Das Pete Buch 22 - Wer blufft wen
& Co. wird jetzt dem Finder der zweiten Eieruhr diese Preise zugute kommen lassen. Wir hoffen, liebe Bürger von Tucson, ihnen morgen diesen Mann vorstellen zu können."
Jetzt setzte wieder die Musikkapelle ein. Die Menschen schrien ,Hoch' und ,Bravo'. Auf dem Platz vor dem Hause lief alles durcheinander. John Watson fühlte sich wieder von kräftigen Armen gepackt. Plötzlich befand er sich in einem kleinen Zimmer.
„Sie haben Ihre Sache ganz ausgezeichnet gemacht", sagte Mr. Carr, „nur zum Schluß haben Sie etwas die Nerven verloren."
„Weiß der Teufel", knurrte Watson, „ich sehe nicht mehr klar! Wer hat denn nun eigentlich die erste Uhr entdeckt?"
„Mr. Pokerpiet natürlich", lächelte der Reklamechef.
„Ich habe diesen Kerl aber gar nicht gesehen?"
„Nicht? Eigenartig, lieber Mann. Er stand doch auf dem Balkon! Na, Sie haben wohl zu viel Champagner getrunken, was?"
„Zum Teufel mit dem Zeugs", grollte Watson, „ich weiß, was ich weiß! Ich bin nicht umsonst der beste Hilfssheriff von Arizona."
„Wa-a-as sind Sie??" Der Mann aus der Eieruhrenfabrik wechselte die Farbe. „Sie sind doch ein Neger? Wie wollen — äh — wie können Sie da . . ."
„Neger? Mich? Sie!! Wagen Sie das noch mal zu sagen! Das ist Beamtenbeleidigung!!" John Watson bekam einen regelrechten Wutanfall.
„Mann! Sehen Sie doch in den Spiegel!" Der Reklamechef hielt dem verdutzten Hilfssheriff einen Taschenspiegel unter die Nase.
„Das soll ich sein? No, das bin ich nicht. Das — das — das —", John Watson fing plötzlich erbärmlich an zu wimmern. „Uuuhuuu! Nein, wer hat mich bloß so schwarz gemacht?"
„Als Sie aus dem Bahnhof kamen, waren Sie schon schwarz", feixte Mr. Carr. „Ich habe wirklich geglaubt, Sie seien ein Neger."
„Trotzdem werde ich jetzt energisch werden", Watson wischte sich über das Gesicht, „ich bin nicht doofer als es die Police erlaubt. Auf dem Balkon wurde mit mir ein großer Schwindel getrieben. Ich, John Watson, der Held von Arizona und bester Hilfssheriff von Somerset und allen umliegenden Staaten, werde die Sache einer Aufklärung zuführen!!"
„Sie werden schön Ihren Mund halten", drohte jetzt Mr. Carr.
„Was? Sie wollen mir auch noch den Mund verbieten? Sie — Sie — Würstchen, Sie! Sie kennen wohl den John Watson noch nicht, Mann! Wo ist mein Colt? Das ist meine Dienstpistole. Wenn Sie mir meine Waffe nicht sofort geben, werde ich meine stahlharten Fäuste einsetzen!"
Aber Onkel John wurde schon gepackt! Jetzt bekam er stahlharte Fäuste zu spüren! Zwei Männer hielten ihn fest, während Mr. Carr ihm eine Flasche Whisky zwischen die Zähne schob.
„Trinken Sie, lieber Hilfssheriff", grinste der Reklamechef, „Alkohol beruhigt die Nerven!"
Hilfssheriff Watson schnappte wie ein Fisch. Aber dann begann er zu schlucken. Was sollte er auch tun?
Schließlich wollte er ja nicht ersticken. Drei Minuten darauf war die Flasche leer. John Watson lief das Wasser aus den Augen. Teufel, das war ein scharfes Gesöff! Was war nur mit seinem Kopf los? Plötzlich drehte sich die ganze Welt um ihn.
„Hihihihi!" kicherte er, „ich fahre jetzt Ka — Ka — Karussell! Wie schön! Hahahaha! Ein fei — fei — feines Gefühl!"
„Los, bringt ihn weg!" kommandierte Mr. Carr.
John Watson wurde weggeschleppt. Tief unten im Keller des Hauses legte man ihn auf eine Schütte Stroh. Aber das merkte der Hilfssheriff von Somerset schon nicht mehr. Wie ein Schweinchen wühlte er sich in das Stroh, grunzte dabei zufrieden und begann gleich darauf zu schnarchen. Onkel John weilte, wie so oft, im Land der Träume.
*
Charly Clever pflegte für gewöhnlich, nachdem er am Bahnhof seine Zeitungen abgesetzt hatte, seinen Platz an der Ecke der Forsythe Street einzunehmen. Hier putzte er seinen lieben Mitmenschen die Schuhe. Heute aber warteten seine Stammkunden umsonst auf ihn. Der Boy hatte immer wieder an die Worte seines Freundes Will gedacht. Ja, man mußte sich wirklich schämen, den Menschen diesen ,Käse' zu verkaufen. Und konnten sie, die Zeitungsboys von Tucson, wirklich nichts daran ändern?
Charly Clever hatte mitten in der Menschenmenge am Bahnhof gestanden und hatte, während ringsumher die Menschen schrien und lachten, Probleme gewälzt.
Dazu hatte die Musikkapelle einen Heidenlärm gemacht. Später
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