Das Pete Buch 14 - Pass auf Pete

Lügner hinter die Ohren! — Ein unbeschreiblicher Tumult — Black King, der Retter in der Not — Die wundersame Heilung des „ehrbaren" Mr. Watson ... das Geheimnis des Ziegenbartes

    Strahlend hell kletterte an diesem Morgen die Sonne über den Kamm der Santa Catalina Mountains. Sie schickte ihr wärmendes Licht hinab in die weite Ebene und weckte wahllos Gerechte und Ungerechte. Auch in Somerset machte sie keine Ausnahme.
    Als erstem fuhren ihre Strahlen dem alten Lehrer Tatcher in die Nase. Der alte Herr mußte kräftig niesen und wurde dadurch wach. „Holla", brummte er vergnügt, „ist ja schon Tag! Nichts wie heraus aus den Federn. Morgenstunde hat Gold im Munde!"
    Mr. Tatcher war ein Frühaufsteher. Mit beiden Beinen zugleich fuhr er aus dem Bett, öffnete weit das Fenster und machte seine Freiübungen. Tief atmete er die frische Morgenluft ein. Oh, das tat den Lungen gut! Der alte Herr fühlte sich sofort frisch. Anschließend folgte die Morgenwäsche. Es waren kaum zehn Minuten vergangen, da war er fix und fertig angezogen und machte sich

    auf den Morgenspaziergang, während seine Frau das Frühstück bereitete. Gut gelaunt, mit einem Lied auf den Lippen, wanderte er zum Town hinaus. Sein Weg führte ihn bis nach Calisters Bush, wo er in Petes Tierparadies nach dem rechten sah. Als er dann auf dem Rückweg am .Hause des Sheriffs vorbeikam, blieb er erstaunt stehen.
    „So was", schüttelte er den Kopf, „warum steht denn hier die Tür sperrangelweit auf? Sollte Hilfssheriff Watson schon so früh an seinem Schreibtisch sitzen?"
    Der alte Lehrer stieg die Stufen zum Vorbau hinauf, um John Watson einen guten Morgen zu wünschen. An der Tür zum Office aber verschlug es ihm die Sprache. Was war hier geschehen? Hatten Banditen hier gehaust? Das Office glich einem Schlachtfeld! Zerbrochene Flaschen und Stühle lagen herum, und überall sah man schwarze Tintenflecke. Die Akten waren rings verstreut und in der Mitte des Raumes, unmittelbar vor dem Schreibtisch, türmte sich ein hoher Papierberg.
    „Hallo, Mr. Watson!" rief Tatcher.
    Keine Antwort. Das Haus lag wie ausgestorben. Der alte Lehrer trat näher und besah sich den Schaden genauer. Ein Zweifel war ganz ausgeschlossen! Hier hatte ein Überfall stattgefunden. Hoffentlich war dem Hüter der Ordnung nichts Ernsthaftes zugestoßen! Tatcher machte sich ehrliche Sorgen um den Hilfssheriff. Gerade wollte er an den Schreibtisch herantreten, als er ein fürchterliches Stöhnen vernahm. Erschrocken sah er sich um. Wo kam das her? Es war doch kein Mensch zu sehen! Da, wieder das Stöhnen! Mr. Tatchers Blick fiel zufällig auf den großen Papierberg. Da guckte doch ein Stiefel heraus? Rasch machte er sich an die Arbeit. Dicke Akten-

    bündel flogen zur Seite, und dann wurde die dürre Gestalt des Hilfssheriffs sichtbar. Das heißt, John Watson 1 war nicht mehr ganz so dünn. Er war so hart mitgenommen worden, daß sein ganzer Körper leicht angeschwollen war. Mr. Tatcher bückte sich und wollte sich um den anscheinend „Bewußtlosen" kümmern. Im nächsten Augenblick aber fuhr er entsetzt zurück. Eine ganz gewaltige Fuselfahne schlug ihm entgegen!
    „Olala!" pfiff der Alte, „Watson scheint mal wieder einige Gläschen zuviel hinter das Halstuch gegossen zu haben. Nun, die Sache kann demnach nicht s o schlimm sein."
    Mr. Tatcher eilte in die Küche des ihm wohlbekannten Hauses und holte einen Eimer Wasser. Zwei Minuten später ergoß sich eine kalte Dusche über den hilfssherifflichen Riesenschädel.
    „Oooh — aaah — uuuh!" machte Onkel John; dann bemühte er sich, seine Augen zu öffnen. Das war keine leichte Arbeit! Er besaß nämlich plötzlich blaue Augen — und das nicht nur von der Tinte. Er machte überhaupt einen zum Himmel schreienden Eindruck.
    „Guten Morgen, lieber Watson", sagte Mr. Tatcher freundlich, „haben Sie einigermaßen gut geschlafen?"
    „Was? — Wo? — Wie? — Wann? — Womit? — Wieso?" Der Hilfssheriff benötigte für jedes Wort drei Minuten. Dabei zuckte er ununterbrochen mit den Augenlidern. Mr. Tatcher hätte ihm am liebsten Streichhölzer dazwischen gesteckt.
    „Was, wo, wie, wer, wann?" wiederholte der Lehrer lachend, „ja, lieber Watson, das möchte ich auch gerne wissen. Was ist denn geschehen? Wo holten Sie sich derartige Prügel? Wann passierte die ganze Sache?"
    „Iiiiih! — Baaaah! — Puuuuh!" machte das „Gesetz" und schlief dann wieder ein. Mr. Tatcher setzte erneut seinen „Wasserwerfer" in