Das Pete Buch 30 - Der Kaiser von Hollywood
etwas im Hintergrund standen, lachten über das ganze Gesicht. Nur Mr. Dodd, der Verwalter, schien ärgerlich; er schüttelte den Kopf und sah wie ein richtiger Griesgram aus.
„Hallo!" rief der Film-Regisseur. „Was soll dieser Spektakel? Ich komme eben vom Town, und was mir Mr. Turner dort alles erzählte, klang nichts sehr ermutigend. Euch aber muß hier wohl der Affe gebissen haben."
„Ach, Mr. Rickard", lachte Pete, „das hätten Sie miterleben müssen! Mr. Watson und seine Getreuen wollten zwei Gefangene befreien; wir haben ihnen aber eingeheizt, daß die Heide wackelte. Ich dachte mir, daß sie kommen würden, weil ich Old John kenne wie meine Hosentasche, und traf alle Vorbereitungen. Die Todesschaukel — hahaha! Young Buffalo hat ihre Verrenkungen, als sie im Käfig zappelten, durch ein Loch in der Wand gefilmt, und die wackeren Krieger hielten das Blitzlicht für Kanonenschläge. Ein Geschrei war das! Mammy Linda hat es bis in die Küche gehört."
„Was für eine Todesschaukel meinst du denn?" fragte Rickard aus dem Wagen springend. „Die Hexenschaukel etwa, die sich unter den Rummelbuden befindet?"
„Natürlich! Ein prima Ding! Kannte ich auch noch nicht, bis Young Buffalo es mir erklärte. Ein Druck auf einen Knopf, und die Wände drehen sich, so daß die Leute meinen, sie jonglierten auf ihren Köpfen rum. Wir saßen draußen und bedienten den Apparat, und John Watsons tapfere Armee steckte in der Falle und schrie Zeter und Mordio!"
Jetzt näherte sich Mr. Dodd und bot dem Regisseur ein verdrießliches „guten Morgen." „Mein Name ist Dodd, bin hier der Verwalter. Zum Henker, Sir, dieser ganze Tumult hängt mir zum Halse heraus, obwohl ich mich redlich anstrenge, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Ich bin immer ein gastfreier Mensch gewesen; aber zehn Kraftfahrer, zwei Gefangene, die sämtlichen Jungen vom Bund der Gerechten, ein Dutzend Gäste aus Mexiko, und noch ein paar andere Gents — wie ich das alles aufbringen soll, ist mir schleierhaft."
„Nun mal ruhig, altes Haus!" rief Mr. Tunker. „Dunn, Kennan und ich bezahlen für uns, und für die übrigen kommt der Film auf."
„Aber natürlich", versicherte Lloyd Rickard. „Sehen Sie, Mr. Dodd, diese Buden hier bilden den Hintergrund zu dem Rodeo, das wir filmen und in dem Ihre Boys auch mitwirken werden. Aber ich höre — Gefangene? Was meinen Sie denn damit? Davon steht nichts im Drehbuch."
Sheriff Kennan, der sich nun auch vorstellte, gab die gewünschte Aufklärung: „Es sind zwei Kerle, die gestern in aller Herrgottsfrühe und naß wie die Pudel in einer Ranch bei Littletown aufkreuzten, eine alberne Vollmacht von dem Sheriff von Somerset, John Watson, vorwiesen und trockene Kleider und 200 Dollar „kassieren" wollten. Na, ich war schon von Pete telefonisch alarmiert worden und hatte sie bereits am Wickel, bevor sie Jack Robinson sagen konnten. Zunächst sperrte ich sie ins Jail, nahm ihnen die Vollmacht ab und fuhr nach Somerset, um Watson über den Fall zu befragen. Aber der alte Idiot hörte mich gar nicht erst an, und — von der Schlacht im Town hat Ihnen ja sicher Mr. Tunker schon berichtet. Kurz und gut,«wir schafften die beiden Strolche später aus einem bestimmten Grunde, der mit Mr. Wellman zu tun hatte, zur Salem-Ranch, und —"
„Bing Wellman?" rief Lloyd Rickard. „Den muß ich dringend sprechen. Wo steckt er?"
„Im Augenblick ist er unabkömmlich, Sir", grinste Pete. „Ich denke aber, daß er heute nachmittag wieder zur Verfügung steht."
„Zum Teufel auch!" sagte der Regisseur unwirsch, „die Sache ist aber äußerst eilig. Ich habe unvorhergesehene Terminschwierigkeiten und muß den Film hier schneller zu Ende bringen, als ich im voraus berechnet hatte. Im Laufe des Tages treffen noch ein paar andere Schauspieler und die Kurbelmänner ein! — Keine Sorge, Mr. Dodd; sie werden in Littletown wohnen, falls in Somerset der Wahnsinn so weitergeht; morgen fangen wir an, das Rodeo zu drehen, und übermorgen kommt der Höhepunkt, der Zugüberfall, an die Reihe. Ich habe einen Haufen Apachen dazu verpflichtet, die schon aus ihrer Reservation unterwegs sind. Eigentlich wollte ich ja einen besonderen Zug zusammenstellen. Das würde jedoch zu lange dauern, und so habe ich mich mit der Eisenbahnverwaltung geeinigt, daß sie uns einen normalen Zug zur Verfügung stellt; schließlich ist das Wagengerümpel, das hierzulande auf den kleinen Strecke« verkehrt, antik genug, um auch in einem historischen Film
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