Das Peter-Prinzip
Marxisten haben sich als
ebenso falsch erwiesen wie die der kapitalistischen Theoretiker.
Meine Studien der Vergleichenden Hierarchologie haben zur Genüge gezeigt, dass kapitalistische, sozialistische und kommunistische Systeme durch die gleiche Anhäufung überflüssigen
und unfähigen Personals charakterisiert sind. Obwohl meine
Forschungsarbeit im Augenblick noch nicht abgeschlossen ist, übergebe ich das Folgende als Zwischenbericht. Wenn entsprechende Förderungsgelder zur Verfügung gestellt werden,
werde ich meine Untersuchungen zur Vergleichenden Hierar‐
chologie abschließen. Danach werde ich mich mit der Universal‐
Hierarchologie beschäftigen.
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Zwischenbericht
Bei jeder wirtschaftlichen oder politischen Krise ist eines ge‐
wiss: Viele erfahrene Experten verschreiben ebenso viele verschiedene Heilmittel.
Der Staatshaushalt ist nicht ausgeglichen. A. sagt: «Steuern erhöhen»; B. schreit: «Steuern senken.»
Ausländische Investoren verlieren das Vertrauen in den
Dollar. C. verlangt Kreditrestriktionen, während D. für Inflation
plädiert.
In verschiedenen Städten herrschen Unruhen. E. empfiehlt,
die Armen zu fördern; F. verlangt, die Reichen zu stützen.
Eine fremde Macht rasselt mit dem Säbel. G. sagt: «Schreckt
sie ab»; H. sagt: «Macht ihnen Zugeständnisse.»
Warum dieses Durcheinander?
1.
Viele der Experten haben ihre Stufe der Unfähigkeit be‐
reits erreicht: Ihr Rat ist unsinnig oder irrelevant.
2.
Einige haben vernünftige Ideen, sind aber nicht fähig,
aus ihnen etwas zu machen.
3.
In jedem Fall können weder die vernünftigen noch die
unsinnigen Vorschläge zielstrebig realisiert werden,
weil die Regierungsmaschinerie ein riesiger Komplex
ineinander verschlungener Hierarchien ist, der durch
und durch von Unfähigkeit beherrscht wird.
Betrachten wir zwei Zweige der Regierung — die Legislative,
die den gesetzlichen Rahmen absteckt, und die Exekutive, die den Gesetzen mit ihrer Armee von Beamten und Angestellten
Respekt zu verschaffen sucht.
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Die Gesetzgebung
Die meisten modernen Gesetzgebungsorgane werden —
selbst in undemokratischen Staaten — durch allgemeine Wah‐
len berufen. Man sollte annehmen, dass die Wähler schon in ihrem eigenen Interesse die fähigsten Politiker heraussuchen und wählen, um sich von ihnen in der Hauptstadt vertreten zu
lassen. Das ist in vereinfachter Form eigentlich ja auch die Theorie der repräsentativen Demokratie. In Wirklichkeit ist der
Prozess allerdings etwas komplizierter.
Charakteristisch für die gegenwärtige politische Ordnung ist
das Parteiensystem. Manche Länder haben nur eine offizielle Partei; manche haben zwei; andere haben mehrere. In naiven Darstellungen wird eine politische Partei gewöhnlich als Zu-sammenschluss gleich gesinnter Menschen geschildert, die sich
zusammengefunden haben, um gemeinsame Ziele zu erreichen.
Das stimmt nicht. Diese Aufgabe wird heute einzig und allein von der Lobby wahrgenommen — und es gibt ebenso viele Lobbys, wie es besondere Interessen gibt.
Eine politische Partei ist heutzutage vor allem ein Apparat zur Auswahl von Kandidaten mit der Aufgabe, diese in Amt
und Würden zu bringen.
Eine aussterbende Gattung
Natürlich trifft man auch hin und wieder noch einen «un‐
abhängigen» Kandidaten, der dank eigener Bemühungen und
ohne eine Partei im Rücken gewählt wird. Die ungeheuren
Kosten einer Wahlkampagne machen diese Figuren schon auf
der lokalen Ebene oder im regionalen Bereich zu einer seltenen
Erscheinung. Im nationalen Rahmen sind sie völlig unbekannt.
Man kann ohne Übertreibung sagen, dass bei den gegenwärti‐
gen politischen Verhältnissen die Auswahl der Kandidaten
ausschließlich in der Hand der Parteien liegt.
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Die Parteihierarchie
Wie viele ihrer Mitglieder wissen, ist jede politische Partei eine Hierarchie. Zugegebenermaßen arbeiten die meisten Mitglieder ehrenamtlich und zahlen oft genug noch für dieses
Privileg. Trotzdem gibt es eine ausgeprägte Rangordnung und
feste Regeln für den Aufstieg von einer Stufe zur nächsten.
Bisher habe ich nur gezeigt, wie das Peter‐Prinzip bei bezahlten Arbeitskräften funktioniert. Sie werden nun sehen, dass
es für den oben beschriebenen Typ einer Hierarchie ebenfalls gilt.
In einer politischen Partei ist Kompetenz auf einer bestimm‐
ten Rangstufe ein ebenso unentbehrliches Requisit des Auf‐
stiegs wie in einer Fabrik oder in der Armee. Ein fähiger
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