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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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sodass er befürchtete, sein Kopf würde platzen. Sobald ich mich befreit habe, bringe ich den Mistkerl um , schwor er grimmig und zog an seinen Handfesseln. Als ihm das Seil in die Gelenke schnitt, brannte seine Haut wie Feuer. Er stöhnte auf und versuchte den Kopf zu drehen, um sich mit Markus zu verständigen – doch vergebens.
    Markus schloss vor Pein die Augen. Durch den Schlag brummte sein Schädel schlimmer als nach einer durchzechten Nacht mit billigem Fusel. Sein Magen schmerzte, und ihm war übel, da er kopfüber auf dem Pferderücken hing. Ich werde diesen Bauern wie ein Stück Vieh ausweiden und mich an seinen Qualen ergötzen , schwor sich Markus voller Groll und blickte auf den Boden unter sich. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen , schimpfte er innerlich und kniff die Augen zusammen, da ihm schwindlig wurde.
    –·–
    Ruhelos saßen die Bäuerin und ihr Mann am Tisch und warteten darauf, dass der Oheim zurückkam.
    »Ich hoffe, dieser Schuft hat Susanna nicht verwundet«, sagte die Frau mit brüchiger Stimme. Ihr Mann streichelte beruhigend über ihre Schulter. »Wir haben nirgends Blut entdecken können«, erklärte er, und sie nickte. »Zudem muss das Pferd schnell über die Wiese galoppiert sein, denn es hat mit den Hufen tiefe Grasfladen herausgerissen. Wäre Susanna schwer verletzt, hätte sie sich nicht auf dem mächtigen Gaul halten können.«
    Erneut nickte die Bäuerin. »Dein Wort in Gottes Ohr. Aber wo bleibt dein Bruder?«, schimpfte sie.
    In dem Augenblick wurde die Stubentür geöffnet, und der Oheim kam herein.
    »Erledigt«, sagte er und ging zu der Truhe, in der eine Flasche Schnaps versteckt war. Er stellte vor jeden ein Becherchen, das er mit dem Klaren füllte. Ohne etwas zu sagen, kippte er seinen Schnaps hinunter und schüttelte sich.
    »Habt ihr das Mädchen gefunden?«, fragte er.
    Sein Bruder verneinte. »Wir haben bis zum Anbruch der Dunkelheit gesucht. Nichts – auch kein Blut«, sagte er und zuckte mit den Schultern.
    »Ich bete, dass er sie verfehlt hat«, murmelte die Bäuerin mit bangem Blick.
    »Was hast du mit dem Lumpenpack gemacht?«, fragte der Bauer und nahm einen Schluck.
    Sein Bruder lächelte verschmitzt. »Ich habe sie in das verlassene Dorf hinter Hasborn gebracht.«
    »Und die Pferde?«
    »Zuerst hatte ich erwogen, sie zu behalten, da es starke Rösser sind. Doch die Gefahr ist zu groß, dass diese elenden Halunken uns wegen Diebstahls belangen. Deshalb habe ich die Tiere ein Stück zurückgeführt und dann laufen gelassen. Dafür habe ich ihre Gewehre behalten«, höhnte er.
    »Sie werden die Pferde finden und hierher zurückkommen«, gab die Bäuerin zu bedenken.
    »Das denke ich nicht«, erwiderte der Oheim. »Ich habe ihnen vorgegaukelt, dass ich eine Horde Söldner kenne, die mir treu ergeben sind.«
    »Und du glaubst, das schüchtert diese Gesellen ein?«
    »Glaube mir, Bruder, ich kenne solche Halunken aus Kriegszeiten und weiß mit ihnen umzugehen. Sie haben verstanden, dass mit mir nicht zu spaßen ist«, sagte der Oheim und goss sich einen weiteren Klaren ein . Ich habe es ihnen nicht nur gesagt, sondern es sie auch spüren lassen , dachte er zufrieden.
    Als Jeremias zu sich kam, war sein linkes Augenlid angeschwollen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht blinzelte er in die Abenddämmerung und erkannte vor sich die Umrisse von Markus, der mit dem Rücken zu ihm nur wenige Schritte entfernt lag, sich aber nicht rührte. Da beide immer noch geknebelt waren, konnte Jeremias weder nach dem Burschen rufen noch zu ihm gehen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten, bis Markus aufwachte.
    Mit zunehmender Dunkelheit verstärkten sich die Geräusche der Umgebung. Rascheln, Zirpen, Schnauben, Fiepen, Grunzen – all diese Laute drangen Jeremias unnatürlich schrill und laut ans Ohr. Er war kein Mann der Angst, doch da er hilflos auf dem Boden lag und sich nicht wehren konnte, beschleunigte sich sein Herzschlag.
    Jeremias überlegte, wie er die Fesseln und den Knebel loswerden könnte. Ihm war klar, dass ihm das nur mit Markus’ Hilfe gelingen würde, doch der gab immer noch keinen Laut von sich. Ob der Bauer ihn getötet hat? , überlegte Jeremias und beschloss, zu dem Burschen zu kriechen. Unter großer Anstrengung wälzte er sich über den Boden und schien dafür eine Ewigkeit zu benötigen. Als seine Füße nahe genug an Markus’ Rücken heranreichten, stupste er ihn mit den Fußspitzen an. Der Bursche rührte sich nicht, und Jeremias

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