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Das Peter-Prinzip

Das Peter-Prinzip

Titel: Das Peter-Prinzip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence J. Peter , Raymond Hull
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werde, bei uns die Einführung einer
    Klassengesellschaft zu empfehlen, möchte ich darauf hin‐
    weisen, dass wir bereits eine haben. Dabei ist die Klassen-zugehörigkeit keine Frage der Geburt, sondern abhängig von
    der Universität, die jemand besucht hat. Ein Absolvent von Harvard wird beispielsweise als «Harvard Man» bezeichnet,
    wer aber sein Diplom einem XY‐College verdankt, hat damit
    noch lange kein Empfehlungsschreiben in der Hand. In
    manchen Hierarchien hat der ehemalige Student irgendeines
    obskuren Colleges — unabhängig davon, wie befähigt er sein mag — nicht die gleichen Aufstiegschancen wie der Absolvent
    der vornehmen Schulen.
    Das ändert sich allerdings. Überall ist die Tendenz zu spüren,
    einen Universitätsabschluss als Vorbedingung für mehr und
    mehr Berufe und Posten zu machen, selbst auf den untersten Ebenen bestimmter Hierarchien. Das steigert die Aufstiegschancen eines jeden Graduierten und verringert den Klassen
    bildenden Wert der Prestige‐Diplome.
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    Meine eigenen Studien zu diesem Phänomen sind wegen des
    beklagenswerten Mangels an Forschungsmitteln leider unvoll‐
    ständig. Dennoch möchte ich die Vorhersage wagen, dass von Jahr zu Jahr jeder Universitätsabsolvent steigende Chancen hat,
    seine Stufe der Inkompetenz zu erreichen — sei es in der Privatwirtschaft oder innerhalb des Regierungsapparates.

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    8. Hinweise & Vorhersagen

    Dichter sind die Oberpriester
    einer unbegreiflichen Inspiration.
    P. B. Shelley

    Es ist so Sitte; jedes wissenschaftliche Werk mit einer Biblio‐
    graphie zu zieren, einer Liste früherer Schriften zum gleichen Thema. Der Sinn mag sein, die Befähigung des Lesers zu
    prüfen, indem man ihm einen anregenden Katalog von Büchern
    vorlegt. Der Zweck der Übung mag aber auch der sein, die Kompetenz des Autors zu dokumentieren, indem man dem
    Leser den Berg von Schlacken vorführt, der beiseite geräumt werden muss, um ein Goldkörnchen Wahrheit zu finden.
    Da dieses das erste Buch zum Thema ist, gibt es auch keine der üblichen Bibliographien. Da mir Arglist nicht liegt, bekenne
    ich mich zu diesem offenkundigen Mangel an Gelehrsamkeit in
    der festen Überzeugung, dass die Zukunft meine unorthodoxe
    Haltung rechtfertigen wird.
    Ungeachtet dieser Überlegungen habe ich mich entschlossen,
    einige Autoren zu erwähnen, die zwar nie etwas zu diesen
    Fragen geschrieben haben, es aber getan haben könnten, wenn
    sie daran gedacht hätten. Es ist deshalb eine Bibliographie von
    Vor‐Hierarchologen.
    Die unbekannten Erfinder einiger Sprichwörter hatten einen
    intuitiven Sinn für die Inkompetenz‐Theorie.
    «Schuster bleib bei deinen Leisten» ist eine deutliche Warnung an den Schustergesellen, sich vor einer Beförderung zum
    Vorarbeiter der Schuhreparaturwerkstatt zu hüten. Die Hand,
    die geschickt mit Ahle und Hammer umgeht, könnte sehr wohl
    den Dienst versagen, wenn sie mit Federhalter, Lieferfristen und Arbeitsplänen zu tun hat.
    «Viele Köche verderben den Brei.» Je mehr Leute an einem
    bestimmten Projekt beteiligt sind, umso größer ist die Gefahr, 81

    dass wenigstens einer von ihnen seine Stufe der Unfähigkeit erreicht hat. Ein fähiger Kartoffelschäler, der seine Stufe der Unfähigkeit als Koch erreicht hat, könnte beispielsweise zu viel
    Salz in die Suppe schütten und damit die gute Arbeit von sechs
    anderen Köchen verderben, die daran mitgearbeitet haben.
    «Die Arbeit der Hausfrau ist nie beendet» ist ein Kommentar
    zu der Tatsache, dass viele junge Mädchen ihre Stufe der Un-fähigkeit als Hausfrauen erreichen.
    In seinem ‹Rubaijat› ∗ beklagt sich Omar Chaijam bitter über die starke Konzentration von Unfähigkeit in schulischen und kirchlichen Hierarchien.

    Den Hörsaal mancher Weisen, mancher Frommen
    Hab ich besucht, von Wissensdurst entglommen,
    Doch durch die Tür, durch die ich eingegangen,
    Stets bin ich auch herausgekommen.

    Immer wieder bin ich auf einen «hierarchischen Instinkt» des
    Menschen gestoßen, seinen unwiderstehlichen Drang, sich in
    eine Rangordnung einzufügen. Manche Kritiker haben die
    Existenz eines solchen Instinkts geleugnet. Pope dagegen hat ihn schon vor zwei Jahrhunderten erkannt und in ihm sogar den Ausdruck eines göttlichen Prinzips gesehen.

    Ordnung ist des Himmels erstes Gebot; und ich bekenne,
    Manche sind und müssen größer sein als die anderen.
    (‹Über den Menschen›, Epistel IV, II. 49‐50)

    Er beschrieb die Befriedigung, die man dadurch erlangen
    kann,

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