Das Pete Buch 23 - Der doppelte Watson
Wort", hauchte Mrs. Klidy verschämt.
„Das ist auch nicht unbedingt nötig", sagte der jüngere der beiden Gentlemen. „Ich spreche sehr gut Amerikanisch. Don Fernando, mein Chef, spricht allerdings kaum ein Wort. Er hat Ihnen einen guten Tag gewünscht und findet die Hitze hier unerträglich."
„Wir grüßen ihn ebenfalls", erwiderte die Witwe Poldi geehrt. „Das Wetter ist auch wirklich nicht mehr zum Aushalten."
Don Fernando sprach wieder ein paar Worte, und sein Sekretär, Juan Kaskado, übersetzte sie folgendermaßen: „Mein Chef hat sehr großen Hunger und fragt, wieweit es noch bis zur nächsten Stadt, beziehungsweise dem nächsten Dorf, ist?"
„Oh, gar nicht weit. In einer knappen halben Stunde sind Sie in Somerset. Suchen Sie dort den „Weidereiter" auf. Da gibt es ein vorzügliches Essen."
Juan Kaskado übersetzte, was Mrs. Poldi geantwortet hatte. Don Fernandos Augen leuchteten auf. Er lächelte den beiden Damen gnädigst zu und sagte wieder ein paar Worte.
„Don Fernando dankt Ihnen sehr", übersetzte sein Begleiter. „Sollten auch Sie einmal einen Wunsch haben, so wird er Ihnen gern mit Rat und Tat zur Seite stehen."
Der Chauffeur wurde aufgefordert weiterzufahren. Er tat es mit mürrischem Gesicht.
Als der Wagen außer Sicht war, meinte Mrs. Poldi: „Das waren echte Gentlemen, wirklich. Oh, in so einen Mann könnte selbst ich mich noch verlieben!"
Kaum hatten Mrs. Poldi und Mrs. Klidy die Ranch verlassen, stürmten acht junge Mädchen lachend auf Mrs. Forbes zu.
„Was wollten die denn von dir, Mam'?" fragte Alice neugierig.
„Die beiden Damen machen sich Sorgen um euch", erklärte die Rancherin. „Sie möchten euch alle am liebsten unter ihre Fittiche nehmen, damit ihr nicht von dem Weg der Tugend abweicht!"
Acht Kehlen entrang sich zur selben Sekunde ein Entrüstungsschrei. Dann fragte Alice: „Und was hast du Ihnen darauf geantwortet?"
„Daß ihr selber auf euch aufpassen könnt", lachte Mrs. Forbes. „Und dann hat sie euch noch zu einem Vortrag eingeladen, der in drei Tagen stattfindet. John Watson soll ihn halten."
„Watson?" fragte Alice verblüfft. „Seit wann ist der denn ein „großer Redner" geworden. Soweit mir bekannt ist, hat er sich bei öffentlichen Ansprachen schon mehr als einmal unsterblich blamiert."
„Am besten, ihr hört euch mal an, was er zu sagen hat", schlug die Rancherin vor. „Länger als eine Stunde
dauert es bestimmt nicht — und ihr habt wenigstens etwas zum Lachen!"
„Klar! Wir gehen geschlossen hin", rief Mary Wilson begeistert. „Vielleicht hat uns dieser Watson wirklich etwas zu bieten. Auf dem Bahnhof vorhin fand ich ihn jedenfalls bereits reichlich komisch."
So faßte man einstimmig den Beschluß, John Watsons Vortrag zu besuchen. Gleich darauf baten Mary und Anita Wilson die Rancherin um ein Pferd.
„Uns kann nichts dabei passieren, wir sind gute Reiterinnen", versicherte Mary. „Zu Hause haben wir sogar eigene Reituntersätze."
„Wir haben Pferde genug", sagte Mrs. Forbes. „Gut, sucht euch aber gute Tiere aus!"
„Ich reite das erstemal lieber mit", erbot sich Alice. „Sonst verirrt ihr euch noch. Wollt ihr im Damensitz reiten?" fragte Alice. „Solche besitzen wir aber leider nicht."
„Wir ziehen uns schnell den Reitdreß an", sagte Anita. Mary und ihre Schwester verschwanden im Haus.
Fünf Minuten später ritten sie auf die Prärie hinaus. Mary und Anita waren wirklich vortreffliche Reiterinnen. Ganz so gut wie Alice Forbes konnten sie es zwar noch nicht, dafür saß aber diese schon seit ihrem vierten Lebensjahr im Sattel.
„Da vorne reiten zwei Jungen!" rief Alice plötzlich. „Ich glaube, Pete und Sam sind es. Ihr habt sie ja heute schon kennengelernt."
„Los, wer zuerst bei ihnen ist!" rief Anita und sprengte davon.
„Hinterher!" antworteten die anderen.
Mary und Alice gaben nun ihren Pferden ebenfalls die Sporen und preschten hinter der Ausreißerin her, die aber inzwischen einen zu großen Vorsprung herausgeholt hatte, um sie vor Pete und Sam noch überholen zu können. Anita erreichte auch wirklich zuerst die beiden Boys von der Salem-Ranch, in weitem Abstand folgten die anderen.
„Ihr habt's aber sehr eilig", spottete Sommersprosse. „Oder sind die Pferde vielleicht mit euch durchgegangen?"
„Mit uns gehen keine jungen Pferde durch", wies ihn Alice in derselben Tonart zurecht.
„Wir sind perfekte Reiterinnen!"
„Nur keine Aufregung; wir glauben's ja", schaltete sich jetzt Pete ein.
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