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Das Peter-Prinzip

Das Peter-Prinzip

Titel: Das Peter-Prinzip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence J. Peter , Raymond Hull
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proportional zu ihrem Reife-quotienten RQ:

    RQ =
    Anzahl der Beschäftigten im Zustand der Inkompetenz x 100
    Gesamtzahl der Beschäftigten in der Hierarchie

    Wenn der RQ-Quotient 100 erreicht, kann offensichtlich überhaupt keine sinnvolle Arbeit mehr geleistet werden.
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Gleichmacherei und Inkompetenz
    Die Lage ist heute schlimmer als zu den Zeiten, in denen die
    Ernennungen im Verwaltungsdienst und in der Armee reine
    Günstlingswirtschaft waren. Das mag in einem Zeitalter, das die Gleichheit so betont, nach Ketzerei klingen, aber vielleicht erlauben Sie mir dennoch, es zu erläutern.
    Stellen wir uns ein Land namens Protektia vor, wo Eignungs‐
    prüfungen, gleiche Startchancen und Beförderung nach Ver‐
    dienst unbekannte Begriffe sind. Protektia hat ein starres
    Klassensystem, bei dem die Spitzenpositionen in allen Hierarchien — ob in der Regierung, der Armee, im Geschäftsleben oder innerhalb der Kirche — den Mitgliedern der herrschenden
    Klasse vorbehalten sind.
    Sie werden bemerkt haben, dass ich den Ausdruck «Ober‐
    klasse» vermeide, weil dieser Begriff unerfreuliche Assoziationen weckt. Er wird im Allgemeinen für eine Gruppe verwen‐
    det, die ihren Herrschaftsanspruch aus aristokratischer oder vornehmer Herkunft ableitet. Aber meine Schlussfolgerungen
    gelten ebenso für Systeme, in denen sich die herrschende Klasse
    von den unterdrückten Gruppen durch ihre Religion, Körper‐
    größe, Rasse, Sprache, ihren Dialekt oder ihre politische Richtung unterscheidet.
    Es spielt keine Rolle, welches dieser Kriterien für Protektia zutrifft. Wichtig ist nur, dass es dort eine herrschende und eine
    untergeordnete Klasse gibt. Das folgende Diagramm zeigt eine
    für Protektia typische Hierarchie mit der klassischen Pyrami-denform.

    77

    Die unteren Ränge (im Diagramm mit UK bezeichnet) wer‐
    den von Beschäftigten eingenommen, die der untergeordneten
    Klasse angehören. Gleichgültig, wie brillant Einzelne von ihnen
    auch sein mögen: Keiner von ihnen kann die Klassenschranke überwinden.
    Die oberen Positionen (das mit HK bezeichnete Gebiet)
    werden von Vertretern der herrschenden Klasse eingenommen.
    Sie beginnen ihre Karriere nicht am unteren Ende der Hierarchie, sondern oberhalb der Klassenschranke.
    Im unteren Bereich (UK) gibt es nun ohne Zweifel viele
    Beschäftigte, die nie weit genug aufsteigen können, um ihre Stufe der Unfähigkeit zu erreichen. Sie werden im Verlauf ihrer
    gesamten Karriere ständig mit Aufgaben betraut sein, die sie befriedigend erfüllen können. Niemand wird über das Gebiet
    UK hinaus befördert. So behält dieser Bereich der Hierarchie seine fähigen Mitarbeiter stets für sich und kann sie kontinuierlich einsetzen.
    Die Existenz einer Klassenschranke sichert in den unteren
    Bereichen einer Hierarchie eine höhere Leistung, als sie ohne diese Grenze erreichbar wäre.
    Nun wollen wir den Bereich HK oberhalb der Klassen‐
    schranke betrachten. Wie wir bereits gesehen haben, sind die Aussichten eines Mitarbeiters, seine Stufe der Unfähigkeit zu erreichen, der Zahl der Rangstufen in der Hierarchie direkt proportional. Je mehr Rangstufen es gibt, umso mehr Inkompetenz gibt es. Der Bereich HK bildet im Allgemeinen eine geschlossene Hierarchie mit wenigen Rängen. Viele der dort
    Beschäftigten werden deshalb ihre Stufe der Unfähigkeit nie erreichen.
    Im Übrigen wird die Chance, mit der Karriere bereits nahe dem Gipfel beginnen zu können, eine Anzahl hoch befähigter Mitarbeiter anlocken, die nie und nimmer gekommen wären,
    wenn sie ganz unten hätten anfangen müssen.
    78

    Betrachten wir die Situation aus einem anderen Blickwinkel.
    In Kapitel 9 will ich über Leistungsvergleiche sprechen und dabei zeigen, dass die Zuführung frischen Bluts in den oberen
    Rängen der einzige Erfolg versprechende Weg ist, die Leistung
    einer Hierarchie zu erhöhen. In den meisten der heutigen
    Systeme finden solche Blutübertragungen von Zeit zu Zeit statt
    — sei es durch eine Reorganisation oder in Perioden rascher Expansion. In den Hierarchien Protektias sind sie dagegen ein kontinuierlicher Prozess: Neue Mitarbeiter beginnen regelmäßig weit oberhalb der Klassenschranke.
    Ohne Zweifel sind die Hierarchien in Protektia in den Berei‐
    chen HK und UK, also oberhalb und unterhalb der Klassen‐
    schranke, leistungsfähiger als Hierarchien in einer klassenlosen,
    am Ideal der Gleichheit orientierten Gesellschaft.

    Ein zeitgenössisches Klassensystem
    Ehe ich beschuldigt

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