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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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seines Lebens nicht allein sein musste. Aus Dankbarkeit schenkte er mir einen vergilbten Zettel, den er aus der Hosentasche zog. Ich werde nie seine Stimme vergessen, die mir zuflüsterte: ›Es ist eine magische Schrift – der Schlüssel zu unermesslichem Reichtum.‹ Kurz darauf starb der Fremde, und ich beerdigte ihn in dem Wald.«
    Karl sog an seiner Pfeife und blickte dabei den Bauern an, der weitererzählte: »Karl kam damals aufgeregt zu uns und berichtete von dem Geschenk des toten Soldaten. Keiner von uns ahnte, wie man einen Schatz suchen sollte, und so machten wir uns kundig. Als wir endlich wussten, wie wir vorzugehen hatten, erkannten wir, dass die magische Schrift des toten Soldaten nur aus einer einzigen Seite bestand – herausgerissen aus einem Zauberbüchlein, das jedoch fehlte. Die Seite war wertlos, und wir hatten unsere Zeit vertan.«
    Für einige Augenblicke herrschte Schweigen in der Hütte. Auch das Schnarchen des Oheims verstummte, denn er wachte auf und blickte verwirrt um sich.
    »Warum kommt ihr nicht mit nach Gersweiler und helft mir bei der Suche?«, flehte Susanna erneut.
    Karl und der Bauer lachten leise, während der Oheim mit schwerer Zunge sagte: »Damals waren wir jung und voller Tatendrang. Sieh uns an, Mädchen! Wir sind alt geworden und können den Hof und die Familie nicht allein lassen. Und wir fürchten das Pesthaus wie der Teufel das Weihwasser!«
    »Es wäre aber dennoch eine Überlegung wert«, meinte der Schnapsbrenner und grinste. »Gersweiler liegt nahe Saarbrücken, und Aschbach daneben. Einen Tag hin, einen Tag zurück und drei weitere Tage für die Schatzsuche – mehr Zeit würde es nicht kosten. Der Schatz scheint außerhalb des Lazaretts vergraben zu sein«, sagte er und nickte dem Oheim zu.
    Auch der Bauer schien nachzudenken. »Ich könnte frühestens im Herbst mitkommen, wenn Heu und Ernte eingebracht sind.«
    »Bis dahin könnten wir alle Werkzeuge zusammen haben«, rief Susanna freudig.
    »Magische Schriften, Bergspiegel und Wünschelrute reichen nicht aus. Man muss lernen, sie richtig einzusetzen.« Mit diesen Worten dämpfte der Schnapsbrenner Susannas Freude. Er blickte sie nachdenklich an und fragte: »Bist du gottesfürchtig?« Als Susanna heftig nickte, wollte er wissen: »In welchem Monat bist du geboren, Mädchen?«
    »Im September«, antwortete sie.
    »Schade, dass du nicht dasselbe Horoskop wie unser Herr Christus hast«, bedauerte Karl und paffte an seiner Pfeife.
    Susanna rieb sich über die müden Augen und gab zu: »Mir schwirrt der Kopf, und ich verstehe nichts mehr. Was hat der Heiland mit der Schatzsuche zu tun?«
    »Hat ein Schatzsucher am gleichen Tag Geburtstag wie unser Herr, dann ist er fähig, die Totengeister zu erlösen. Wäre das bei dir der Fall, wären wir ein gutes Stück weiter mit unserem Plan.«
    Der Bauer sah Susanna mitleidig an, die kaum die Augen offen halten konnte, und meinte: »Für heute lass gut sein, Karl. Es ist schon spät, und wir müssen nach Hause.« Dann bat er Susanna: »Komm und hilf mir, meinen Bruder zu unserem Haus zu bringen.«
    Beide griffen dem Mann unter die Arme, und die drei machten sich auf den Heimweg von Calmesweiler nach Eppelborn. Der Bauer und Susanna stützten den Oheim, der zwischen ihnen ging und fröhlich auf Susanna einredete: »Gleich morgen wirst du mit dem Fasten beginnen, dich im Gebet üben und dich durch Frömmigkeitsübungen auf diese gottgefällige Tat vorbereiten. Nur so können wir sicher sein, dass der Totengeist, der den Schatz bewacht, erlöst wird.«
    Susanna schaute mit bangem Blick den Bauern an, der seinen Bruder anschnauzte: »Du hältst jetzt dein Maul.«
    »Ich bin schon ruhig«, lallte der Oheim und plapperte munter weiter.
    »Hör ihm nicht zu«, schlug der Bauer Susanna vor. »Er weiß nicht mehr, was er redet.«
    –·–
    Jaggi Blatter war nun schon seit drei Wochen mit seiner Familie unterwegs, nachdem er den Schweizer Kanton Uri verlassen hatte, um im Deutschen Reich ein neues Leben zu beginnen. Er konnte nicht klagen, denn ihre Reise verlief ohne große Ärgernisse. Zwar saßen sie von morgens bis abends auf dem Kutschbock, doch nachts fanden sie meist Unterschlupf in einem Kloster, wo sie zu essen und ein angenehmes Lager bekamen. Auch blieben sie von Überfällen verschont, vor denen sich Jaggi besonders gefürchtet hatte. Das einzig Unerfreuliche war ein gebrochenes Wagenrad gewesen. Diese Panne hatte sie einen Tag Zeit gekostet, da er weit marschieren

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