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Das Peter-Prinzip

Das Peter-Prinzip

Titel: Das Peter-Prinzip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence J. Peter , Raymond Hull
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dass man seine Arbeit sachverständig erledigt:

    ∗ ‹Strophen des OmarChaijam›. Dt. von A. F. Graf von Schack. Stuttgart 1878.
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    Wißt, daß alles Glück, das der einzelne findet
    Und Gott und Natur der Menschheit schenkten,
    Die Freuden des Geistes, alle Freuden der Sinne
    In den drei Wörtern liegen: Gesundheit, Frieden,
    Kompetenz.
    (Ebd., II. 77‐80)

    Pope verkündet eines der grundlegenden Prinzipien der
    Hierarchologie:

    Was will der Mensch? Aufwärts will er streben,
    Und fast den Engeln gleich sein eben.
    (Ebd., Epistel I, II. 173‐174)

    Mit anderen Worten: Kaum ein Beschäftigter ist zufrieden da‐
    mit, auf seiner Stufe der Kompetenz zu verharren. Er ist versessen darauf, eine Aufgabe zu übernehmen, die seine Fähigkeit übersteigt.
    Das Bild, das S. Smith von der beruflichen Inkompetenz
    gezeichnet hat, ist so anschaulich, dass es fast zu einem Ge-meinplatz geworden ist:

    «Wenn man die verschiedenen Rollen im Leben durch
    verschieden geformte Löcher in einer Tischplatte darstellen
    wollte — runde, dreieckige, quadratische und rechteckige —
    und die Personen, die diese Rollen übernommen haben, als
    Holzstücke in derselben Form, so würde man in der Regel
    feststellen, daß die dreieckige Person in dem quadratischen Loch sitzt, die rechteckige im dreieckigen und eine quadratische Figur sich in ein rundes Loch gequetscht hat. Der
    Amtsinhaber und das Amt, der Arbeiter und die Arbeit
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    passen selten so gut zusammen, daß wir sagen könnten, sie seien füreinander geschaffen.» ∗

    W Irving betont, dass im öffentlichen Dienst allgemein
    «schwerfällige Geister vorgezogen werden und vor allem mit
    Ehrenämtern in den Gemeinden überhäuft werden». Er erkann‐
    te nicht, dass jemand hell genug sein kann für einen untergeordneten Posten, aber farblos bleibt, wenn er zur Prominenz
    aufsteigt. Schließlich versagt auch eine Kerze, die beim Diner die Tafel angenehm beleuchtet, ihren Dienst, wenn sie, in eine Laterne gesteckt, eine Straßenecke erleuchten soll.
    Karl Marx hat ohne Zweifel die Existenz von Hierarchien
    erkannt, scheint aber geglaubt zu haben, dass sie von den Ka-pitalisten beherrscht werden. Bei seinem Verlangen nach einer nicht hierarchischen Gesellschaft übersah er, dass der Mensch von Natur aus hierarchisch ist. Er will und muss Hierarchien haben, ob sie nun patriarchalisch, feudal, kapitalistisch oder sozialistisch sind. Diesen Punkt hat Pope bei weitem klarer gesehen als Marx.
    Mit grandioser Inkonsequenz prophezeit Marx dann das
    herrschende Prinzip seiner nicht hierarchischen Traumgesell‐
    schaft: «Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Be-dürfnissen.» Das bedeutet aber nichts anderes als die Schöpfung einer Zwillingshierarchie von Fähigkeit und Bedürfnis.
    Selbst wenn wir diesen Bruch im marxistischen Gedan‐
    kengebäude übersehen, zeigt uns das Peter‐Prinzip, wie wenig
    wir erwarten dürfen, dass «jeder nach seinen Fähigkeiten»
    arbeitet. Das ließe sich nur erreichen, wenn man ständig alle Arbeitskräfte auf einer Stufe der Kompetenz hielte. Das aber ist
    unmöglich. Jeder Mitarbeiter steigt bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit auf. Wenn er diese einmal erreicht hat, ist er nicht

    ∗ Smith, Sidney (1771-1845): ‹Sketches of Moral Philosophy›, 1850.
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    mehr fähig, eine Leistung, die seinen Fähigkeiten entspricht, zu
    erbringen.
    Wir sehen also, dass die marxistische Theorie nichts als
    Schaum ist und nur eine andere Art Opium fürs Volk. Keine Regierung, die versucht hat, sie anzuwenden, war jemals in der
    Lage, sie in die Praxis umzusetzen. Marx muss als unwissenschaftlicher Visionär von dannen gejagt werden.
    Dichter sind da wohl doch die besseren Wissenschaftler.
    Dickinsons Aphorismus

    Erfolg scheint denen am süßesten,
    die niemals davon kosteten

    ist psychologisch korrekt, wenn man den Begriff «Erfolg» in seiner hierarchologischen Bedeutung als Endstation einer
    Karriere, die auf der Stufe der Unfähigkeit endet, gebraucht.
    In ‹Alice im Spiegelreich› weist C.W. Dodgson auf die herrschende Inkompetenz hin, wenn er die Königin sagen lässt: «So
    sehen Sie doch — da laufen wir mit aller Kraft, nur um auf der
    Stelle zu treten.» Mit anderen Worten: Wenn ein Beschäftigter erst einmal seine Stufe der Unfähigkeit erreicht hat, bringen ihm auch die verzweifeltsten Bemühungen keine weitere Beförderung mehr ein.
    S. Freud ist der Entdeckung des Peter‐Prinzips wohl näher
    gekommen als jeder andere

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