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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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noch so leise Geräusch ließ sie zusammenzucken. Kalter Schweiß sammelte sich auf ihrer Stirn. Auch spürte sie ein feines Rinnsal ihren Rücken hinablaufen. Am liebsten hätte sie Urs angeschrien, dass er umkehren solle. Doch wie konnte sie ihm das erklären? Genauso wenig wusste sie, wie sie ihm klarmachen sollte, dass sie nie zuvor in Gersweiler gewesen und dass ihre Familie ermordet worden war. Sie hatte sich in eine schwierige Lage gebracht und wusste nicht, wie sie da wieder herauskommen konnte.
    »Susanna! Schläfst du schon?«, fragte Urs und drehte sich erneut zu ihr um. »Ich bin müde, und das Pferd muss versorgt werden.« Als er in ihre bangen Augen blickte, wusste er nicht, was er davon halten sollte, zumal sie stumm blieb. Seine gute Laune verflog, und er wurde ärgerlich. »Wenn du mir nicht sagst, wo deine Familie wohnt, lasse ich dich hier allein zurück.«
    Selbst auf diese Drohung zeigte Susanna keine Reaktion. Sie starrte Urs nur an.
    »Jetzt reicht es«, schimpfte er und stieg vom Pferd. Er nahm Susanna seinen Rucksack ab, den sie mit ihrem Beutel auf ihrem Rücken trug, und wandte sich zum Gehen.
    »Mach’s gut«, sagte er und marschierte den Weg zurück, den er erst kurz zuvor entlanggeritten war. Auf halber Strecke blickte er sich besorgt um. Das Pferd stand an derselben Stelle, und Susanna saß immer noch steif darauf.
    »Vermaledeit«, schimpfte Urs leise und drehte sich im Kreis, wobei er sich in die Haare griff. »Was ist nur mit diesem Weibsbild los?«, murmelte er und ging mit langsamen Schritten zurück.
    Als er neben dem Pferd stand, senkte er die Stimme, um Susanna nicht zu erschrecken. »Erklär mir bitte, warum du mir nicht sagen willst, wo deine Familie wohnt. Ich würde jemanden fragen, wenn hier jemand wäre. Aber hier ist niemand. Dieser Ort scheint wie ein Geisterort zu sein«, scherzte er verhalten.
    Als Urs von Susanna weggegangen war, wollte sie ihn anbrüllen, dass er bleiben solle. Aber sie brachte keinen Ton heraus. Die Angst vor den drohenden Dämonen, die Karl Lauer und die Sonntag-Brüder ihr eingejagt hatten, lähmte sie, sodass sie zu keiner Regung fähig war. Kaum hatte Urs sich einige Schritte entfernt, glaubte Susanna in der Dunkelheit rotglühende Augen zu sehen. Sie fürchtete, vor Angst einen Herzstillstand zu erleiden. Hastig griff sie in die Rocktasche und umfasste die Christophorus-Münze, die ihr der Bauer in Eppelborn als Schutzmedaillon geschenkt hatte. In Gedanken flehte sie den Heiligen um Hilfe an. Als sie jedoch erkannte, dass das vermeintliche rote Glühen die aufblitzenden Augen von Ratten waren, die in einer der vielen Ruinen herumflitzten, atmete sie auf, obwohl sie das Ungeziefer verabscheute. Da sie hoch zu Pferd saß, hatte sie keine Angst vor einem Angriff der abscheulichen Nager. Die meisten verschwanden so schnell in den Häusern, wie sie aufgetaucht waren. Doch eine setzte sich neben die Vorderhufe des Pferdes und schnupperte in der Luft. Als Schritte zu hören waren, verschwand das Tier fiepend zwischen den Mauern.
    Susanna traute sich nicht, hinter sich zu blicken, und war erleichtert, als sie Urs’ Stimme wieder hörte. Dass er Gersweiler als Geisterort bezeichnet hatte, verstärkte Susannas Furcht und hielt sie gefangen, sodass sie nicht sprechen konnte. Die Erstarrung hielt sie fest umschlungen.
    Urs sah ihr totenbleiches Gesicht, ihre weiten Augen und ihre verkrampfte Haltung. Sie gab ihm ein weiteres Rätsel auf, auf das er keine Lust hatte. »Ich bin umgekehrt, um dir die Möglichkeit zu geben, mit mir zu sprechen, doch anscheinend hast du dazu kein Verlangen. Soll ich dir was sagen, Susanna? Mir ist es jetzt einerlei, warum du nicht mit mir redest. Von mir aus können deine Eltern wohnen, wo sie wollen, ich will sie weder kennenlernen noch an einem Tisch mit ihnen sitzen. Ich werde mich jetzt erneut umdrehen und fortgehen. Doch dieses Mal, sei gewiss, werde ich nicht umkehren.«
    Erst bin ich im Wald zu ihr zurückgegangen, weil sie nicht sofort mit mir gehen wollte, ein zweites Mal hier auf der Straße. Aber ein drittes Mal wird es das nicht geben , schimpfte er in Gedanken. Innerlich den Kopf schüttelnd, marschierte er los, als Susanna aus ihrer Starre erwachte und ihm hinterherschrie: »Meine Familie ist tot!«
    Urs blieb ruckartig stehen und wandte sich zu ihr um. »Was hast du gesagt?«, fragte er ungläubig.
    Wegen der Ratten wagte Susanna es nicht abzusteigen und ließ das Pferd sich wenden, sodass sie Urs anblicken

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