Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner
Theke, schob sich zwischen die Standgäste und bestellte einen Whisky. Unauffällig beobachtete er den Dicken, der sich gerade in einen noch freien Stuhl fallen ließ und laut durch's Lokal brüllte: „Eine Stütze, Keeper!"
Brian Sandwich war nicht einmal überrascht, als er bemerkte, daß kein anderer als er selber das Gesprächsthema war. Sogar in doppelter Ausführung! Die Leute lachten über so viel Frechheit. Sie redeten vom falschen Gouverneur und auch von „General Mutax" — von diesem sogar wie von einem uralten Bekannten. Manche brüsteten sich damit, diesen „tollen Hund" bereits selbst gesehen zu haben.
„So ein Gauner", nickte Mr. Sandwich, als ihn sein rechter Nebenmann darüber ins Gespräch zog.
„Well, wenn sie ihn fassen, kriegt er mindestens ein Jahr aufgebrummt", meinte der Gent, „der andere, der die Somerseter foppte, war wenigstens ein harmloses Gemüt dagegen. Ganz Amerika wird morgen über ihn lachen . .. well — über den roten General nicht weniger,
aber das Ding mit der chinesischen Spielkarte, das hätte nicht kommen dürfen! Das wird den Jungen teuer zu stehen kommen ... grenzt ja an Falschmünzerei!"
„Hoffentlich erwischen sie den ,General', bevor er noch ein Dutzend anderer Christenmenschen um ihr Geld prellt", brummelte Brian Sandwich fast bösartig, dann aber schielte er unauffällig über die Schulter seines Gesprächspartners.
Wonderful! Der Dicke dort hatte jetzt genug. Er lallte schon. ,Es ist so weit; ich kann loslegen', dachte Mr. Sandwich.
Er zahlte, nickte dem rechten Nachbarn zu und wollte sich gerade umdrehen, um nach draußen zu gehen, als ihm ein hagerer Mensch auf die rechte Schulter klopfte:
„Habe Ihre Stimme gehört, Gent. Und überhaupt ... diese tolle Ähnlichkeit. Ich war heute mittag in Connys Bar. Sie könnten fast ein Doppelgänger des verrückten Generals sein, he ..." Der Bursche hatte eine Art, mit seinen tiefliegenden Augen zu zwinkern.
Brian Sandwich wurde richtig nervös. Er überlegte blitzschnell, ob er dem Mann die Faust auf die Nase setzen und dann fluchtartig das Lokal verlassen sollte; aber er entschied sich doch anders.
Sandwich grinste. „Pech gehabt, mein Bester. Muß ja wohl 'ne Ähnlichkeit sein. Werde mir das Bild von meinem berühmten Doppelgänger mal genauer ansehen."
„Excuse, Gent, der Mensch kann sich ja mal irren", meinte der Fremde.
Brian Sandwich nickte würdevoll, grüßte kurz und verließ das Lokal.
Auf der Straße blieb er einen Augenblick unschlüssig stehen. Das wäre also beinahe schiefgegangen! Er mußte sich den Hut noch tiefer in die Stirn ziehen. Vor allem durfte er vorläufig hier in Tucson nicht mehr reden! Er hatte als General schon zuviel gequasselt. Mindestens drei Dutzend Leute kannten bereits sein Organ.
Brian Sandwich gab seinen anfänglichen Plan, mit dem einspännigen Karren davonzufahren, auf, schielte noch einmal sehnsüchtig nach dem Braunen, der dort in der Schere stand, noch sehnsüchtiger nach Watsons Borsty und ließ beide schweren Herzens stehen. Die Hände tief in die Hosentaschen vergraben, schlenderte er weiter. Zum Bahnhof traute er sich nicht, konnte ja möglich sein, daß die Polizei dort eine Streife aufgestellt und ein paar Gäste aus der Conny-Bar zu Hilfe genommen hatte, um ihn zu fassen. Ganz gewiß hatten sich bereits die Menschen gemeldet, denen er die schaurigen Stories von den Heldenkämpfen auf der Mirabelleninsel aufgetischt hatte.
,Ich tu jetzt das, was keiner erwartet', sagte sich der Bruder Leichtfuß, ,ich bleibe in Tucson, aber mit einem Gesicht, daß mich meine eigene Mutter nicht mehr erkennen würde".
Er kannte sich in der Stadt ziemlich gut aus. So suchte er den Friseurladen von Jonny O'Mackenditz auf, weil er erfahren hatte, daß dieser sich allerlei darauf einbildete, vor vielen Jahren einmal aushilfsweise als Theaterfriseur in Austin tätig gewesen zu sein. Wenn der Tucsoner Theaterverein nämlich jeden Winter seine bekannten Schwänke aufführte, lieferte Jonny O'Mackenditz die Bärte, Masken, Perücken und ähnlichen Mumpitz dazu.
„Hallo, verehrter Sir, bin ich hier richtig bei dem berühmten Theaterfriseur?" fing Brian Sandwich den schmächtigen Jonny O'Mackenditz schon bei der Begrüßung ein.
Dieser spritzte um seine kleine Theke herum. „Sehr wohl, ganz recht. Wenn es in Arizona, speziell hier in Tucson, einen Mann gibt, der im Volkstheater in Austin drüben einen Bankerott verhinderte, weil der damalige Cheffriseur und Maskenbildner an
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