Das Peter-Prinzip
nicht
vergessen hat», erklärt Swinger.
Als nächsten Schritt plant er, ein beratendes Gremium für das
Anti‐Elend‐Programm ins Leben zu rufen. (Expertenrat einho‐
len.) Dann sollen Mittel für eine Studie über die Probleme der Armut beschafft werden. (Die Notwendigkeit bestätigen.)
Später ist eine Studienreise durch die westliche Welt geplant, die Erkenntnisse über Vorbereitung und Durchführung ähnlicher Projekte vermitteln soll. (Alternativlösungen studieren.)
Man muss darauf hinweisen, dass Swinger vom Morgen bis
in den Abend hinein beschäftigt ist, dass ihm seine neue Aufgabe Freude macht und dass er fest davon überzeugt ist, seine
Sache gut zu machen. Bescheiden weist er den Vorschlag zu-rück, seinen guten Ruf zu nutzen und bei den nächsten Wahlen
zu kandidieren. Kurz, er hat sehr erfolgreich für Ersatzhandlungen gesorgt.
Technik Nr. 2: Spezialisierung auf Nebensächliches
P. Gladman wurde zum Chef eines heruntergewirtschafteten,
unrentabel arbeitenden Zweigwerkes der Sagamor‐Sofafabrik
ernannt. Sein Auftrag war, die Produktion zu steigern und
endlich wieder Gewinne zu erwirtschaften.
Er war unfähig für diese Aufgabe, erkannte das sofort und gab es deshalb rasch auf, sich Gedanken über die Produktivität
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zu machen. Er ersetzte sie durch großen Eifer bei der inneren Organisation der Fabrik und der Verwaltung.
Den größten Teil seiner Zeit verbrachte er damit, sich zu vergewissern, dass es keine Reibungen zwischen Belegschaft
und Management gab, dass die Arbeitsbedingungen zufrieden
stellend waren und dass alle Beschäftigten des Werkes sich wie
eine «große, glückliche Familie fühlen», wie er es nannte.
Zu seinem Glück hatte Gladman als stellvertretenden Werks‐
leiter D. Dominy mitgebracht, einen jungen Mann, der seine Stufe der Unfähigkeit noch nicht erreicht hatte. Dank Dominys
energischen Maßnahmen wurde das Zweigwerk wieder zu
neuem Leben erweckt und erwirtschaftete einen netten Profit.
Gladman erntete dafür die Anerkennung und war auf «sei‐
nen Erfolg» stolz. Er hatte in geeigneter Weise für Ersatz gesorgt und war glücklich dabei geworden.
«Kümmere dich um die Maulwurfshügel, die Berge sorgen
für sich selbst», lautet der Merkspruch der Nebensächlichkeit-Spezialisten.
U. Tredwell war ein fähiger Konrektor in einer Volksschule von Excelsior. Er war seiner Aufgabe intellektuell gewachsen, sorgte für Disziplin bei den Schülern und gute Stimmung unter
den Lehrern. Nach der Beförderung erreichte er als Rektor seine
Stufe der Inkompetenz. Ihm fehlte das Fingerspitzengefühl im Umgang mit Elternorganisationen, Zeitungsreportern, dem
zuständigen Schulrat und den gewählten Mitgliedern des
Schulbeirates. Er fiel bei den Behörden in Ungnade, und das öffentliche Ansehen seiner Schule litt.
Tredwell entwickelte eine bemerkenswerte Form der Spe‐
zialisierung auf Nebensächlichkeiten. Er zeigte ein leidenschaft‐
liches Interesse für ein bestimmtes Verkehrsproblem — die
Stöße, Erschütterungen und Schwingungen, die durch das Hin‐
und Herlaufen von Schülern und Personal in Klassenzimmern,
Fluren und Treppen hervorgerufen wurden.
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Auf großformatigen Planskizzen des Gebäudes arbeitete er
ein ausgeklügeltes System der Verkehrsströme aus. Er ließ in verschiedenen Farben Linien und Pfeile auf Wände und Fuß‐
böden pinseln und bestand auf strikter Einhaltung seiner Ver-kehrsregeln. Kein Kind durfte die weißen Linien überschreiten.
Man stelle sich vor, was geschah, wenn ein Schüler während der Unterrichtszeit mit einem Auftrag von einem Klassenzimmer in einen anderen Raum auf der gegenüberliegenden
Seite des Korridors geschickt wurde: Er musste erst bis zum Ende des Gangs, dann um das Ende der weißen Linie herum-gehen und schließlich auf der anderen Seite an ihr entlang zurücklaufen.
Tredwell verbrachte viel Zeit damit, durch das Gebäude zu
streifen, um auf die Einhaltung seines Systems zu achten. Er schrieb Artikel darüber für Fachzeitschriften und begleitete Besuchergruppen von Nebensächlichkeit‐Spezialisten aus dem
Erziehungsbereich bei Rundgängen durch das Gebäude. Im
Augenblick arbeitet er an einem Buch über dieses Gebiet, das mit vielen Plänen und Fotografien ausgestattet sein wird.
Tredwell ist aktiv und zufrieden, erfreut sich bester Ge‐
sundheit und weist nicht das geringste Anzeichen des End‐
platzierungssyndroms auf. Ein weiterer Triumph der Spezialisierung auf
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