalt weit auf. Da schoss ein grauer Schatten an mir vo r bei, so plötzlich und schnell, dass ich zusamme n zuckte und mich an das nasse Holz presste. Doch es war ledi g lich der Kater der Gowdies, der aufs Dach sprang und mich wütend anfauchte. Endlich gab die Türe meinem Schieben und Drücken nach und öffn e te sich knarzend so weit, dass ich hineinschlüpfen

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