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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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das Pferd hinter die Hütte führen, um es mit Wasser und Futter zu versorgen.«
    Susanna nickte, und er ging nach draußen. Als er kurz darauf zurückkam, ging er zu dem Tischchen, zog die Schublade auf und nahm seine Pfeife heraus, die er stopfte und entzündete.
    »Weißt du, wohin du gehen könntest?«, fragte er zwischen zwei Zügen.
    Susannas Blick wurde starr. »Ich würde gerne nach Hause auf den Hof gehen, aber dorthin traue ich mich nicht mehr«, schluchzte sie. »Ich würde vieles dafür geben, wenn ich alles nur geträumt hätte«, wisperte sie mit tränenerstickter Stimme. »Sie haben mir alles genommen, was mir lieb war, und jetzt auch noch mein Zuhause.«
    Karl legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter, dann setzte er sich ihr gegenüber, paffte und überlegte. »Wenn ich du wäre, würde ich versuchen, den Schatz zu heben, und anschließend das Weite suchen. Mit dem Geld kannst du überall hingehen, sodass sie dich niemals finden werden.«
    »Das glaubte ich auch, als ich nach Eppelborn kam. Doch sie haben mich aufgespürt.«
    Karl lachte leise. »Eine Frau mit einem Kriegsross fällt in dieser Zeit und in dieser Gegend auf. Daran hättest du denken müssen.«
    »Das hatte ich nicht bedacht«, gab sie zu und lächelte gequält. In Gedanken wog sie seinen Vorschlag ab. Schließlich fragte sie: »Kannst du mir den Weg zur Aschbacher Kirche erklären?«
    Karl schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, wo diese Kirche in Aschbach stehen soll. Aber ich kann dir sagen, wie du nach Gersweiler kommst. Dort musst du weiterfragen.« Der Schnapsbrenner erklärte ihr den Weg und riet ihr: »Es ist klüger, wenn du erst in der Nacht weiterreitest. Bis dahin ruh dich aus.«
    Susanna nickte, denn sie fühlte sich erschöpft und zum Umfallen müde. Auch brannte ihre Wunde.
    Karl breitete ihren Umhang auf einem Haufen Sägespänen aus, die er zum Brennen benötigte. »Hier liegst du warm und weich«, erklärte er und half ihr, sich hinzulegen.
    Kaum hatte Susanna die Augen geschlossen, schlief sie ein.
    In der Stunde nach Mitternacht brach Susanna auf. Tiefschwarze Nacht umgab das Mädchen und sein Pferd, denn weder Mond noch Sterne erhellten den Weg. Der Schrei eines Raubvogels ließ sie zusammenzucken, ebenso wie das Schnaufen der Wildschweine, die vor ihr herliefen. Da sie nichts erkennen konnte, überließ sie es dem Pferd, den Pfad zwischen den Bäumen zu finden und sie sicher den Hügel hinaufzutragen.
    Karl Lauer hatte ihr empfohlen, wieder den Weg nach Habach zu nehmen. »Die Straße über Lebach ist zwar eben und somit schnell und einfach zu reiten. Aber der Pfad durch den Wald erscheint mir sicherer, denn dort kannst du dich zwischen den Bäumen vor deinen Verfolgern verstecken. Lass dich nicht unterkriegen und finde den Schatz – für dich und für deine Familie, die sterben musste!«, ermahnte er sie, als er ihren zweifelnden und ängstlichen Blick bemerkte.
    Susanna konnte nur nicken, denn bei der Erwähnung ihrer Familie musste sie die aufsteigenden Tränen unterdrücken. Mühsam hievte sie sich auf das Pferd, das geduldig wartete, bis sie auf seinem Rücken saß.
    »Der Streifschuss tut höllisch weh!«, jammerte Susanna und nahm die Zügel auf.
    Karl nickte. »Ich weiß! Die Wunde wird durch den Ritt auch wieder bluten«, prophezeite er und überreichte ihr zum Abschied eine kleine braune Tonflasche. »Hier, mein Mädchen. Falls die Schmerzen stärker werden, betäubt der Schnaps von innen. Es ist der beste, den ich je gebrannt habe«, fügte er lächelnd hinzu.
    Susanna steckte die Flasche in ihren Beutel und beugte sich vorsichtig nach vorn, um den Schnapsbrenner zu umarmen. Mit erstickender Stimme flüsterte sie: »Danke – für alles!« Sie wendete das Pferd und bat mit verhaltener Stimme: »Grüß Familie Sonntag, und besonders Paul und Ludwig!«
    Lauer versprach es und gab dem Pferd einen Klatsch auf das Hinterteil, damit es lostrabte.
    Nachdem Susanna die Häuser von Habach hinter sich gelassen hatte, ritt sie einen großzügigen Bogen um Heusweiler herum. Sie wollte nicht den Weg durch den Ort nehmen, da sie befürchtete, jemanden zu treffen, der sie verraten könnte. Auch wollte sie sich nicht selbst in Versuchung führen, von dort einen Abstecher nach Kölln auf den Friedhof zu unternehmen.
    An der Weggabelung hielt sie an und blickte wehmütig in die Richtung, in der ihre Familie beerdigt lag. Stumm betete sie das Vaterunser und ritt anschließend weiter nach Riegelsberg. Dort

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