Das Pete Buch 27 - Falsch gewettet
das sich hilfsbereit in der Nähe der Tür aufbaute.
„Hallo, Mr. Settier!" rief Mrs. Corner aus ihrem Fenster. „Geht's bei Ihnen auch rund?"
Der Friseur erschien verstört im Nachthemd auf seiner Schwelle.
„Hier war eben so 'n Geheul, Mrs. Corner! Direkt zum Zittern Kriegen."
„Das war bei uns schon vor einer Stunde. Seitdem liege ich auf der Lauer. Ich habe ein Handtuch in rote Farbe getaucht. Eben kam ein Spitzbube vor meine Tür. Der kriegte den ganzen Segen um die Löffel, und die Farbe ist prima; die geht so leicht nicht wieder ab. Morgen früh, wenn er dann noch im Town ist, haben wir ihn."
„Aber das Geheul!" rief Mrs. Settier, die ihrem Mann
ängstlich über die Schulter spähte. „Welchen Vers sollen wir uns darauf machen."
„Keine Ahnung", sagte die resolute Sargmachersgattin. „Außerdem ist da noch ein Gespenst da. — Dort, sehen Sie es!"
Der Geist stand stocksteif drei Schritte neben Mr. Settier. Jetzt erblickte ihn der Friseur und sank mit einem geröchelten „Du lieber Himmel!" seiner Frau in die Arme.
„Junge, Junge!" lachte Pete. „Ich glaube, ich verschwinde lieber. Hier wird's gefährlich." Er machte schnell kehrt, kroch vom Schauplatz der Ereignisse fort und — krach!
„Au!" stöhnte er. „So was von Dickschädel!"
Denn er war mit dem Kopf gegen die vierte Nachtgestalt gerannt — oder, wenn man das Gespenst mitzählte, die fünfte, diejenige, die ihm anfangs an zweiter Stelle gefolgt war.
Auch der andere stöhnte auf und griff sich an die Stirn. Aber er faßte sich sofort wieder. Bevor Pete sich vorstellen konnte, zischte ihn eine Stimme an:
„Hände hoch! Hier Jack Ripper!"
Au backe! Das war ein Ding!
„Nun mal nicht so grob!" flüsterte Pete. „Ich bin John Watson!"
Die Antwort, die er erhielt, war noch unerwarteter als das „Hände hoch!" Sie bestand in einem erstickten Aufschrei und — Jack Rippers schmählicher Flucht. Tatsächlich! Der gefürchtete Räuberhäuptling sprang sogar auf. Er lief aus Leibeskräften, und Pete folgte ihm; wie die wilde Jagd ging es durch das von der Panik gepeitschte Town.
„Da draußen rennen zwei!" rief Mrs. Dulles, die unter der Fenstergardine angstvoll ins Freie spähte. „Mein Gott, mein Gott, Mann, was soll das bloß werden?"
„Das werden wir gleich wissen", sagte der Metzger entschlossen. „Kreuzdonnerwetter! Jetzt geht mir der Mist doch bis zum Kragenknopf. Ich gehe raus und —"
„Aber Watson hat's doch verboten", jammerte seine Gattin, ihn am Arm festhaltend. „Zu unserer eigenen Sicherheit, sagt er. Und die weiße Gestalt, die vor einer halben Stunde vorbeikam — hast du die auch vergessen?"
„Watson soll sich um seinen geliebten Niagara kümmern, und Gespenster gibt es gar nicht; damit hat man uns in Somerset oft genug schon genarrt."
Dann riß Mr. Dulles die Haustür auf; fünfzig Schritte von ihm entfernt aber packte Pete gerade den fliehenden Jack Ripper am Kragen.
„So, Freundchen, dich habe ich! Nun bekenne mal Farbe! Wer..."
Seine Stimme schnappte jählings ab. Denn während des Wettrennens war der Mond aufgegangen, und das Gesicht, in das Pete nun starrte . . .
„Doro — Dorothy?!"
Jack Ripper war genau so fassungslos wie sein Verfolger.
„Pe _ Pete?"
Dann feuerten sie gemeinsam eine so fürchterliche Lachsalve ab, daß Mr. Dulles wie angewurzelt auf seiner Schwelle stehenblieb.
„Du bist mir ja ein nettes Früchtchen, Schwesterlein! Hast du etwa den ganzen Rummel ausgeheckt?"
„Und du, verehrtes Brüderchen? Seit wann heißt du John Watson? Hat dir unser verehrter Vormund nicht eingeschärft, ja zu Hause zu bleiben?"
„Halt, wer da?" dröhnte es aus einem benachbarten Fenster. „Parole!"
Das war Mr. Dunn, der Kürschner, der früher Unteroffizier im US-Heer war und gerne militärische Ausdrücke gebrauchte.
„Niagara und Jack Ripper!" gab Pete zurück.
Mr. Dunn verschwand bei dem Namen des Gangsters, um sein altes Gewehr aus dem Schrank zu holen; Pete aber zog seine Schwester schnell in eine Seitengasse.
„Also los, Dorothy! Gib mir fix ein paar Stichworte!"
Er betrachtete das Mädel im Mondschein von oben bis unten und lachte abermals.
„Weste, Reithose und Stetson — wie'n richtiger Cowboy! Hör mal! Du hast ja 'ne alte Kluft von m i r angezogen!"
„Alle Mann auf die Straße!" hörte man in der Ferne Mr. Dulles brüllen. „Männer von Somerset! Mut, Mut! Wir müssen dem Spuk endlich ein Ende machen!"
Pete und Dorothy liefen vorsichtshalber weiter, bis sie aus
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