Das Pete Buch 39 - Wer soll da noch durchschauen
Schwindler, aber es gehört sich nicht, ihn auch noch für klingende Münze zur Schau zu stellen. Und das Schild, das Painter da bei sich hat? Ihr Weizen scheint heute zu blühen, Meister Klecks! Zeigen Sie doch mal das Ding her! Pfui Deibel! Der .Silberdollar' ist Ihnen wohl nicht mehr gut genug, Herr Budiker! Lesen Sie es alle, meine Herren! ,Hotel Königshof'! Wenn das kein Gimpelfang ist, will ich ein frischausgebrütetes Kamelsfüllen sein!"
Unter den Männern, die im Nebenraum an dem „Prinzen" vorbeidefilierten, befand sich auch Mr. Dodd, der Verwalter der Salem-Ranch. Er kam jetzt in den Saal und schüttelte immer wieder vor sich hinmurmelnd den Kopf:
„Gott sei Dank, daß mein Sprößling in St. Louis ist, sonst wäre ich an mir selbst irre geworden. Ist ja nicht zu glauben, was sich in diesem Somerset tut. Vorgestern lachte ich noch darüber und meinte, John Watson hätte in seiner Dummheit wieder Kohl fabriziert. Aber nach dem zu schließen, was sich heute abgespielt hat—"
„Nur kein Neid!" schrie Mr. Turner inzwischen seinen Rivalen Dulles an. „Hängen Sie das Schild draußen vor das Lokal, Paintner! — Ah, da ist ja Mr. Dodd! Kommen Sie nur, nehmen Sie ruhig an der Beratung teil! Wie hat Ihnen denn meine Prinzliche Hoheit gefallen?"
„Gar nicht übel. Wenn er Sommersprossen und rotes Haar hätte, könnte er fast mein Sam sein."
„Nee, das durfte nicht kommen!" rief der Wirt verächtlich. „Ihren Sprößling in Ehren, lieber Dodd; aber der Prinz hat so etwas Erhabenes an sich, das Ihrem Boy völlig abgeht. Und dann die Krone! Ich habe eben einen Sachverständigen gefragt — echtes Gold, meinte der!"
Mr. Dodd zuckte mit den Schultern und ging auf Mr. Gray, Connys Vater, zu.
„Hält Ihr Boy auch mit Wache, altes Haus? Ich wollte es Pete eigentlich verbieten. Aber wenn Conny mitmacht—"
„Tut er", versetzte der Steuereinnehmer. „Freilich nur bis zur Dunkelheit. Einstweilen besteht ja wohl keine Gefahr, obwohl Pete eben etwas von verdächtigen Kerls in die Gegend brüllte. Haben Sie keinen gesehen?"
Der Verwalter verneinte und nahm neben Mr. Gray Platz. Mrs. Poldi dagegen stand auf, um eine Rede zu halten.
„Gentlemen", tönte ihre scharfe Stimme durch den fortdauernden Wortwechsel zwischen Dulles und Turner, „unser Somerset ist mit dem heutigen Tage gewissermaßen in den wohlerworbenen Mittelpunkt der Weltgeschichte gerückt. Einer oder auch zwei Königssöhne haben Schutz bei uns gesucht; Kidnapper waren am Werk und haben Jimmy Watson davon geschleppt. Und wenn ich meinen geschulten Geist in Tätigkeit setze, so sehe ich klar, was gespielt wird."
Der Wirt und der Metzger schwiegen endlich. Turner schloß die Tür zum Nebenraum. Der Maler entfernte sich, um das Schild anzubringen. Die Honoratioren waren wieder unter sich und lauschten gespannt auf die „Enthüllungen" der Kampfbund-Präsidentin.
„Es ist nämlich so, Gentlemen; Mr. Usher, dieser seltsame Jugendgestalter, hat uns allen mit seiner Rede im Geschichts-Verein ein dickes X für ein U vormachen wollen. Er wußte, daß der unglückliche Kaspar Hauser auf seiner einsamen Wanderung auf dem Wege nach Somerset war, und hoffte, wir würden ihn auf Grund seiner erlogenen Behauptung, der arme Mensch habe vor hundert Jahren gelebt, für einen Schwindler halten; dann sollte er festgenommen und seinen Feinden ausgeliefert werden. Und als unser heldenmütiger Mr. Watson, der beste Sheriff übrigens der USA, instinktiv das Komplott durchschaute und den boshaften Lügner in die Flucht trieb, raubten Ushers Komplicen den harmlosen Jimmy und lockten seinen Onkel dadurch nach San Francisco."
„Entschuldigen Sie, Madam, wenn ich Sie unterbreche", sagte Mr. Dodd bescheiden. „Sie sprachen von Komplicen. Wo sind die denn?"
Mrs. Poldi blickte den Verwalter mitleidig an. „Wie kann man nur so wenig einfältig sein, Mr. Dodd? Unter uns sind sie! Jawohl, sogar in dieser Versammlung! Aber wir werden sie herausfinden und der Zuchtrute der Justiz vor die Füße legen."
Unter uns? Die Bürger erschauerten insgeheim. Mr. Jemmery warf ängstliche Blicke auf Settler und Malcolm, seine Nachbarn in der Sitzordnung, und Mr. Dulles vergewisserte sich, daß er seinen Colt nicht vergessen hatte.
„Gentlemen," hob die Rednerin wieder an, „wir sind hier gleichsam in einer belagerten Festung, in die der Feind Spione eingeschleust hat. Daher —"
„Bumm!"In der Ferne hallte ein dumpfer Knall. Ein zweiter folgte in Sekundenschnelle. Und dann
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