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Das Peter-Prinzip

Das Peter-Prinzip

Titel: Das Peter-Prinzip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence J. Peter , Raymond Hull
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öffnen; oder sich weigern,
    etwas zu Hochzeits‐ und Abschiedsgeschenken beizusteuern.
    Wer sich durch eine Vielzahl solcher exzentrischer Handlungen
    absondert (der Diogenes‐Komplex), wird genau die Atmo‐
    sphäre von Ablehnung und Misstrauen schaffen, die ihn für
    eine Beförderung disqualifiziert.

    Automobil‐Taktik. Ein sehr erfolgreicher Abteilungsleiter vermied eine Beförderung, indem er sein Auto gelegentlich auf
    den für Firmenchefs reservierten Parkplatz stellte.
    Ein anderer leitender Angestellter fuhr stets ein Auto, das ein
    Jahr älter und 500 Dollar billiger war als die Autos seiner Kollegen.

    Persönliches Auftreten. Die meisten Leute stimmen dem Spruch, dass Kleider noch lange keine Leute machen, in der Theorie zu, in der Praxis jedoch wird ein Mitarbeiter nach seinem Äußeren beurteilt. Hier gibt es also ein weites Feld für
    schöpferische Unfähigkeit.
    Das Tragen unkonventioneller oder ein wenig schäbiger
    Kleidung, unregelmäßiges Baden oder gelegentlich ein verspä‐
    teter Gang zum Frisör und eine gewisse Nachlässigkeit beim Rasieren (eine kleine, aber auffallende Wunde mit einem kleinen, aber deutlich sichtbaren Flecken geronnenen Blutes oder ein paar übrig gebliebene Bartstoppeln) sind wirkungsvolle Techniken.
    Damen können eine Spur zu viel oder zu wenig Make‐up tragen, gelegentlich kombiniert mit einer Frisur, die ihnen nicht steht oder die unpassend ist. Reichlicher Gebrauch eines starken Parfüms und zu viel Schmuck leisten in vielen Fällen gute
    Dienste.
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    Weitere Beispiele aus dem täglichen Leben. Als Richtschnur und Anregung sollen noch einige hervorragende Beispiele
    schöpferischer Unfähigkeit angeführt werden, die ich während
    meiner Studien beobachtet habe. ∗
    Herr F. machte der Tochter des Firmenchefs während der
    Jubiläumsfeier des Unternehmens einen Heiratsantrag. Das
    Mädchen hatte gerade ihr Abschlussexamen an einem euro‐
    päischen Internat hinter sich, und F. hatte sie nie zuvor gesehen. Selbstverständlich bekam er die Tochter nicht, und ebenso
    selbstverständlich hatte er sich für jede weitere Beförderung unmöglich gemacht.
    Fräulein L. schaffte es während derselben Party, die Frau des
    Chefs zu beleidigen, indem sie das etwas seltsame Lachen der alten Dame so nachäffte, dass diese es hören konnte.
    Herr P. brachte einmal — und das genügte — einen Freund
    dazu, ihn im Büro anzurufen und ihm, P., mit fingierten Drohungen zuzusetzen. Unter den Augen und Ohren seiner Kol‐
    legen bat P. dramatisch um «Mitleid» und «etwas Zeit». «Sagen
    Sie meiner Frau nichts. Es würde sie töten, wenn sie es erfüh-re.» War es nur einer der üblichen blöden Witze von P. oder ein
    inspiriertes Beispiel schöpferischer Unfähigkeit?

Wiedersehen mit einem alten Freund
    Kürzlich befasste ich mich erneut mit dem Fall von T.
    Sawyer, dessen erfolgreiche Anwendung von Peters Abwehr
    ich zu Beginn dieses Kapitels beschrieben habe.
    In den letzten Monaten hat er billige broschierte Exemplare von ‹Walden› ∗∗ gekauft und sie an Arbeitskollegen und Vorgesetzte verschenkt. Dabei hat er jeweils einige Bemerkungen darüber gemacht, dass es ein Vergnügen sei, keine Verantwor‐

    ∗ Ich nehme jedenfalls an, dass ich sie beobachtet habe. Das Kennzeichen der perfekten schöpferischen Unfähigkeit ist, dass niemand – selbst der geübte Hierarchologe nicht – jemals sicher sein kann, dass es sich nicht einfach um echte Inkompetenz handelt.
    ∗∗ Thoreau, Henry D. (1817-62): ‹Walden oder Leben in den Wäldern›, 1854.
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    tung zu tragen, und welche Freuden die tägliche Arbeit bereiten könne. Bald darauf verfolgte er die Beschenkten mit ein-dringlichen Fragen, ob sie das Buch gelesen und was sie davon
    verstanden hätten. Diese zudringliche Form der Belehrung
    nenne ich den Sokrates‐Komplex.
    Sawyer berichtet, dass ihm niemand mehr eine Beförderung
    anbiete. Ich war natürlich enttäuscht, dass ich das einzige lebende Beispiel für eine erfolgreiche Ablehnung verloren hatte (erfolgreich in dem Sinne, dass eine nahe liegende Beförderung
    abgelehnt worden war, ohne dass der Betroffene dadurch un‐
    glücklich wurde). Doch diese Enttäuschung wurde wettge‐
    macht durch das Vergnügen, einen eleganten Beweis dafür ge‐
    funden zu haben, dass schöpferische Unfähigkeit stets Peters Abwehr überlegen ist.

    Eine wichtige Vorsichtsmaßnahme
    Ein genaues Studium von Kapitel 12 gibt Ihnen viele Ideen zur Entwicklung Ihrer

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