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Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Titel: Das Phantom auf dem Feuerstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Vertreter stieg ein, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Er
fuhr weiter, durch die nächste Kurve und war außer Sicht.
    „Wie schön ist es im deutschen Wald“,
sagte Karl, der Computer. Natürlich sah er wieder eine Gelegenheit, mit seinem
enormen Wissen zu protzen.
    „In Zahlen ausgedrückt, Freunde: 27
Prozent der Bundesrepublik sind von Wald bedeckt. 80 Prozent der Bäume sind
Nadelbäume, 20 Prozent tragen Laub. Die Hälfte aller Wälder — ungefähr — gehört
dem Staat. Die andere Hälfte gehört 700 000 Privateigentümern. Hm! 600 von
denen wiederum leben von der Forstwirtschaft. Die zehn häufigsten Baumarten in
Deutschland sind: Fichte, Kiefer, Buche, Eiche, Lärche, Pappel, Weide, Linde,
Ahorn und Ulme. Die Fichte kann bis zu 55 Metern hoch werden. Eiche, Lärche und
Linde erreichen ein Alter bis zu 1000 Jahren. Pappel und Weide bringen es nur
auf 150 Jahre — naja, mir würde das reichen. Die Weide kommt in 300 Arten vor.
Unter Linden fand früher in Deutschland die Gerichtsbarkeit statt. Die Linde
ist es auch, die oft von Dichtern besungen wurde. Vielleicht wegen des Reims.
Pappel ist da nicht so geeignet.“
    Seinen Worten folgte Stille.
    „Jetzt überlegen alle, was sich auf
Pappel reimt“, sagte Gaby. „Mir fällt nur Getrappel ein.“
    „Was kostet eine Pappel“, reimte
Klößchen, „mehr als ‘n Ei und ‘n Appel.“
    „Au!“ sagte Tarzan. „Außerdem ist es
nur umgekehrt gebräuchlich: Für ‘n Appel und ‘n Ei. Aber laßt euch, bitte, von
Karl nicht allzu sehr ablenken. Es geht nicht um den deutschen Wald, sondern um
das Phantom. Um Herfurth, finde ich, sollten wir uns unbedingt kümmern. Der
Mann ist verdächtig. Fürstenstraße 22 — prima. Ich weiß, wo das ist. Wir werden
Erkundigungen über ihn einziehen. Vielleicht hat er zuviel von seinen
Spirituosen getrunken und tickt nicht mehr richtig. Wenn er das Phantom ist,
kriegen wir die Belohnung. 10 000 geteilt durch vier — wieviel ist das, Willi?“
    Klößchen grinste. „Für mich wären das
etwa 2500 Tafeln Schokolade, wenn ich sie mir kaufen müßte. Zum Glück kann ich
in der Fabrik meines lieben Vaters kostenlos abstauben.“
    „Besser wäre, du würdest jede Tafel
bezahlen. Dann müßtest du dich einschränken.“ Tarzan sah auf die Uhr. „Ist ja
noch früh. Jede Menge Zeit. Jetzt steht Klettenborn auf unserem Programm.“
    „Ob man dort Badehosen kaufen kann“,
meinte Klößchen. „Ich muß unbedingt heute noch in den Herold-See hüpfen. Mir
ist so heiß — auf meinen Knien könnte ich Spiegeleier braten.“
    „Die brauchtest du dann weder zu
pfeffern noch zu salzen“, lachte Tarzan.

5. Ein seltsamer Holzschnitzer
     
    Das Dorf wirkte verschlafen. Die
Straßen waren fast leer.
    Die vier radelten an einer Schmiede
vorbei, in der gehämmert wurde. Auf dem Dorfplatz sonnte sich ein kleiner,
struppiger Hund unbestimmbarer Rasse. Er knurrte Oskar an, ließ sich aber von
Gaby kraulen und gab ihr die Pfote.
    Vor einem windschiefen Häuschen saß ein
alter Mann auf der Gartenbank und spuckte von Zeit zu Zeit Kautabaksaft in die
Blumenbeete. Tarzan fragte, wo Herr Ströter wohne, und der Alte beschrieb es,
wobei er hauptsächlich mit Daumen und Zeigefinger gestikulierte.
    Die Kinder fuhren weiter. Was ihnen der
Alte beschrieben hatte, war die Dorfschule — wie sich herausstellte. Aber von
dort wies ihnen eine Frau den Weg.
    Ströter bewohnte ein kleines Haus am
Dorfrand. Ein Schuppen war angebaut. Dort stand der klapprige Lieferwagen, wie
man durch das geöffnete Tor sah. Also war Ströter zu Hause.
    Garten und Gebäude wirkten verwahrlost.
Zögernd blieben die Kinder an der Pforte stehen. Lohnte sich hier ein Besuch?
    „Ich hab’s versprochen“, sagte Tarzan. „Außerdem
kann er uns vielleicht weiterhelfen. Ich zeige ihm den Heuschrecken-Zettel.“
    Er ging zur Haustür und zog an dem
altmodischen Glockenzug.
    Hinter der Tür fiel ein Stapel
Porzellanteller zu Boden — jedenfalls klang es so. Dann wurde geöffnet.
    Verdutzt sah Tarzan den Mann an. War
das Ströter?
    Seine Stirn war mindestens 10
Zentimeter hoch und stark gewölbt. Der Kopf hatte die Form einer umgedrehten
Birne: Das dicke Teil oben, der Stengel dort, wo bei Ströter der Hals war.
Fahlblondes Haar verteilte sich auf dem Schädel, aber so spärlich, daß der Mann
kahl wirkte. Sein kleines Gesicht erinnerte an eine Maus. Vor allem die Zähne,
die unter den Lippen hervorstanden. Die Augen lagen sehr tief in den Höhlen.
Eine Schönheit war

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