Das Peter-Prinzip
angeboten. Das fiel mir auf, und ich zog Erkundigungen ein.
Ein höherer Beamter erzählte mir, dass Spellman seine Ge‐
haltsschecks nie einlöste. «Alle drei Monate müssen wir ihn daran erinnern, wie nett es wäre, wenn er seine Schecks einlösen würde, damit wir unsere Abrechnungen fertig stellen
können. Ich begreife einfach nicht, wie jemand es zuwege
bringt, seine Schecks nicht zu kassieren.»
Ich fragte weiter.
«Nein, nein! Wir haben keinen Grund, ihm zu misstrauen»,
war die Antwort. «Aber man fragt sich natürlich, ob er nicht irgendwelche privaten Einnahmequellen hat.»
«Hegen Sie den Argwohn, dass er in irgendwelche illegalen
Geschäfte verwickelt sein könnte?», wollte ich wissen.
«Sicherlich nicht! Wir haben nicht die Spur eines Beweises in
dieser Richtung. Ein guter Lehrer! Ein ausgezeichneter Mann!
Glänzender Leumund!»
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Trotz dieser Dementis zog ich den Schluss, dass die Hierarchie einem Mann nicht vertrauen kann, der seine Finanzen so in
Ordnung hält, dass er nicht immer sofort zur Bank laufen und
seine Schecks einlösen muss, um seine Rechnungen zu bezah‐
len. Kurz, Spellman war unfähig, sich so aufzuführen, wie man
es von einem typischen Arbeitnehmer erwartet. Er hatte sich selber damit für eine Beförderung unmöglich gemacht.
War es nur ein blinder Zufall, dass Spellman gern Lehrer war
und gar kein Interesse daran hatte, sich in die Verwaltung befördern zu lassen?
Ist das ein Modell?
Ich habe viele ähnliche Fälle untersucht, Fälle scheinbar absichtlicher Unfähigkeit. Nie konnte ich mit Sicherheit feststellen, ob die Verhaltensweise bewusst war oder unbewussten
Motiven entsprang.
Doch eines war klar: Diese Angestellten oder Beamten hatten
den Aufstieg nicht dadurch vermieden, dass sie eine Beförderung ablehnten — wir haben bereits gesehen, welche verhee‐
renden Folgen das haben kann —, sondern indem sie erreichten, dass ihnen niemals eine Beförderung angeboten wurde.
Heureka!
Dies ist ein unfehlbarer Weg, die letzte Beförderung zu vermeiden; er ist der Schlüssel zu Glück und Gesundheit bei der Arbeit und im Privatleben; er bedeutet schöpferische Unfähigkeit.
Eine erprobte Methode
Es spielt keine Rolle, ob Greene, Messer oder Spellman und andere Arbeitskräfte, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, bewusst oder unbewusst die letzte Beförderung vermei‐
den. Was wirklich zählt, ist, dass wir von ihnen lernen können,
wie man dieses so lebenswichtige Ziel erreicht. («Lebens‐
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wichtig» ist nicht nur eine sprachliche Floskel; denn die
korrekte Technik könnte Ihnen das Leben retten.)
Kurz gefasst sagt die Regel: Verbreiten Sie den Eindruck, dass Sie Ihre Stufe der Unfähigkeit bereits erreicht haben.
Sie können das tun, indem Sie ein oder mehrere nicht medi‐
zinische Symptome der Endplatzierung simulieren.
Bei Gärtner Greene war eine milde Form der Papyrophobie
festzustellen. Messer, der Meister in der Gießerei, konnte einem
zufälligen Beobachter als fortgeschrittener Papyromane erschei‐
nen. Der Lehrer Spellman, der mit der Einlösung seiner Gehaltsschecks zauderte, zeigte eine ernste — wenn auch unge-wöhnliche — Art des Wanken‐und‐Wackeln‐Syn‐droms.
Schöpferische Unfähigkeit erreicht die besten Resultate dann,
wenn Sie den Bereich der Inkompetenz so wählen, dass Sie bei der Erledigung der wichtigsten Aufgaben, die sich aus Ihrer gegenwärtigen Stellung ergeben, nicht ernsthaft behindert werden.
Subtile Techniken
Bei Verwaltungsangestellten kann eine so wenig spektaku‐
läre Gewohnheit wie die, am Feierabend stets die Schreibtisch‐
schubladen offen zu lassen, in einigen Hierarchien schon den gewünschten Effekt haben.
Auch die Zurschaustellung einer kleinlichen, aufdringlichen
Sparsamkeit kann ein wirksames Mittel sein. Dazu gehört, dass
man ständig das Licht ausschaltet, Wasserhähne zudreht, Heft‐
klammern und Gummibänder vom Boden aufhebt und aus
Papierkörben herausholt, während man sich ständig halblaut
und in belehrendem Ton über die Tugend der Sparsamkeit
verbreitet.
Abseits der Masse
Auch die Weigerung, einen Beitrag zum Sozialfonds der Fir‐
ma oder der Abteilung zu leisten oder während der offiziellen
Pausen Kaffee zu trinken, reicht aus, unliebsam aufzufallen.
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Man kann auch Butterbrote mitbringen und im Büro verzehren,
obgleich alle anderen in der Kantine essen; oder ständig den Ventilator abdrehen oder das Fenster
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