Das Pete Buch 30 - Der Kaiser von Hollywood
Flucht entwickelte sich ein entsetzlicher Kampf; mein Kollege Fitzsimmons alias Smoky ist im Kugelhagel liegengeblieben, ohne daß wir ihn retten konnten, und unser tapferer John Watson bahnte sich heldenmütig den Weg aus der Todeskammer, in die auch er auf einem tollkühnen Spähgang geraten war. — Wie viele Kugeln hast du eigentlich verfeuert, John? Ich schätze, es müssen so an die fünfzig gewesen sein."
„Fünfzig — nee — genau achtundvierzig kommafünf", stotterte Watson, der natürlich keinen Schuß abgegeben hatte. „Ich knallte achtmal die Trommel leer."
„Das klingt ja nervenzerrüttend, Gentlemen!" rief die Lady. „Doch ich glaube, es hat nichts mit mir zu tun.
Was bedeutete Ihr .obwohl' soeben, Inspektor? Sie können doch eine Präsidentin nicht mit Worten abspeisen!"
„Es hat leider, leider sehr viel mit Ihnen zu tun, Mrs. Poldi", sprach Sugar tiefbewegt. „Denn die Annahme, daß sich das Komplott unserer Gegner in erster Linie gegen die Eisenbahn richtet, war zu meiner kummervollen Betrübnis falsch. Der Eisenbahnrummel soll die Augen des Gesetzes auf die falsche Fährte schielen lassen. In Wirklichkeit ist — wappnen Sie sich bitte mit Stärke, verehrte Lady! — In Wirklichkeit —"
„Aber, Mann, machen Sie mich doch nicht wahnsinnig! Reden Sie endlich!" kreischte Mrs. Poldi und griff sich verzweifelt an die Schläfen, als könnte sie damit ihre Vernunft festhalten. „Soll ich etwa ermordet werden?"
Auch Old John war verblüfft, da er keine Ahnung hatte, worauf die Sache hinausging, und Jimmy wandte sich ab, um ein vergnügtes Grinsen über die Angst der streitbaren Lady zu verbergen. Carlos dagegen verzog keine Miene.
„Ermordet?" wiederholte Sugar langsam. „Nein — nicht unbedingt. Aber man will Sie politisch unschädlich machen oder zwingen, im Auftrag der Gangster irgendeine Tat zu begehen. — Genaues kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen, da ich nur Bruchstücke der Gespräche meiner Wächter belauschen konnte. Nur eins steht so fest wie die Gipfel der Rocky Mountains. — Sie sollen gekidnapped werden!"
Mrs. Poldi sprang mit einem gellenden Schrei auf, und Old John rannte an die Tür und drehte schnell den, Schlüssel um.
„Gekidnapped?" schrie sie. „Entführt und verschleppt? — Das darf nicht sein! Nie und nimmer! Helfen Sie mir, Gents! Raten Sie mir! Warum wird denn diese ganze Bande nicht sofort verhaftet und eingesperrt? Warum läßt man sie ihr Unwesen auf den Fluren von Arizona ungehindert weiter treiben?"
„Weil ich sie alle auf einmal in die Hand bekommen will, Mrs. Poldi", sagte Sugar mit der ruhigen Stimme eines alten, erfahrenen Kriminalinspektors. „Ich habe schon viele Beweise beisammen, aber ich weiß noch nicht, wie weitverzweigt das Komplott ist; und vor allem muß ich nachweisen, inwieweit Riccardo Festucci die Leitung hat. Aber das wird sich in der kommenden Nacht entscheiden — wenn Sie erst verpackt und gefesselt sind —"
„Schweigen Sie! Ich will kein Wort mehr davon hören!" schrillte Mrs. Poldis Organ.
„Entschuldigen Sie; ich habe mich vielleicht inkorrekt ausgedrückt. Ich meine: bei dem Anschlag auf Sie ergibt sich aus Gründen, die ich nicht schildern darf, wer der Führer der Bande ist. Und darum —"
„Ein netter Inspektor sind Sie!" schrie Mrs. Poldi. „Ist das der ganze Trost, den Sie den Leuten bieten?"
Nun fühlte sich Old John für seinen Freund gekränkt und griff hitzig ein:
„Das dürfen Sie auch nicht sagen, verehrte Freundin! Ohne meinen Sugar lebten Brent und Jimmy und Corner und Flowers und ich nicht mehr. Und Sie? — Selbst wenn Sie für kurze Zeit eingesperrt werden sollten, was ist schon dabei? Sugar garantiert Ihnen für prompte Wiederbefreiung, nicht wahr, mein Lieber? Ich für mein
Teil kann mit Stolz behaupten, wenn Sugar mit dem kleinen Finger winkt — mit dem rechten natürlich, der linke ist ja ab, hehehe — wenn Sugar also winkt, lasse ich mich unbesehen sofort wieder in die Todesschleuder einspannen und an die Decke schießen!"
Oh weh! Das hätte er nicht sagen dürfen. Denn der Inspektor nahm diese Anregung mit Begeisterung auf.
„Du hast meine Gedanken also wieder erraten, John? Na ja, wir sind eben Gemüter, sozusagen geistige siamesische Zwillinge! Also dann kann ich meinen Plan ja entwickeln: Mrs. Poldi kommt in der nächsten Nacht hier ins Office, und du, John, ziehst Kleider von ihr an, nimmst in ihrer Wohnung Platz und läßt dich entführen."
Jetzt fiel es Carlos
Weitere Kostenlose Bücher