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Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum

Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum

Titel: Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Dalton
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Kellerloch, als werde er von einer Rakete getrieben.

    Drittes Kapitel
    DIE PAPIERE WANDERN VON EINEM ORT ZUM ANDERN
    Jimmy W a tson lernt Heringe und einen spanischen Rohrstock kennen — Der Konservenkönig wird mächtig angelogen — „Samuel Pittergrill" wird zum „Sesam, öffne dich!" — Ein Schwan wehrt sich und Jimmy bezieht Backpfeifen

    Es war ein Anblick, der sich lohnte.
    Der Keller war einer von Mr. Dudleys Vorratsräumen und enthielt allerhand leckere Sachen. Unter diesen befand sich auch ein Faß Heringe, die der Konservenkönig besonders gern aß; der Deckel war nur lose aufgelegt, weil Mr. Dudley dem Laster fröhnte, zum zweiten Frühstück und zum Abendbrot stets einige seiner Lieblingsbissen sich zu Gemüte zu führen.
    Das Schicksal wollte es nun, daß Jimmy, als er in elegantem Schwung durchs Kellerfenster fuhr, ausgerechnet schnurgerade ins Faß segelte. Heringe pflegen gewöhnlich in einer ganz wundervollen Salzlake zu schwimmen. Es spritzte, die schlanken Tierchen flogen durch die Gegend. Jimmy, der vergessen hatte, den Mund zu schließen, als er seinen Sturzflug begann, bekam eins davon in den Mund und quälte sich damit ab. Zudem war es ihm unmöglich, alleine wieder aus dem Faß zu kommen; sein Oberkörper hatte sich durch die Wucht des Aufpralls stark verklemmt, so daß er gerade noch mit der Nasenspitze über den Rand des Fasses ragte und seine langen Beine wie Entenschwänze in die Luft sterzten. Sam, der von außen her das nicht richtig erkennen konnte, fürchtete, der arme Kerl müsse elendiglich ertrinken; und da er heute schon einmal jemanden vom Tode des Ertrinkens gerettet hatte, machte es ihm gar nichts aus, noch einmal den Lebensretter zu spielen. Er kletterte also durchs Fenster und wollte Jimmy an den Stiefeln aus dem Faß zerren, hatte aber auf einmal nur dessen Stiefel in seinen Händen. Erst als Pete erschien, gelang es ihren vereinten Bemühungen, Jimmy einen echten Seemannstod zu ersparen. Sie zogen den Watsonschlaks aus dem Faß, und dieser machte das dümmste Gesicht seines Lebens, als er so vor ihnen stand: In seinem Haar saß wie eine Spange ein Hering, ein zweiter steckte in seinem Mund; auch in seinen Händen befanden sich Heringe — denn schließlich muß sich ja ein Mensch, dem es ans Leben geht, an etwas festklammern — sogar aus seinen Hosentaschen guckten die Heringe und grinsten vergnügt in die Gegend.
    Pete und Sam lachten, und sie lachten immer noch, als sich die Kellertür öffnete und Mr. Dudley in Begleitung seines Hausmeisters erschien. Jimmy sah aus wie das verkörperte böse Gewissen. „Hah!" krächzte der Hausgeist, ein alter, verwitterter Kreole, den Mr. Dudley weiß Gott wo aufgelesen haben mochte, erbittert. „Das ist also der Dieb! Er hat bereits die obere Vorratskammer zur Hälfte geleert! Alle Schokolade ist weg! Nur er kann sie haben!"
    Jimmy wollte antworten, um sich zu rechtfertigen. Aber ihm steckte immer noch der Hering im Munde. Er mühte sich, ihn auszuspucken; das wollte jedoch nicht so rasch gelingen. Voller Angst blickte er auf den Hausmeister, der einen so eleganten Stock in der Hand hielt, mit dem eine Tracht Prügel zu kriegen äußerst unangenehm sein mußte.
    Da der Hering sich nicht ausspucken ließ — seine Flossen schienen sich im Gaumen festgeklemmt zu haben — begann Jimmy, ihn hastig hinunterzuschlingen. Die Augen traten ihm dabei aus den Höhlen, als sei er ein Frosch.
    Der Kreole machte kurzen Prozeß. Jimmy hatte seinen Hering erst zur Hälfte verschlungen, da hatte er den Bengel bereits beim Genick. Jimmy keuchte und würgte, als gelte es sein Leben. Der Alte aber war ein kräftiger Mann. Jimmy mochte sich wehren, so viel er wollte — es nützte ihm nichts. Zwei Sekunden später hatte der Hausmeister ihn übers Knie gezerrt, und einen winzigen Augenblick später trat bereits der Stock in Aktion. Sam nickte begeistert, als er das wundervolle spanische Rohr durch die Luft sausen hörte. Jimmy kaute indessen immer noch wie besessen an seinem Hering herum. Als er ihn endlich völlig verzehrt, hatte sein edelster Körperteil bereits eine Reihe prachtvoller Hiebe aushalten müssen. Dann jedoch, als sein Mund endlich leer war, schrie Jimmy inbrünstig und aus tiefster Herzensnot: „Samuel Pittergrill!"
    „Leicht verrückt geworden?" meinte Sam gerade; ihm besagte dieser Name nichts. Aber er hätte nie geglaubt, welche Wirkung er auf Mr. Dudley haben würde.
    „Halt!" rief der Konservenkönig plötzlich aufgeregt.

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