Das Pete Buch 39 - Wer soll da noch durchschauen
so meine Vermutungen."
Pete setzte sie dem Arzt haargenau auseinander, und der wackere Doc bog sich vor Lachen.
„Richtig, richtig! Stimmt alles! Und wie wird es weitergehen?"
„Das wird sich morgen früh entscheiden, Doc. Aber Sie bleiben neutral, nicht wahr? Sie geben den Leuten keinen Wink?"
„Niemals, mein Junge. Die Somerseter können gar nicht genug genarrt werden; vielleicht werden sie doch noch einmal vernünftig und fallen nicht mehr auf jeden Hokuspokus herein. Und die beiden Prinzen — die sind bei dir bestimmt in den besten Händen!"
Pete dankte dem Arzt und verabschiedete sich, um draußen seine Freunde zusammenzurufen und als Posten um den „Silberdollar" und die Metzgerei aufzustellen.
„Mensch, Pete!" sagte Conny, der vor lauter Freude von einem Bein auf das andere tanzte, „du hast mal wieder so recht gehabt! — Aber wo ist denn Sitka?"
„Fortgeritten. Du weißt doch, wegen morgen früh. Es geht alles nach Plan."
Dann trat in Somerset zunächst wieder Ruhe ein, aber nicht für lange.
«•
Die Versammlung der Bürgerschaft, die der Doc angeregt hatte, trat nicht erst am Abend, sondern bereits um 5 Uhr nachmittags zusammen, weil höchste Eile geboten war. Alle Honoratioren waren im Saal des „Silberdollar", der schon so manches denkwürdige Ereignis gesehen hatte, zugegen: zweiundzwanzig im ganzen; als Vertreterin der Frauenschaft war außerdem Mrs. Poldi zugelassen worden. Dagegen hatte der Doc im letzten Augenblick absagen müssen, weil er zu einem Kranken nach Littletown gerufen worden war. In Wirklichkeit jedoch saß er zu Hause; aber das ahnte niemand.
Mr. Dulles eröffnete die Sitzung, indem er mit einem Löffel an sein Glas klopfte, und ritt sofort eine heftige Attacke gegen Mr. Turner:
„Mrs. Poldi und werte Mitglieder vom Bürgerrat! Ich bin nur mit äußerstem Widerstreben in dieses Haus gekommen, wo sich eine solche unerhörte Konkurrenz gegen meinen Schützling aufgetan hat; nur weil mir die Pflicht über alles geht und ich nun einmal der Präsident des Bürgervorstandes bin, überwand ich meine Bedenken und ging gleichsam wie eine unschuldige Maus in den Rachen des Katers. Ich —"
„Zur Sache!" rief Schneider Jemmery. „Ich denke, wir wollen feststellen, welcher Prinz der echte ist. Oder soll hier ein Zoo gegründet werden?"
„Dann brauchten wir uns um den Affen nicht zu bemühen!" brauste Dulles auf. „In der Beziehung bin ich ganz beruhigt, Mr. Jemmery, wenn ich nur einen flüchtigen Blick auf Sie werfe."
Dieser Bemerkung folgte ein wütendes Durcheinander. Es hörte erst auf, als Pete die Tür öffnete und seinen Kopf hindurchsteckte.
„Meine Posten haben einige verdächtige Gestalten bemerkt," meldete er „die sich um den ,Silberdollar' zusammenziehen. Die Lage scheint nicht geheuer."
Brent, tapfer wie er war, sprang sofort auf, um nach dem Rechten zu sehen. Doch Dulles hielt ihn am Arm zurück.
„Hiergeblieben, Joe! Renne um Himmelswillen nicht blindlings in einen Hinterhalt! — Du kannst später wieder Meldung machen, Pete! Wie steht es mit meinem Haus?"
„Noch alles okay, Mr. Dulles. Ich war in Ihrem Wohnzimmer und beobachtete Ihren Gast, wie er ein Schnitzel verzehrte. Ihre Gattin meint, er sei völlig ausgehungert."
„Was, noch ein Schnitzel?" rief der Metzger bestürzt. „Junge, Junge, gut, daß meiner Susie und mir die Ohren am Kopf festgewachsen sind. — War noch Betrieb im Laden?"
„Der Laden ist proppenvoll", bestätigte Pete. „Mrs. Dulles hat gerade angefangen, eine Gebühr für die Besichtigung Seiner Hoheit zu erheben; zehn Cent pro Person für einen Blick durch den Türspalt!"
„Aha!" brüllte Turner, während Pete sich wieder entfernte. „Da sieht man, aus welchen Gründen Sie diesen armen Teufel aufgenommen haben. Ein schmieriges Geschäft, mein Herr! Das neue Schild hängt auch schon über Ihrer Tür: Fürstlicher Hoflieferant! Und so was im demokratischen Amerika!"
Der Wirt hatte seine Rede kaum beendet, als durch eine Seitentür Mr. Paintner, der Malermeister, hereinkam. Er vergaß in der Eile, die Tür hinter sich zu schließen, und die Versammelten sahen nun, wie in dem Nebenraum der Turnersche Kaspar Hauser, die Krone auf dem Kopf, ein herzhaftes Abendbrot verdrückte, während eine Kette von Neugierigen an ihm vorbeidefilierte und Geldmünzen auf den Tisch legte.
„Nun hört sich die Gemütlichkeit aber auf!" empörte sich Dulles. „Ist das nun unlauterer Wettbewerb oder nicht? Ihr Kerl ist zwar ein
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