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Das Pete Buch 14 - Pass auf Pete

Das Pete Buch 14 - Pass auf Pete

Titel: Das Pete Buch 14 - Pass auf Pete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Berings
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aus Witwe Poldis Taschenkanone zu sterben! Aber plötzlich kam ihm eine blendende Idee.
    „Wenn ich hier als böser Geist erscheine", sprach das Rothaar zu sich selbst, „fängt sie wieder an zu heulen und hat Angst. Aber wenn ich ihr als guter Geist erscheine? Schließlich gibt es ja auch gute Geister!"
    Schon ging der Gerechte an die Durchführung seines Planes. Aus der Tasche kramte er einen abgebrochenen Kamm und ein Stückchen Pergamentpapier hervor. Damit wollte er eine Sphärenmusik erklingen lassen. Sam dachte an so etwas wie ,Posaunenengel'! Vor Posaunenengel brauchte die Witwe ja schließlich keine Angst zu haben. Aber was spielten solche überirdische Wesen? Leider waren auf den Bildern nie die Melodien angegeben. Aber dann fiel ihm plötzlich ein, was am Morgen dieses denkwürdigen Tages in der Sonntagsschule gesungen worden war. Das paßte ganz ausgezeichnet! Sam Dodd setzte also den Kamm an die Lippen und blies mehr laut als schön:

    „Wer nur dem lieben Gott vertraut,
    Der hat auf keinen Sand gebaut--"
    Wenn das Instrument auch nicht gerade wie die Posaunen von Jericho klang, so kam die Melodie doch einigermaßen erkennbar heraus. Witwe Poldi hob ruckartig den Kopf und starrte in die Gegend. Sie glaubte wirklich an „Sphärenmusik", vielleicht auch an g u t e Geister. Voller Inbrunst faltete sie die Hände und begann laut mitzusingen. Ihre Angst schien wie weggeblasen. Sie erhob sich und marschierte, immer lauter singend, direkt auf Sam zu.
    Der „Sphärenmusikant" schaltete nun blitzschnell. Eilig sprang er auf die Füße und marschierte voran — Witwe Poldi immer hinterher.
    Nach der sechzehnten Strophe endlich hatten sie den Waldessaum erreicht. Sam schnaufte fürchterlich; denn ihm war so langsam die Luft ausgegangen. Er hatte aber nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, wieso ein Choral einem alle Angst nehmen kann. Im Gegenteil! Die Sommersprosse mußte sich schleunigst in die Büsche schlagen, wenn sie nicht von der Witwe gesehen werden wollte. Kaum war Sam in Deckung, als die Kämpferin aus dem Wald trat. In einer Entfernung von kaum zwanzig Yards leuchtete das weiße Band der Straße im hellen Mondenschein. Die Witwe schrie verzückt auf, warf die Arme in die Luft und rannte wie besessen los. Sam dagegen schüttelte den Kopf.
    „Nein, so was", brummte er bescheiden, „nicht einmal ,danke schön' hat sie dem lieben Gott gesagt. Aber so sind die Menschen nun einmal. — Pfui, Spinne!"
    Er pfiff seinen „Wind" herbei, schwang sich in den
    im
    Sattel und ritt zur Salem-Ranch. Er hoffte, Pete dort schon anzutreffen. —
    Die streitbare Witwe lief unterdessen mit der Ausdauer einer Schnellzuglokomotive durch die Nacht. Sie wurde aber keineswegs von Angst oder gar von der Freude über die „Rettung aus tiefster Waldesnot" getrieben, sondern lediglich von einem Zorn, der keine Grenzen mehr kannte. Wehe dem armseligen Geschöpf, das das Opfer dieses Zornes werden würde! Wehe dir, John Watson! Kein anderer war es, auf dessen Haupt die wütende Witwe feurige Kohlen sammeln wollte! John Watson hatte sie im Walde feige im Stich gelassen! John Watson, der Mann, der immer behauptete, sie sei seine „Teuerste"! Was, teuer! Billig verkauft hatte er sie im Walde!
    Die Witwe lief den Dauerlauf ihres Lebens! Mit jedem Schritt hämmerte es in ihr: Rache — Rache — Rache! —
    John Watson aber grunzte zu dieser Zeit bereits wie ein Waschbär. Der Hüter der Ordnung hatte trotz seines Rausches doch den richtigen Schlüssel zum Office gefunden. Aber ins Bett war er nicht mehr gekommen! Onkel John lag mit dem Oberkörper über dem Schreibtisch und schnarchte sich einen weg. Hätte er gewußt, was ihm bevorstand, er hätte wohl schleunigst sein Bündel gepackt und wäre nach „Übersee" — in diesem Falle also nach Old Germany — ausgewandert. Aber John litt ja nicht an Ahnungen, besonders wenn er gut getankt hatte.
    Im Gegenteil, der gute Mann träumte soeben, er sei der Direktor der neuen Somerseter Erziehungsanstalt geworden und war als solcher nun damit beschäftigt, Pete Simmers, diesen Bösewicht, mittels eines schönen, gelben Rohrstockes zu verprügeln. Das war ein Traum! Vor allem konnte sich dieser Schlingel nicht wehren. Endlich mußte er mal stillhalten. Wie herrlich doch der gelbe Kanarienvogel sang! Pfeifend zischte er durch die Luft, und während der „Traum-Pete" um Gnade winselte, zählte Watson die Schläge! „Sechsunddreißig — siebenunddreißig — achtunddreißig

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