Das Peter-Prinzip
durch harte Arbeit die Anfangsschwierigkeiten in seiner neuen Position überwinden kann und dann
kompetent wird. Deshalb treibt er sich selber gnadenlos an, lässt Kaffeepausen ausfallen, arbeitet auch während der Mit-tagszeit und nimmt abends und am Wochenende noch Arbeit
mit nach Hause.
∗ Beförderungs-Quotient: der numerische Ausdruck für die Beförderungs-chancen eines Mitarbeiters. Wenn der BQ bis auf null absinkt, kommt eine Beförderung nicht mehr in Betracht. Ausführlich behandelt wird der BQ in ‹Das Peter-Profil›, einer unveröffentlichten Studie über die mathematischen Aspekte der Unfähigkeit.
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Er fällt nach kürzester Zeit der Endplatzierungskrankheit
zum Opfer.
Unwissenheit ist ein Segen
Viele Angestellte und Beamte erkennen nie, dass sie ihre
Stufe der Unfähigkeit erreicht haben. Sie sind stets emsig bei der Arbeit, verlieren nie ihren Glauben an eine weitere Beförderung und bleiben deshalb glücklich und gesund.
Natürlich werden Sie fragen: «Wie schafft man das?»
Ersatzhandlung: der Lebensretter
Anstatt den eigentlichen Aufgaben seines Amtes nachzukommen, ersetzt man sie durch andere Pflichten, die dann bis zur Perfektion er-füllt werden.
Ich werde verschiedene Substitutionstechniken beschreiben.
Technik Nr. 1: Ständige Vorbereitung
Wenn ein kompetenter Mitarbeiter vor einer wichtigen Auf‐
gabe steht, beginnt er einfach mit der Arbeit. Der Mann des Ersatzes dagegen zieht es vor, sich mit vorbereitenden Maß‐
nahmen zu beschäftigen. Hier einige wohl erprobte Methoden:
a)
Sich von der Notwendigkeit der Tätigkeit überzeugen. Der wahre Ersatzmann kann niemals genügend Beweis-material zusammentragen. «Vorsicht ist die Mutter der
Porzellankiste» und «Eile mit Weile» sind seine bevor‐
zugten Sprüche.
Verwende genügend Zeit darauf, die Notwendigkeit zu
prüfen, und die Notwendigkeit, etwas zu tun, wird ver‐
schwinden (Peters Prognose).
Wenn beispielsweise eine Hilfsaktion zur Bekämpfung
einer Hungersnot organisiert werden soll, braucht man
nur lange genug zu prüfen, ob ein echtes Bedürfnis für
eine solche Aktion vorliegt. Dann wird man schon nach
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einiger Zeit feststellen, dass gar kein Bedarf mehr vor‐
handen ist.
b)
Prüfe Alternativmöglichkeiten für das, was getan werden soll. Nehmen wir an, eine langwierige Prüfung bestätigt
die Notwendigkeit, etwas zu unternehmen. Der Ersatz‐
mann will dann ganz sicher gehen, dass er auch wirk‐
lich den erfolgreichsten Weg einschlägt, gleichgültig,
wie lange es dauert, bis er ihn gefunden hat. Die Tech‐
nik der Alternativsuche ist in sich eine Ersatzhandlung
und eine weniger beunruhigende Erscheinung als das
Wanken‐und‐Wackeln‐Syndrom.
c)
Den Rat eines Experten einholen, damit die schließlich ausgewählte Methode auch möglichst rationell und
wirkungsvoll angewendet wird. Komitees werden
gebildet, um das Problem zu studieren. Bei einer
Variante dieser Technik, der Suche nach Präzedenz‐
fällen, wendet man sich an verblichene statt an lebende
Experten.
d)
Eins nach dem andern. Zu dieser Technik gehören exakte,
sorgfältig ausgearbeitete, Zeit raubende Vorbereitungen
jeder Einzelheit: der Aufbau reichlich bemessener
Reserven an überflüssigen Formularen, überflüssigen
Geräten, überflüssigem Vorrat, überflüssigem Geld etc.
Damit soll erst einmal die gegenwärtige Position konsoli-diert werden, ehe man sich neuen Zielen zuwendet.
Ständige Vorbereitung: ein lehrreiches Beispiel
Hier ein interessanter Fall, der die Anwendung einiger dieser
Techniken demonstriert. Grant Swinger, Chef der Sozialbe‐
hörde von Deeprest, stand im Ruf großer Fähigkeiten, weil er über eine ungewöhnliche Begabung verfügte, Regierungsbehörden und gemeinnützige Stiftungen dazu zu bewegen, sich
finanziell an ehrenwerten örtlichen Vorhaben zu beteiligen.
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Eines Tages wurde der Armut der Krieg erklärt. Swinger
wurde zum Koordinator des Anti‐Elend‐Programms von
Deeprest ernannt. Man ging davon aus, dass jemand, der so gut
mit den Mächtigen umzugehen verstand, auch besonders
befähigt sein müsse, den Schwachen zu helfen.
Während dieses Buch gedruckt wird, ist Swinger noch emsig
damit beschäftigt, ein prunkvolles Bürogebäude hochzuziehen.
Es soll ihn und seine Mannschaft beherbergen und gleichzeitig
ein Monument des heroischen Kampfes gegen die Not werden.
(Eins nach dem andern.)
«Die Armen sollen sehen, dass ihre Regierung sie
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