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Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Titel: Das Phantom auf dem Feuerstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Tarzan.
    „Blöde Sonnenblumen!“ knurrte Ströter. „Nehmen
nur Licht weg. Wollte sie ohnehin abschneiden. Aber wenn, dann mache ich das! Verstanden?“
    „Wir sind ja nicht taub“, sagte Tarzan.
    „Setzt euch! Wollt ihr noch Limonade?
Wartet, ich hole mir ein Bier.“
    Er rannte in die Küche und kam mit
einer Flasche Bier zurück, aber ohne Limonade. Diesmal verschluckte er sich
beim Aus-der-Flasche-Trinken und hustete eine volle Minute. Immerhin brachte
das etwas Farbe in sein Mausgesicht.
    „Unter den Jugendlichen hier“, hob
Tarzan vorsichtig an, „scheint es einige eklige Typen zu geben. Uns, Herr
Ströter, ist es nämlich ebenso ergangen wie Ihnen. Man hat unser neues
kostbares Zelt zerstört.“ Er erzählte. Dann zeigte er Ströter den
Heuschrecken-Zettel.
    Der Schnitzer warf nur einen Blick
darauf. „Die Schrift? Nein. Kenne ich nicht. Trotzdem! Weiß, wer das war. Da
gibt’s keinen Zweifel. Kommt nur einer in Frage: Iwan, der Schreckliche.“
    „Wer?“ fragte Tarzan verdutzt.
    „Iwan, der Schreckliche.“
    „Doch nicht etwa der russische Zar
Iwan, der IV., auch der Schreckliche genannt“, sagte Karl, der Computer. „Wenn
ich nicht sehr irre, lebte er von 1530 bis 1584, gekrönt wurde er 1547. Er galt
als grausamer, absolutistischer Herrscher und begann unter anderem mit der
Unterwerfung Sibiriens. Von 1552 bis 56 eroberte er Kasan und Astrachan.
Allerdings — bei kriegerischen Auseinandersetzungen mit Schweden und Polen mußte
er Niederlagen einstecken.“
    „Was?“ sagte Ströter. „Donnerwetter!
Bist wohl gut in Geschichte. Aber der, den ich meine, nennt sich nur Iwan, der
Schreckliche. Und der hat bestimmt keine Ahnung, wer das wirklich war. Wichtig
ist ihm, daß alle vor ihm zittern. Heißt Dieter Betz. Ist Sohn des Metzgers. 15
Jahre oder so. Ein primitiver, aber bärenstarker Bengel. Ein Rohling. Spielt
sich im Dorf als Alleinherrscher auf. Dem stinkt’s, daß ihr zum Herold-See
kommt. Seht euch vor.“
    „Dieter Betz“, murmelte Tarzan. „Nie
gehört. Naja, jetzt wissen wir’s.“
    Mehr war nicht zu sagen. Die vier
Freunde verabschiedeten sich.
    Als sie außer Hörweite des Hauses
waren, meinte Gaby: „Puh! Das reicht für heute. Mir ist richtig elend zumute.“
    „Mir auch“, sagte Karl. „Sowas Bedrückendes.
Und Krankes. Und was der schnitzt! Also, nein!“
    „Seit ich das Zeug gesehen habe“,
lachte Klößchen, „weiß ich erst, wie ansehnlich ich bin. Direkt hübsch komme
ich mir vor.“
    „Zwanzig Pfund weniger — und du wärst
ganz passabel“, stichelte Tarzan. „Trotzdem! Dieser Ströter tut mir irgendwie
leid. Mit seinem Äußeren — da muß man ja Komplexe kriegen. Ich glaube, er
leidet an Verfolgungswahn. Himmel, wie der sich ereifert hat.“
    „Beneidenswert ist er nicht“, nickte
Gaby. „Trotzdem — ich halte ihn für hinterhältig und giftig. Am liebsten hätte
er Oskar einen Tritt versetzt. Wer Tiere — besonders Hunde — nicht leiden kann,
der hat bei mir schon verspielt.“ Sie hängte die Schlaufe von Oskars Leine über
den Fahrradlenker. „Außerdem: Auch wenn man von der Natur benachteiligt ist,
kann man sich so oder so entwickeln. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder, der
nicht gut aussieht, zur Kanaille wird.“
    „Dann gäbe es ziemlich viele Kanaillen“,
sagte Karl.
    „Aber auch Ausnahmen“, meinte Tarzan, „wie...“
Er sah Gaby an und rasch wieder weg. So direkt wollte er kein Kompliment
machen.
    Aber Gaby hatte es natürlich bemerkt.
Sie lächelte. Karl und Klößchen grinsten. Tarzan murmelte was von ,zu wenig
Luft’, stieg ab und pumpte den Hinterreifen seines Rennrades auf — obwohl der
Luftdruck genau stimmte.
    Als er sich wieder in den Sattel
schwang, hatte er seine Verlegenheit überwunden.
    „Eine Hitze!“ stöhnte Klößchen, als sie
über die Landstraße radelten. „Ihr könnt ja schon zurückfahren. Ich springe
nochmal in den Herold-See.“
    „Ohne Badehose?“ fragte Karl.
    „Warum nicht? Jetzt ist doch kein
Mensch dort.“
    „Stimmt. Weißt du — ich komme mit. Uns
sieht ja niemand. Und du?“
    Die Frage galt Tarzan.
    „Glaubst du, ich lasse Gaby allein?“
erwiderte er schweren Herzens, denn nach den Erlebnissen der letzten Stunde
hätte er es wie eine Reinigung empfunden, in dem herrlichen Waldsee zu baden.
    Gaby dachte ebenso. „Warum stellen wir
uns eigentlich so an? Gehen wir doch alle schwimmen. Vorausgesetzt, ihr
versprecht mir, daß ihr euch umdreht, wenn ich ins Wasser steige. Und daß

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