Das Pete Buch 06 - Blitz und Donner solche Luemmel
gestreut haben. Und als der Star den Hut aufsetzte, hatte er das Zeug in die Handfläche bekommen!
Tosender „Beifall" brach los. Die Zuschauer hatten längst Tränen in den Augen und heulten vor Vergnügen, während der „Mann-Star", der nicht wußte, was los war, ruhig weiterspielte. Mr. Plumpudding aber war so sprachlos, daß er sogar jeden Einspruch vergaß. Und der Kameramann kurbelte fassungslos weiter.
Da sprang die Leiche plötzlich hoch und stöhnte wild los; dann rannte sie, sich mit beiden Händen heftig kratzend, einfach davon. Mr. Plumpudding stieß einen schrillen Ruf aus, doch die Leiche hörte ihn nicht mehr; sie war bereits zwischen den Felsen verschwunden.
„Gemeiiiinheit!" schimpfte Mr. Plumpudding und fuhr auf John Watson los. „Sie sind schuld? — Wie konnten Sie mir eine solche Leiche verschaffen? — Was nützt mir ein Toter, der mitten in der Aufnahme davonläuft, he?"
„Dadadas hat bestimmt auch seinen Grund!" stotterte der Sheriffsgehilfe gequält, und das Gejubel der Zuschauer verstärkte sich zum Orkan. „Jimmy . . . und außerdem könnten Sie die Aufnahme ja doch nicht gebrauchen, weil Mr. Polish kein Neger ist. Wenigstens im Film nicht, meine ich!"
„Ach!" pustete Plumpudding verächtlich, zuckte mit den Schultern und wandte sich brüsk ab. „Sie sind ein feiner Sheriff! Stehen hier herum wie ein hölzernes Kamel, während man unsere Arbeit laufend sabotiert! Jawohl, sabotiert, sage ich! Es ist Sabotage am laufenden Band!"
Damit hatte der ehrbare Mr. Plumpudding freilich nicht so unrecht! Es war auch Sabotage — Sabotage des Bundes der Gerechten! Die Mitglieder waren auf ihren Posten. Sie erfaßten blitzartig, wo es etwas „zu sabotieren" gab. Jeder einzelne hatte seine Rolle und ein Kästchen bei sich und wandte die darin befindlichen Mittel ohne Bedenken an.
Inzwischen hatte sich Dorothy von den Jungen getrennt und an die Diva herangepirscht. Pete hatte da einen besonderen Plan, und wenn alles klappte, mußte dieses Unternehmen die Entscheidung bringen. Es gelang Dorothy auch ohne Schwierigkeiten, das Interesse der eingebildeten Schauspielerin zu erwecken, nachdem sie ihrerseits lebhafte Bewunderung für die Kunst des großen Stars geheuchelt hatte. Jedenfalls erreichte sie, was sie erreichen sollte. Die Diva ernannte sie zu ihrer Zofe!
An und für sich wollte Plumpudding jetzt Schluß machen. Er hatte die Nase voll, restlos voll. Er wollte am liebsten den ganzen Krempel aufgeben und abreisen.
„Aufhören?" dröhnte das mächtige Organ der Diva, als sie Plumpuddings Absicht vernahm. „Aufhören? — Sie sind wohl nicht recht bei Trost? Jetzt, wo ich mich gerade für die Schlußszene fertiggemacht habe? Wollen Sie etwa, daß ich meinen Vertrag mit der Gesellschaft für ungültig erklären lasse, he?"
Mr. Plumpudding geriet wieder ins Schwitzen. Das hatte gerade noch gefehlt! Eine starke Konkurrenz wartete nur darauf, daß Gina Lililaya endlich frei würde. Er konnte seine Stellung verlieren, wenn er sie nicht bei guter Laune hielt!
„Also weiter! Meinetwegen! Drehen wir also die nächste Szene. Die Darsteller auf die Plätze!"
Diese Szene schien besonders interessant zu werden. Die Zuschauer beobachteten gespannt die Vorbereitungen. Diesmal sollte sogar geschossen werden. Aber ohne großen Krach, denn der war auf der Leinwand doch nicht zu hören. Nur eine winzige Wolke sollte aus dem Lauf des Colts puffen, damit später die Menschen im Kino wußten: jetzt hat's gebumst! Im Lauf war eine Art Schießpulver und eine Lunte eingeschoben. Wenn diese dann angezündet wurde, mußte der Schütze den Daumen schnell krümmen, und dann erschien die Wolke! (Und der Gegner hatte natürlich umzufallen!)
Gina Lilalaya trug einen gewaltigen Reifrock: Sie sah wieder strahlend schön aus. Man konnte fast geblendet werden von so viel Anmut. Wenn sie nur nicht immer
ihren Mund auftun würde . . . dieser Zauber würde dann bestimmt länger vorhalten.
„Achtung! — Aufnahme!" gellte die Stimme des Regisseurs wieder auf.
Die Lunte der Waffe, welche die ganze Zeit auf einem Hocker neben der Kamera gelegen hatte, wurde angezündet. Gina Lilalaya, die Frau zwischen zwei Männern, stand etwas abseits und machte ein entsetztes Gesicht. Lex Polish, ihr Behüter und der Rächer ihres toten — und vom Niespulver fast zum Leichenwahnsinn getriebenen Bruders — hob entschlossen die Waffe. Auch der Rivale zog. Aber Lex, der kernige, mutige, kaltblütige und geschickte Liebhaber der
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