Das Pete Buch 06 - Blitz und Donner solche Luemmel
wirr im Kopf. Bund der Gerechten?
— Einen Mann bestrafen? Eine eigene Kasse und richtige Satzungen wie ein Verein? Prima!!! Daß es so etwas gab?!
— In den Großstädten war das anders. Wenn da ein paar Jungen zusammen hockten, lasen sie schauerliche Geschichten, tranken heimlich Bier, rauchten Zigaretten und kamen sich vor wie Männer!
„Klar, daß ich euch helfe!" nickte sie strahlend. „Was soll ich tun?"
Pete erklärte es ihr ganz genau. Amy brach in erfreutes Kichern aus. Ja, das wurde ein Spaß nach ihrem Sinn. Sie mochte nicht in John Watsons Haut stecken! —
Inzwischen ging hinter dem Amtsgebäude die erste Reitstunde los.
„Steif den Rücken, Mylady!" kommandierte Watson und klatschte seine Peitsche gegen die Stiefel. „Nein, nicht zu steif! Ja, so ist's schon besser! Bald sind Sie die geborene Reiterin!"
Die „geborene Reiterin" aber ächzte und stöhnte. Die einzelnen Glieder spürte sie längst nicht mehr. Ihr ganzer Körper schien ein einziger Schmerz zu sein. Hinten drückte es, vorne zog es, oben riß es und unten stach es! Und so etwas sollte gut sein, um dünner zu werden?
Watson grinste und überlegte, was er mit dem verdienten Geld beginnen würde. In zwanzig Tagen hatte er vierhundert Dollar, davon vierzig für den Professor, blieben dreihundertsechzig! Hmm, er würde die Lady überzeugen, daß man mindestens dreißig Tage reiten müsse, um tannenschlank zu werden. Das brächte dann fünfhundertvierzig ein.
Plötzlich wurde er aus seinen Berechnungen gerissen. Aha, die Tochter der Gnädigsten! Was wollte denn die hier? Etwa auch reiten lernen? — Famos wäre das, famos. Bei ihr würde er pro Tag nur dreißig „Eierchen" nehmen.
„Fein, Mammy!" Amy stemmte die Fäuste in die Seiten. „Wie lange nimmst du Stunde? Ich hätte auch Lust, reiten zu lernen."
„Nur zu, nur zu!" kicherte Mr. Watson erfreut und überschlug die Gesamtsumme. „Nur ran an den Speck!"
„Lernen möchte ich's schon!" fuhr Amy fort und lachte spitzbübisch, „... aber nicht bei Ihnen!"
„Aber Amy!" kreischte die „geborene Reiterin" und schüttelte ihren Kopf, daß die Krempe ihres großen Hutes bedenklich wackelte. „Wie kannst du so etwas sagen, Kind?"
„Wenn es doch wahr ist?" Amy zog einen Schmollmund. „Jemand hat mir erzählt, daß Mr. Watson gar nicht reiten kann. Nicht mal auf einem Esel!"
Watson wurde bleich vor Wut, als er das hörte. Am liebsten hätte er dem Mädel eine geklebt, aber das ging natürlich nicht, von wegen der Kundschaft. Außerdem war sie ja nicht schuld. Der gewisse Jemand, der ihn — John Watson — so schlechtgemacht hatte, war schuld. Ihm war klar, daß dieser gewisse jemand nur Pete Simmers oder einer seiner Lausejungen gewesen sein konnte.
„Das ist eine gemeine Verleumdung!" krächzte er unbeherrscht. „Ich bin einer der besten Reiter im Bezirk. Niemand kann ..."
„Wie wär's, wenn Sie das beweisen, Mr. Watson?" schlug Amy freundlich vor und deutete zur Straße hinüber, wo eben Johnny Tudor auftauchte. Er schlenderte gedankenverloren dahin, hinter sich einen Esel, der von Zeit zu Zeit den Kopf hochwarf und ein lautes „Iaaah" ausstieß.
Watson biß sich auf die Lippen. Er kannte den Esel; es war ein ganz gefährliches Biest, das niemanden auf seinem Rücken duldete. Watson überlegte hastig, während die Dicke immer noch in der Runde trabte und wehleidig ächzte. Sollte er es den Burschen gleich anstreichen? Die Sache sah ganz einfach nach einem Komplott aus! Aber das Mädchen würde doch mit den Bengeln unmöglich gemeinsame Sache machen? — No, es mußte reiner Zufall sein, daß dieser verflixte Johnny Tudor ausgerechnet jetzt mit dem störrischen Vieh daherkam!
„Gut, ich werde es beweisen!" fauchte Watson energisch. „Ich werde auf diesem Esel reiten, obwohl es ein widerspenstiges Luder ist. Heda, Johnny Tudor ... komm doch mal her. Willst du mir mal deinen Esel leihen?"
Johnny Tudor nahm den Finger aus der Nase und starrte verdutzt auf den Mann. „Wie?" tat er begriffsstutzig. „Esel leihen? Wollen Sie etwa auf Isabella reiten, Mr. Watson?"
„Genau das!" knirschte dieser, „genau das will ich tun. Her mit dem Vieh!"
Johnny wurde aufmerksam. Jetzt mußte es sich gleich zeigen, ob Pete richtig gerechnet hatte. Ein einziger Mensch war bis zum heutigen Tage von Isabella nicht abgeworfen worden, und das auch nur, weil sich dieser die Füße unter ihrem Bauch hatte zusammenbinden lassen. Würde das Watson auch tun?
Der Sheriffsgehilfe
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