Das Pete Buch 17 - Teufelskerle diese Jungen
Tunker!" kreischte in diesem Augenblick eine Frauenstimme. „Oh, Mr. Tunker!" Und in derselben Sekunde erschien händeringend Mrs. Settier auf der Türschwelle.
„Mein Mann! Ich kann ihn nicht finden! Es muß ein furchtbares Verbrechen geschehen sein! Er ging gestern abend früh schlafen, und als ich heute morgen wach wurde, war er nicht mehr da. Er ist verschwunden. Mr. Tunker! Spurlos verschwunden!"
Dem Sheriff begann es im Kopf zu wirbeln. Aber bevor er etwas sagen konnte, raste jetzt auch Mrs. Brent, die Hufschmiedsgattin, ins Zimmer und rannte dabei in ihrem ungestümen Drang, sich Tunkers Tisch so schnell wie möglich zu nähern, Mrs. Settier fast über den Haufen.
„Zu Hilfe, Sheriff! Zu Hilfe! Entführung! Mord! Totschlag!"
Und auch von der Straße her gellten herzzerreißende Schreie:
„Mein Mann! Der arme Kerl ist verschwunden! Ich habe Blutspuren gefunden! Er ist ermordet worden! Oh, weh, helft mir doch!"
„Meine Damen!" rief der Sheriff beschwörend. „Bitte, beruhigen Sie sich doch! Das sind ja sonderbare Geschichten! Vier ehrsame Bürger unserer Stadt zu gleicher Zeit verschwunden? Merkwürdig, höchst merkwürdig. Aber ich kann nur etwas unternehmen, wenn ich genau im Bilde bin. Also — Jimmy, gib mal zu Protokoll, was du zu berichten hast!"
Zu Protokoll geben? — Leicht gesagt, aber an diesem Morgen sehr schwer getan. Denn jetzt tauchte hinter Mrs. Settier, Mrs. Brent und Jimmy völlig außer Atem die spitzbäuchige Gestalt des Gastwirts Turner auf.
„Sheriff! Mein Gast, der Admiral! Wo ist er geblieben?"
Tunker ließ die Feder sinken und starrte den Wirt an. „Nun sagen Sie mir bloß, Mann, daß auch er verschwunden ist!"
„Ja! Genau das wollte ich sagen! Woher wissen Sie denn das schon wieder? Er i s t verschwunden!"
Jetzt verlor sogar der Sheriff seine bisher mühsam bewahrte Fassung.
„Na! Das ist ja —! Da machen ja alle Bisons von Arizona Handstand!"
„Das ist skandalös", schrie Mr. Turner, während die Frauen sich schluchzend um den Hals fielen. „Er hat gestern abend seine Rechnung bezahlt, und zwar für heute in voraus mit; heute abend wollte er abreisen. Und nun ist sein Bett leer, das Zimmer leer, die Kleider sind da bis auf den Anzug, den er gestern trug — die Uniform hatte er abgelegt — der Buick steht auf dem Hof — aber Seine Exzellenz hat sich in Luft aufgelöst!"
„Mein Mann, mein Mann!" jammerte auf der Straße Mrs. Plumrose immer noch. „Oh, helft mir doch, helft mir! Ich will meinen lieben Mann wieder haben!"
Bei Mr. Tunker brach wieder der Ärger durch. „Der Admiral — Seine Exzellenz!" sagte er heftig. „Nun hören Sie mal zu, Turner: Lassen Sie die Titel beiseite, der Mann heißt Albert Dawes, wie seine Papiere besagen, und ist Seemann, sogar von hohem Rang. Aber, verdammt noch mal, wir sind doch freie Bürger der Staaten, nicht wahr, und so soll die Kirche im Dorf und der Schornstein auf dem Dach bleiben. Admiral — Exzellenz! Das hängt mir zum Halse heraus! Im übrigen aber: nehmen Sie Platz, Herrschaften! Keine Angst, Mrs. Brent! Keine Sorge, Mrs. Settier! Wir werden —"
Da stürzte, um das Maß vollzumachen, auch Turners Konkurrenz, Mr. Bakerfield, in das Amtszimmer, daß die Ladies laut aufkreischten und die morschen Dielen zum Wanken brachten.
„Ich verlange hier Abhilfe, Sheriff! Verdammte Zechpreller, Banditen, dieser Blackbeard und seine Komplicen — "
Dem Sheriff brach der Schweiß aus.
„Sind die auch über alle Berge? Kreuzmillionenpotz-schockschwerenot! Hier muß ja ein Zauber am Werk sein!" Über Turners Gesicht glitt ein Schimmer reinster Schadenfreude.
„Zechpreller? Aha! Das kommt davon, wenn man Seeräuber beherbergt!"
Bakerfield fuhr herum, als hätte ihn ein Orang-Utan gekitzelt. „Halten Sie den Mund, Sie — Sie —"
„Sie — was?" brüllte die Konkurrenz, die Faust hebend.
Es herrschte ein wahnsinniges Durcheinander. Die beiden Wirte, jeder zweieinhalb Zentner schwer, brüllten sich an und machten Miene, ein Catcher-Turnier auszutragen. Mrs. Settier flüchtete schon wimmernd in eine Zimmerecke, Mrs. Brent suchte hinter dem Sheriff Schutz, Mrs. Plumrose, die inzwischen auch das Haus betreten hatte, schrie auf der Treppe unaufhörlich: „Mein Mann! Mein armer Mann! Er ist entführt worden! Kinderraub! Kinderraub!" Jimmy Watson kroch beizeiten unter den Tisch, um nicht doch noch zwischen Bakerfield und dem anderen Kampfhahn erdrückt zu werden, und schrie gräßlich auf, als ihn Tunker
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