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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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deiner Herde weiter, Thomas. Ich werde zu meiner Muhme nach Brotdorf gehen, auch wenn ich ihren Mann nicht ausstehen kann.«
    »Das beruhigt mich, mein Mädchen«, sagte der Schäfer und drückte sie an sich. »Ich werde dich dort besuchen. Das verspreche ich dir.«
    Susanna erwiderte die Umarmung. »Ich werde nur noch einige Sachen zusammensuchen, die das Feuer nicht vernichtet hat, dann gehe ich zu Agnes.«
    Der Schäfer lächelte ihr zu und ging zur Koppel, um seine Schafe zusammenzurufen.
    Susanna sammelte in dem abgebrannten Haus alles ein, was sie an ihre Familie erinnerte oder was sie gebrauchen konnte. Sie stopfte die Utensilien in ihren Beutel und trat wehmütig zur Tür hinaus, als sie das Gefühl beschlich, beobachtet zu werden. Da sie nichts erkennen konnte, ging sie mit klopfendem Herzen zum Brunnen. Dort ließ sie den Eimer am Seil hinab und tat, als ob sie ihn mit Wasser füllen wollte. Dabei besah sie sich die Steine des Brunnens. Gerade als sie glaubte, einen Stein zu erkennen, der nicht so sorgsam in die Brunnenwand eingelassen war wie die anderen, ließ ein Geräusch sie hochschrecken.
    Hastig stellte sie den Eimer auf den Boden, nahm ihren Beutel auf und lief den Hügel hinauf.
    Jeremias trat aus der kleinen Lichtung hervor und blickte der jungen Frau hinterher, die rannte, als ob der leibhaftige Teufel hinter ihr her wäre. »Ich wette mein letztes Hemd, dass sie nicht die Frau des Totengräbers ist«, murmelte er.

Kapitel 6
    »Das ist nicht dein Ernst!«, ereiferte sich Bendicht und schaute seinen Bruder fassungslos an. Er wollte nicht glauben, was dieser ihm soeben mitgeteilt hatte.
    »Wir haben in der Schweiz keine Zukunft«, erklärte Jaggi ungerührt und goss sich Sud in einen Becher. Seine Frau hatte ihm ein Gebräu aus heilenden Kräutern aufgesetzt, da er Druck im Magen verspürte.
    »Was soll das heißen?«, fragte Bendicht erregt.
    »Der Hof wirft nicht genügend für uns ab, um sorgenfrei leben zu können. Außerdem«, erklärte Jaggi seinem älteren Bruder und schaute ihn vorwurfsvoll an, »bin ich nicht zum Bauern geboren, sondern zum Soldaten!«
    Bendicht wusste, dass sein Bruder es ihm anlastete, mit der Tradition gebrochen zu haben, wonach stets der älteste Sohn den elterlichen Hof übernahm. Er war Arzt statt Bauer geworden. Bendichts Blick verfinsterte sich, und er schimpfte: »Du erzählst Unfug! Der Hof ernährt deine Familie. Es mangelt euch an nichts. Du solltest froh sein, dass Friede herrscht und man keine Soldaten benötigt. Sei dankbar, mit deiner Familie auf dem Hof zu leben, statt wie viele Söldner ziellos und hungrig durchs Land ziehen zu müssen. Soldaten haben weder Heim noch Familie. Erst kürzlich habe ich gehört, dass im Deutschen Reich zuhauf marodierende Soldaten durchs Land streifen, Menschen überfallen, ausrauben und ermorden. Ohne Rücksicht auf Leib und Leben nehmen sie ihnen das Wenige weg, das sie besitzen. Diese Halunken haben weder Achtung vor dem Gesetz noch Angst vor der Strafe.«
    Jaggis Augen blitzten erfreut auf. »Das ist der Grund, warum Karl Kaspar von der Leyen ein neues Heer aufstellen wird. Er will den Schurken Einhalt gebieten.«
    »Hat der Kurfürst von Trier keine eigenen Leute, die er anwerben kann?«, fragte Bendicht verwundert.
    Jaggi zuckte mit den Schultern. »Ich denke, dass deutsche Männer nichts taugen. Du hast selbst gesagt, wie schlecht ihre Moral geworden ist.«
    »Unfug!«, brummte Bendicht. »Auch unter Gesocks gibt es Menschen, die anders sind. Wie hast du erfahren, dass dieser Karl Kaspar Soldaten sucht?«
    »Der Kurfürst hat Werber übers Land geschickt.« Jaggi nahm einen Schluck Kräutersud und verzog angewidert das Gesicht.
    »Man muss ihn warm trinken«, erklärte sein Bruder. »Sobald der Sud erkaltet, verstärkt sich der Geschmack der bitteren Kräuter.« Nach einem tiefen Atemzug murmelte er: »Ich verstehe dich nicht, Jaggi!«
    »Und ich verstehe nicht, warum du mich nicht verstehst«, erklärte der Jüngere erregt. Doch dann beruhigte er sich und sah Bendicht voller Tatendrang an. »Der Kurfürst weiß, dass Schweizer Soldaten bestens ausgebildet sind. Jedem, der seinem Ruf folgt, verspricht er guten Sold und ein Stück Land. Das sind die besten Voraussetzungen, um neu anzufangen.«
    »Was sagen deine Frau und dein Sohn Urs zu deinen Plänen?«, warf Bendicht ein.
    »Du glaubst wohl nicht, dass ich Barbli und Urs um Erlaubnis frage, wenn ich solch eine Entscheidung treffe?«, gab Jaggi die Frage zurück und

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