Das Pete Buch 23 - Der doppelte Watson
überhaupt seit einiger Zeit großes Kopfzerbrechen. Der Hilfssheriff griff nicht mehr in seine Zigarrenkiste, trank auch nicht mehr seinen Whisky, sondern benahm sich manierlich wie nie zuvor. Und gerade das beunruhigte den Sheriff sehr!
Durch die Hauptstraße Somersets ritt der Rancher Malone. Er hielt auf das Office zu und stieg dort von seiner Stute. Unheildrohend wälzte er seinen Kaugummi
von einer Backenseite in die andere und drückte mit seiner fleischigen Hand die Türklinke herunter.
„Tag, Sheriff!"
„Tag, Malone!"
„Wie geht's?"
„Danke, schlecht!"
„Warum?" fragte Tunker.
„Viel Aufregung!"
„Haben sich die beiden Rinder endlich gefunden?"
„Yea — sie haben sich gefunden!"
„Sonst noch was?" fragte Tunker uninteressiert.
„Warum ist denn keiner von euch gekommen, als ich um Hilfe rief? Die Rinder hätten doch wirklich gestohlen sein können."
„Sie sind aber nicht gestohlen worden. Übrigens, habe ich Ihnen doch meinen Gehilfen geschickt." „Bei mir ist er aber nicht angekommen."
„Waaas?" Tunker drückte wütend seine Zigarre im Aschenbecher aus. „Wo treibt sich dieser Kerl dann herum? Ich wußte doch, daß mit ihm irgend etwas nicht in Ordnung ist."
„Was soll denn los sein?" wollte Malone wissen.
„Weiß es selbst noch nicht. Watson benimmt sich in letzter Zeit ganz ungewöhnlich. Muß ihn mal energisch auf den Zahn fühlen."
„Das tun Sie man", stimmte Malone zu. „Es geht nicht an, daß meine Ranch dauernd ausgeplündert wird, und . . ."
„Reden Sie kein dummes Zeug, Malone. Es gibt hier keine Banditen."
„Woher wollen Sie das bloß wissen?"
Tunker brauchte nicht erst darauf zu antworten, denn durch das Fenster erspähte er nun seinen Gehilfen, der langsam auf das Office zu geritten kam.
„Da schleicht er ja heran", sagte Malone nicht ohne Nebenton.
„John Watson" band sein Pferd an die Stange und betrat das Amtszimmer. „Tag, Chef."
„Na Watson, wo waren Sie so lange?"
„Auf der Malone-Ranch natürlich", antwortete Emil Kluck und strahlte mit unschuldigen Kinderaugen seinen Chef und den Rancher an, der vor Entrüstung den Mund nicht mehr zubekam.
„Haben Sie die Maulsperre?" fragte Kluck. „Wenn Sie wollen, haue ich Ihnen eine unters Kinn, dann klappt der Laden wieder."
„Das ist doch . . ." brachte Malone mühsam hervor.
„Ja, das ist doch eine prima Idee", unterbrach ihn der „Hilfssheriff", rollte die Augen und ballte die Faust.
„Unterstehen Sie sich, handgreiflich zu werden, Sie Lügner!"
„Ich werde höchstens nur faustgreiflich, wenn Sie mich noch einmal einen Lügner schimpfen, Sie komischer Kuhbauer! Wer sind Sie denn überhaupt? Wer gibt Ihnen das Recht, mich, den berühmten „John Watson" einen Lügner zu nennen? Hinaus mit Ihnen! Für solche Burschen ist hier kein Platz. In diesem Räume regiert das
Recht! Hinaus also, ehe ich vergesse, daß ich „John Watson" bin!"
Der Rancher Malone und Mr. Tunker starrten „John Watson" betroffen an.
„Ha, da vergeht Ihnen wohl die Spucke — äh, ich wollte sagen, die Sprache, wie? Wenn ich erst einmal ordentlich loslege, dann bleibt kein Auge trocken!"
„Was reden Sie da wieder für einen Unsinn, Watson?" fragte Tunker scharf. „Was haben Sie gegen den Rancher . . ."
„Waaas, ein Rancher will dieser Erzhalunke sein? Man sollte eine Rinderherde über ihn hinweg laufen lassen."
„Aber Watson, Sie brauchen es Malone doch nicht übelzunehmen, daß er seine beiden Rinder für gestohlen 'hielt. Darum brauchen Sie doch keine so schweren Geschütze aufzufahren!"
Emil Kluck begriff nun sehr schnell, daß er sich in eine sehr mißliche Lage hineingeredet hatte. Dieser Mann dort war tatsächlich der Rancher Malone. Und e r hatte vorhin gesagt, daß er auf dessen Ranch gewesen sei. Aber er gab den Kampf noch nicht auf.
„Er war aber gar nicht bei mir auf der Ranch", versicherte Malone erneut.
„Was sagen Sie da?" Emil Kluck rollte wieder mit den Augen. Malone wich ängstlich einen Schritt zurück. Sooo hatte er den Hilfssheriff ja noch nie gesehen!
Sheriff Tunker hielt sich aus der Sache heraus. Er machte sich nur seine eigenen Gedanken.
„Nun, war ich auf Ihrer Ranch?" fragte Emil Kluck und legte die rechte Hand auf den Revolverkolben.
„Ja, ja", rief Malone entsetzt, „Sie waren dort. Ich ... ich ... ich .. . hatte . . ." „Weiterrrr!"
„ . . . hatte es . . . vergessen", vollendete Malone seinen Satz völlig eingeschüchtert.
„Da hören Sie es", sagte
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