Das Pete Buch 34 - Wettbewerb der Vagabunden
umständlich zu zählen.
„Well, zehn Mann. Nach getaner Arbeit bekommt ihr insgesamt zwanzig Dollar."
„Dreißig", verbesserte Pete und lächelte verbindlich.
„Ihr seid aber nicht billig", brummte der Alte, gab aber gleich nach.
„Es ist ja für 'nen guten Zweck", tröstete ihn Sam und klopfte dem Opa väterlich auf die Schultern.
Sie gingen, geführt von Mr. Edelbert, durch den ziemlich verwilderten Garten ins Haus, in dem die alte Apollonia schon allerlei Vorbereitungen getroffen hatte.
„Toll", fand Pete, als er die Halle mit dem großen Kamin sah.
Sam fand es noch toller und ließ sich begeistert in einen weichen Sessel fallen, aus dem aber gleich gewaltige Staubschwaden aufquollen.
„Meine Herren", meinte Dorothy, „hier gibt's allerhand zu tun."
Und so wurde nicht mehr viel geredet. Immer fünf Mann machten sich über ein Zimmer her. Jeder bekam seine Arbeit zugewiesen, und so kamen sie schnell voran.
Wenn Apollonia noch Zeit hatte, einen kleinen Nachputz zu veranstalten, dann konnte Mrs. Slogan bald kommen.
Sommersprosse und Joe Jemmery konnten es natürlich nicht lassen, die Wände nach Geheimgängen abzuklopfen. Dorothy war aber so hinter den beiden her, daß
sie sich dieser interessanten Tätigkeit nur sekundenweise hingeben konnten.
Zuletzt kam die Halle an die Reihe, und gegen acht Uhr abends hatten sie es geschafft.
„Uff", sagte Sitka, „das war die gräßlichste Arbeit meines Lebens." Die anderen Mitglieder des Bundes waren derselben Meinung.
„Boys", verabschiedete sie der alte Edelbert, „ich danke euch für eure Hilfe. Hier hast du die dreißig Dollar, Pete. Ihr habt sie euch ehrlich verdient."
„Das denke ich auch. Sie und Ihre Frau können nun der Chefin mit reinem Gewissen entgegentreten."
Froh, daß das Werk vollbracht war, liefen die Jungen durch den Garten zu ihren Pferden. Bald darauf ritten sie in die verschiedenen Richtungen davon.
„Jetzt habe ich aber 'nen gewaltigen Hunger", meinte Sam. „Hoffentlich hat Mammy Linda noch nicht die Küche geschlossen. Das wäre nicht auszudenken!"
Kurz nach Mitternacht setzten zwei schemenhafte Gestalten über den niedrigen Gartenzaun. Es brannte kein Licht mehr im „Räuber-Nest", und es war anzunehmen, daß Apollonia und Edelbert bereits fest schliefen.
„Hier, nimm mal den Rucksack", sagte einer der Männer. „Ich glaube, daß es ein ganz einfaches Schloß ist."
„Ben, ich habe Angst."
„Sei still, du brauchst keine Angst zu haben. Vor ein paar Jahren jedenfalls warst du mutiger . . ."
„Wenn man so lange im Gefängnis gesessen hat", meinte Sam, „dann hat man keinen Mut mehr. Ich, hoffe, daß wir das Geld finden und damit gleich wieder abhauen können."
„Ja, es wäre ein gerechter Ausgleich für all die Jahre, die wir im Gefängnis verbringen mußten. Wenn uns der Richter und die Geschworenen geglaubt hätten, daß wir lediglich vor der Bank Schmiere gestanden haben, wären wir mit erheblich weniger davongekommen. Wir konnten aber nicht beweisen, daß wir mit der Schießerei nichts zu tun hatten, zumal du Dummkopf bei unserer Verhaftung eine Waffe in der Tasche trugst."
„Höre jetzt endlich auf", bat Sam. „Wir wollen doch in das Haus, — und nicht die alte Suppe zum tausendstenmal aufwärmen."
„So, da hab ich's schon", triumphierte Ben. „Das Türschloß ist völlig veraltet. Sogar du hättest es aufbekommen."
„Danke", knurrte Sam, „aber nun rein in die Halle und raus mit dem Geld."
„Hoffentlich geht's so schnell", meinte Ben skeptisch und ließ seine Taschenlampe aufblitzen. Ihr Lichtstrahl geisterte über den Fußboden und über die Möbel hin.
Dort ist der Kamin", flüsterte Sam. Er zitterte vor Angst.
Ben ließ das Licht verlöschen und tastete sich langsam voran. Sein Kollege war entsetzlich aufgeregt, und schon passierte es!
Sam fiel über ein niedriges Blumentischchen, das ausgerechnet mit einer Glasplatte versehen war. Er schlug einen recht geräuschvollen Salto; das Tischchen krachte um, und die Glasplatte zerklirrte in tausend Scherben.
„Gratuliere", sagte Ben, „das hast du sehr gut gemacht?"
„Weg, keuchte Sam, „schnell, bevor sie uns schnappen. Ich habe keine Lust, noch einmal hinter schwedische Gardinen zu kommen."
„Nicht die Nerven verlieren, mein Freund", beruhigte ihn Ben. „Anscheinend hat niemand etwas gehört."
„Wir wollen wenigstens unsere Masken aufsetzen, damit man uns nicht erkennt."
„Na schön", stimmte Ben zu und streifte sich eine rote
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