Das Pete Buch 14 - Pass auf Pete
wollte Mr. Zeigefinger, dem langsam ein kalter Schauer nach dem anderen über den Rücken lief, wissen. „Könnte es nicht auch ein Männchen gewesen sein?"
„Nie!" donnerte Watson, „es war ein Weibchen!"
„Und warum, wenn ich fragen darf?" bibberte Mr. Zeigefinger vor innerer und äußerer Erregung. „Warum, bitte?"
„Weil ich es sehe!" posaunte der Hilfssheriff in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. „Sie sehen es? Woran?"
„An", Watson holte tief Luft, „ich sehe es an der Stellung der großen Zehe!"
Mr. Zeigefinger fiel vor Staunen der Kneifer herab. Das hatte er nicht erwartet! Dieser Watson war wirklich ein Genie. An der Stellung der großen Zehe konnte er also erkennen, ob es sich um ein Gorillaweibchen oder Männchen handelte! Das war ja phänomenal!
„Mr. Watson, meinen herzlichen Glückwunsch!" Der Spitzbart schüttelte dem „Detektiv" Watson die Hand. „Sie sind wirklich ein Könner in Ihrem Fach! Ihr Platz müßte eigentlich der Schreibtisch eines Oberkriminalrates im ganz Geheimen Bundeskriminalamt sein!"
„Ich weiß — ich weiß", winkte Watson jovial ab, „das haben mir andere auch schon gesagt. Aber ich bleibe trotzdem in Somerset. Alle' Angebote habe ich bisher abgelehnt. Somerset braucht mich nämlich wie das tägliche Brot. Hm — hm—, Brot, da fällt mir ein: Haben Sie schon gefrühstückt?"
„Nein, leider noch nicht. Ich verspüre schon einen mächtigen Hunger."
„Gut, lieber Freund, dann lade ich Sie hiermit herzlichst ein, mit mir ein opulentes Mahl einzunehmen. Sozusagen als Beruhigungspille auf den Schreck. Kommen Sie!" Watson schritt voran.
„Und was wird aus dem Knaben und der Spur?" wollte Zeigefinger wissen.
„Kleine Fische", Watson zuckte die Schultern, „ich werde mich nach dem Essen auf mein Streitroß werfen und der Spur folgen."
„Folgen? Werden Sie sie denn wiederfinden?"
„Wiederfinden?" Der Hilfssheriff sah seinen „Gast" vernichtend an. „Ein Witz, lieber Freund! John Watson findet sogar Spuren einer Laus nach vier Wochen wieder!"
Damit hatte er nicht einmal übertrieben. Er hatte mal Läuse gehabt. Sie hatten ihn fürchterlich gebissen — und diese Spuren fand er noch vier Wochen später an seinem Körper.
Mr. Zeigefinger aber sah John Watson mit großen Augen an. Nein, solch ein Mann lebte in Somerset! Da mußte er sich ja geradezu in acht nehmen. Das konnte ja unter Umständen ins Auge gehen! Nun, er würde seine schon offen halten!
Als Penny an diesem Morgen die Augen aufschlug, sah er sich verblüfft um. Wenn er auch noch sehr klein war, wußte er doch sofort, daß er das Zimmer, in dem er lag, noch nie gesehen hatte. Alles war schön hell und freundlich um ihn herum. Die Möbel waren weiß lackiert und die Tapete mit Blumen verziert. Penny klappte zwei-, dreimal seine großen, braunen Augen auf und zu, denn er glaubte noch zu träumen. Aber das war kein Traum! Die Sonne schien hell ins Zimmer, und vor dem Fenster jubilierten die Vögel.
Als Penny sich dann etwas aufrichtete, sah er neben dem Bett einen kleinen Tisch stehen, und auf diesem waren lauter schöne Sachen aufgebaut! Kuchen gab es da in Hülle und Fülle und Schokolade und Nüsse, rotbäckige Äpfel sogar und Bananen! Die Augen des kleinen Boy wurden größer und größer.
Ob er davon auch essen durfte? Lieber nicht, naschen gehörte sich nicht für kleine Kinder! Aber dann probierte er doch ein ganz kleines Stückchen Schokolade. Und aus dem kleinen Stück wurde dann bald die ganze Tafel, und plötzlich war der ganze Tisch leer! Was tat es, daß Mammys schöne, weiße Bettwäsche über und über mit braunen Schokoladenflecken verziert war?
Penny war satt und das war schließlich die Hauptsache. Wohlig kuschelte sich der Kleine wieder in die Kissen und schlief ein.
Es war schon fast um die Mittagszeit, als er durch etwas ganz Seltsames geweckt wurde! Jemand gab ihm einen Kuß, und so etwas hatte Penny noch nie erlebt. Erschrocken fuhr er hoch und sah in ein großes, lachendes, schwarzes Gesicht. Oh, da war ja eine richtige, echte Mammy! Eine schöne, schwarze Negermammy! Der Kleine streckte die Arme aus, und im nächsten Augenblick saß er auf Mammy Lindas Arm. Das war eine Freude!
Nun begann der schönste Tag im Leben des kleinen Neger jungen. Was durfte er nicht alles! Zuerst essen; Milchbrei mit Saft. Dann kam Master Rotsproß und
nahm ihn mit auf den Hof, wo ein schöner, großer Master war, der ganz helle Haare hatte und Pete genannt wurde. Und dann
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