Das Peter-Prinzip
werde, bei uns die Einführung einer
Klassengesellschaft zu empfehlen, möchte ich darauf hin‐
weisen, dass wir bereits eine haben. Dabei ist die Klassen-zugehörigkeit keine Frage der Geburt, sondern abhängig von
der Universität, die jemand besucht hat. Ein Absolvent von Harvard wird beispielsweise als «Harvard Man» bezeichnet,
wer aber sein Diplom einem XY‐College verdankt, hat damit
noch lange kein Empfehlungsschreiben in der Hand. In
manchen Hierarchien hat der ehemalige Student irgendeines
obskuren Colleges — unabhängig davon, wie befähigt er sein mag — nicht die gleichen Aufstiegschancen wie der Absolvent
der vornehmen Schulen.
Das ändert sich allerdings. Überall ist die Tendenz zu spüren,
einen Universitätsabschluss als Vorbedingung für mehr und
mehr Berufe und Posten zu machen, selbst auf den untersten Ebenen bestimmter Hierarchien. Das steigert die Aufstiegschancen eines jeden Graduierten und verringert den Klassen
bildenden Wert der Prestige‐Diplome.
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Meine eigenen Studien zu diesem Phänomen sind wegen des
beklagenswerten Mangels an Forschungsmitteln leider unvoll‐
ständig. Dennoch möchte ich die Vorhersage wagen, dass von Jahr zu Jahr jeder Universitätsabsolvent steigende Chancen hat,
seine Stufe der Inkompetenz zu erreichen — sei es in der Privatwirtschaft oder innerhalb des Regierungsapparates.
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8. Hinweise & Vorhersagen
Dichter sind die Oberpriester
einer unbegreiflichen Inspiration.
P. B. Shelley
Es ist so Sitte; jedes wissenschaftliche Werk mit einer Biblio‐
graphie zu zieren, einer Liste früherer Schriften zum gleichen Thema. Der Sinn mag sein, die Befähigung des Lesers zu
prüfen, indem man ihm einen anregenden Katalog von Büchern
vorlegt. Der Zweck der Übung mag aber auch der sein, die Kompetenz des Autors zu dokumentieren, indem man dem
Leser den Berg von Schlacken vorführt, der beiseite geräumt werden muss, um ein Goldkörnchen Wahrheit zu finden.
Da dieses das erste Buch zum Thema ist, gibt es auch keine der üblichen Bibliographien. Da mir Arglist nicht liegt, bekenne
ich mich zu diesem offenkundigen Mangel an Gelehrsamkeit in
der festen Überzeugung, dass die Zukunft meine unorthodoxe
Haltung rechtfertigen wird.
Ungeachtet dieser Überlegungen habe ich mich entschlossen,
einige Autoren zu erwähnen, die zwar nie etwas zu diesen
Fragen geschrieben haben, es aber getan haben könnten, wenn
sie daran gedacht hätten. Es ist deshalb eine Bibliographie von
Vor‐Hierarchologen.
Die unbekannten Erfinder einiger Sprichwörter hatten einen
intuitiven Sinn für die Inkompetenz‐Theorie.
«Schuster bleib bei deinen Leisten» ist eine deutliche Warnung an den Schustergesellen, sich vor einer Beförderung zum
Vorarbeiter der Schuhreparaturwerkstatt zu hüten. Die Hand,
die geschickt mit Ahle und Hammer umgeht, könnte sehr wohl
den Dienst versagen, wenn sie mit Federhalter, Lieferfristen und Arbeitsplänen zu tun hat.
«Viele Köche verderben den Brei.» Je mehr Leute an einem
bestimmten Projekt beteiligt sind, umso größer ist die Gefahr, 81
dass wenigstens einer von ihnen seine Stufe der Unfähigkeit erreicht hat. Ein fähiger Kartoffelschäler, der seine Stufe der Unfähigkeit als Koch erreicht hat, könnte beispielsweise zu viel
Salz in die Suppe schütten und damit die gute Arbeit von sechs
anderen Köchen verderben, die daran mitgearbeitet haben.
«Die Arbeit der Hausfrau ist nie beendet» ist ein Kommentar
zu der Tatsache, dass viele junge Mädchen ihre Stufe der Un-fähigkeit als Hausfrauen erreichen.
In seinem ‹Rubaijat› ∗ beklagt sich Omar Chaijam bitter über die starke Konzentration von Unfähigkeit in schulischen und kirchlichen Hierarchien.
Den Hörsaal mancher Weisen, mancher Frommen
Hab ich besucht, von Wissensdurst entglommen,
Doch durch die Tür, durch die ich eingegangen,
Stets bin ich auch herausgekommen.
Immer wieder bin ich auf einen «hierarchischen Instinkt» des
Menschen gestoßen, seinen unwiderstehlichen Drang, sich in
eine Rangordnung einzufügen. Manche Kritiker haben die
Existenz eines solchen Instinkts geleugnet. Pope dagegen hat ihn schon vor zwei Jahrhunderten erkannt und in ihm sogar den Ausdruck eines göttlichen Prinzips gesehen.
Ordnung ist des Himmels erstes Gebot; und ich bekenne,
Manche sind und müssen größer sein als die anderen.
(‹Über den Menschen›, Epistel IV, II. 49‐50)
Er beschrieb die Befriedigung, die man dadurch erlangen
kann,
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