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Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum

Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum

Titel: Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Dalton
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müde und legten sich zunächst einmal zu kurzer Ruhe nieder — Johnny hatte den Kopf auf Halbohrs Flanke gebettet — und nachdem sie ein wenig geschlafen, zeigte der Kleine Lust zu reiten. Er öffnete die Tür des Vorratshauses, nahm auf Halbohrs kräftigem Rücken Platz, und beide fegten nun in gestrecktem Galopp auf den Hof hinaus. Hier drehten sie zunächst einmal einige Ehrenrunden.
    So entdeckte sie Mammy Linda, die das Abendessen eben fertig hatte und herausgetreten war, um die große Glocke zu läuten. Mammy rieb zuerst einmal ihre Augen; sie glaubte, nicht richtig sehen zu können. Da ritt ein kleiner Junge in arg mitgenommenen Kleidern auf diesem Teufel von Halbwolf! Nicht auszudenken, was dieser mit dem Würmchen alles hätte anstellen können!
    Zwei- oder dreimal schrie sie ein energisches „Halbohr!" quer über den Hof. Aber der Hund zeigte keine Lust zu gehorchen; das Spiel mit dem Jungen gefiel ihm nämlich ausnehmend gut. Worüber sich Mammy sehr erboste. Also brüllte sie ein wütendes „Pete! Sam!" zum Hauskorral hinüber. Sie nahm an, die beiden Jungen befänden sich bei Black King, denn wo konnten sie sonst sein!
    Die Freunde blickten einander erstaunt an, als Mammies kräftige Stimme erscholl; sie durchforschten rasch ihr Gewissen, konnten sich jedoch nicht erinnern, seit ihrer Rückkehr etwas ausgefressen zu haben. Trotzdem beschlossen sie, zunächst einmal die Lage vorsichtig zu peilen. Sam begab sich auf den Kriegspfad. Er schlich geduckt die Stallgasse entlang und spähte um die Ecke des Vorratshauses.
    Johnny drehte gerade auf Halbohrs Rücken seine vergnügten Ehrenrunden. Hund und Reiter hatten sich jetzt auf Schnelligkeit eingestellt; Halbohr fegte über den Hof wie ein wildgewordenes Kaninchen. Johnny hielt sich mit der Linken an dessen einem Ohr fest, während er die Rechte in das Fell gekrallt hatte. Die Überreste seiner Kleider waren ihm bis auf den Rücken heraufgerutscht; sein Hemd wehte hinter ihm her wie eine Fahne. Sam blieb der Mund vor Staunen offen; er erkannte Johnny nicht auf den ersten Blick. „Was sagst du nun, alter Knabe?" murmelte er verblüfft. „Gespenster schon vor dem Abendbrot!"
    In seiner Überraschung wagte er sich aber ein wenig zu weit vor; dadurch geriet er — o Schreck! — in Mammies Blickfeld.
    „Sam!" schrie diese mit einer Stimme, die wie das Heulen sämtlicher Teufel am Jüngsten Tage klang, und da Sam den bescheidenen Versuch machte, sich zurückzuziehen, fügte sie noch lauter hinzu: „Ich dich schon gesehen! Ich dich nehmen auseinander und setzen dich falsch wieder zusammen, wenn nicht gleich kommen!"
    Die Sommersprosse hielt es nun für geraten, solcher energischer Aufforderung doch lieber Folge zu leisten und trat langsam näher. Vorsichtigerweise aber blieb er außer Reichweite von Mammies starken Armen.
    „Wer sein diese Junge?" fragte Mammy streng. „Und wie kommen auf Ranch?"
    Sam fuhr mit allen zehn Fingern durch sein Rothaar — es knisterte bedenklich. „Wir brachten ihn nicht mit", verteidigte er sich, „und ich weiß nicht einmal, wer er ist! Wenn ich aber eine Vermutung äußern darf, so handelt es sich um den Sohn des Konservenkönigs. Scheint ein ganz komischer Vogel zu sein, der ,süße' Kleine!"
    Halbohr hielt es nunmehr endlich für geraten, Mammy Linda seine Reverenz zu erweisen. Falls sein Magen richtig ging, hatte man bald Abendbrotzeit, und es lohnte sich nicht, den Küchenboss kurz vor den Mahlzeiten zu erzürnen. Also ging er aus dem vierten Gang auf den dritten hinunter, schaltete aus dem dritten in den zweiten, und dann, immer noch mit beträchtlicher Geschwindigkeit, schoß er auf Mammy und Sam zu.
    Kurz vor den beiden trat er in die Bremse und nahm das Gas so plötzlich weg, daß Johnny, der dergleichen nicht gewöhnt war, in elegantem Bogen über seinen Hals hinweg segelte und sonstwo gelandet wäre, wenn Mammy Linda nicht standgehalten hätte wie eine Eiche im Sturm. So flog er gegen ihre Brust.
    Ehe er zu Boden fallen konnte, griff sie zu.
    „Ungeheuer, kleines!" schimpfte sie, aber es klang mehr liebevoll als zornig, und das wollte schon was heißen!
    Dann ließ sie Johnny vorsichtig zu Boden gleiten, legte ihn übers Knie und gab ihm einige Klapse auf die Hinterfront; aber auch das tat sie mehr liebevoll als empört.
    Johnny wußte zunächst nicht, was er sagen sollte. Mammies Liebkosung tat weh — er war auch so etwas nicht gewöhnt! — und er hätte gern geheult, fühlte jedoch, daß Wehleidigkeit

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