Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset
ganze Wahrsagerei Schwindel ist — aber immerhin dient das Geld einem guten Zwecke."
„Dem Kampfe gegen Perkins", sagt Pete fast feierlich. „Ich gehe jetzt auch noch gleich los und verdiene Geld." „Oho, was willst du denn tun?" Pete lächelt geheimnisvoll.
„Löcher graben", sagt er. „Irgendwo in der freien Wildnis werde ich Löcher graben."
„Damit willst du Geld verdienen?"
Genug, um Rancher Jones vor dem Ruin zu retten — vorausgesetzt, daß mein Plan, den ich mit Perkins verfolge, glückt."
Dorothy hat zwar noch niemals vernommen, daß jemand mit Löchergraben ein Vermögen verdient hätte, aber sie vertraut dem Bruder. Wenn Pete in dieser besonderen Weise schmunzelt, dann führt er auch Besonderes im Schilde . . .
Etwas später erscheint Perkins, noch ziemlich verschlafen und höchst verdrossen, auf dem Festplatz. Der Makler interessiert sich sofort für die hübsche Zigeunerin, d!e er wegen des Gesichtsschleiers nicht erkennt und für etwa zwanzig Jahre alt hält. Er läßt sich von Dorothy die Zukunft sagen.
Was er da vernimmt, ist so furchterregend, daß er anschließend einen Kognak trinken muß . . .
Pete nimmt eine Anleihe auf und handelt mit Gold. Ein Sarg wird gestohlen. Mister Perkins wittert ein Geschäft und bringt Jerry zum Reden ...
Im Gasthaus „Zum Silberdollar" rollen die Silberdollars — aus den Taschen der Weidereiter und in die Kasse des Wirtes, die für Silberdollars eine magnetische Anziehungskraft besitzt. Über der Theke hängt ein Schild „Durst ist schlimmer als Heimweh!" Da die anwesenden Gäste ausnahmslos aus Somerset sind, können sie die
Behauptung nicht nachprüfen. Heimweh hat keiner. Durst haben alle. Aber nicht jeder hat Geld.
Über der Theke hängt ein zweites Schild „Hier wird nicht gepumpt!" in großen, feindseligen Buchstaben. Und darunter, etwas kleiner und gleichsam entschuldigend „Borgen ist ein zwiefach Pech, auch ich hab' es empfunden. Zuerst wird man den Zaster los — und dann auch noch den Kunden."
Der dicke Mister Turner kennt seine Kunden. Die Größe des Durstes steht bei denen meistens im umgekehrten Verhältnis zum Umfang des Geldbeutels. Reiche Leute genehmigen sich jeden Tag ein Gläschen. Arme Leute geben sich mit einem Gläschen nicht zufrieden. Sie saufen, um ihre Armut zu vergessen. Darüber vergessen sie dann die Bezahlung.
Darum hat der Wirt mit Mister Perkins ein Abkommen getroffen. An solchen Festtagen, wenn der Durst groß und das Geld knapp ist, setzt sich Perkins etwas abseits an einen Tisch und zählt Geld. Er könnte sein Geld natürlich ebenso gut zu Hause zählen, aber das ist ja gerade der Trick dabei.
Beim Anblick des vielen Geldes bekommen die Weidereiter Durst. Sie bestellen noch ein Gläschen und noch ein Gläschen. Bis dann Mister Turner bedauert: Tut mir leid, Billy, Johnny oder Dick — aber du kannst ja nicht mehr bezahlen. Vielleicht fragst du mal den Perkins? Du weißt, daß ich den Kerl nicht ausstehen kann, weil er ein elender Wucherer ist — aber wir sind nur einmal jung und morgen bist du schon einen Tag älter. Ich will dir bestimmt nicht anraten, bei Perkins Geld zu leihen, aber du kannst ihn ja auf alle Fälle mal fragen . . .
Billy _ Johnny oder Dick gehen auch richtig zu Mister Perkins. Der tut ganz entrüstet. Geld leihen? Bin ich ein Geldverleiher? Ich bin ein reeller Geschäftsmann... Wieviel willst du denn haben? Fünf Dollar? Gerechter Himmel! (Der Himmel sollte lieber dem kreditsuchenden Cowboy beistehen, aber der denkt nur daran, daß er morgen schon einen Tag älter ist.) — Also gut, weil du es bist, Billy! Aber du mußt mir eine Sicherheit geben! — Billy gibt eine Sicherheit: Seine goldene Taschenuhr (Erbstück von seinem Großvater, der noch dabei war, als bei Tucson die Yankees von den Südstaatlern aufs Haupt geschlagen wurden) und unterschreibt einen Schuldschein: „Rückzahlung binnen acht Tagen!" Andernfalls ist das Pfand verfallen.
Das gegebene Pfand ist fast immer verfallen. Es ist etwas Verteufeltes mit dem Durst. Je mehr man trinkt, um so größer wird er. Auf diese Weise macht Perkins gute Geschäfte. Er gibt fünf Dollar für Uhren und andere Wertgegenstände, die das Zehnfache wert sind.
An diesem Tage hat Perkins kein schlechtes Geschäft gemacht. Pete beobachtet ihn durch das Fenster der Kneipe, wie er satt und zufrieden dasitzt und Geld zählt. Ist es nicht merkwürdig, daß unredliche Menschen meistens reich werden? Nun ja, sie nützen die Dummheit und
Weitere Kostenlose Bücher