Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Titel: Das Phantom auf dem Feuerstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
ihr
nicht guckt, wenn ich dann rausgehe.“
    „Und du?“ lachte Tarzan. „Wohin guckst
du, wenn wir kommen?“
    „Ich tauche solange. Also, versprochen?“
    Die Jungen gelobten es.

6. Schwimmen — ohne!
     
    Sonnenlicht spiegelte sich im Wasser
des Heroldsees. Weit und breit war kein Mensch, nur Waldesstille. Und der Duft
der Wiese.
    Sie schoben ihre Räder durch die Büsche
zum Zeltplatz. Während die Jungs die traurigen Reste des Zeltes einsammelten,
zog Gaby sich in die Büsche zurück.
    An einer Stelle, die von den Jungs
nicht eingesehen werden konnte, ging sie ins Wasser. Dann schwamm sie zur
Seemitte, rief ihnen zu, winkte und hatte ihr goldblondes Haar zu einem Knoten
zusammengedreht. Oskar schwamm neben ihr.
    Klößchen genierte sich etwas. Erst als
er sich überzeugt hatte, daß Gaby nicht herschaute, pellte er sich aus seinen
Textilien.
    Sie kühlten sich kurz ab, was nichts
mit Zimperlichkeit zu tun hat, sondern unbedingt nötig ist. Dann sprangen sie
an einer Stelle hinein, wo sie die Wassertiefe genau kannten. Denn ein
Kopfsprung in unbekanntes Gewässer ist heller Wahnsinn.
    Tarzan tauchte mit elegantem
Startsprung hinein.
    Klößchen machte seine ,Bombe’ — mit
angezogenen Knien und dem Hintern voran. Es spritzte, als wäre ein Meteorit
eingeschlagen.
    Das Wasser war lau und roch angenehm
moorig. Schlingpflanzen gab es nicht. Karpfen waren im See, angeblich auch
Hechte. Aber die hatte wohl noch niemand gesehen.

    Gaby, die preisgekrönte
Rückenschwimmerin, war bereits am anderen Ufer, wendete und kam in
vorbildlicher Rückenlage zurück. Allerdings — als sie sich den Jungs näherte,
wechselte sie aus begreiflichen Gründen zum Brustschwimmen. Bei ihrer
Spezialdisziplin lag sie nämlich sehr flach im Wasser.
    „Herrlich!“ rief sie. „Genau die
richtige Temperatur.“
    „Ich bade nur noch so“, prustete Willi.
„Dann braucht die Badehose nicht zu trocknen.“
    Gaby hielt ein bißchen Abstand. Eine
Weile strampelte jeder herum, wie er wollte. Zum Wettschwimmen hatte niemand
Lust. Gaby entdeckte eine dicke Hummel, die ins Wasser gefallen war und um ihr
Leben kämpfte. Gaby setzte sie sich aufs Haar und schwamm so lange umher, bis
die Hummel getrocknet war. Sobald ihre Flügel funktionierten, summte sie davon.
    Als sie etwa in der Mitte des Sees
waren, blickte Tarzan zufällig zum Zeltplatz zurück.
    Was er sah, verschlug ihm die Sprache.
    Geduckt rannte dort ein Junge umher.
Seine Haltung drückte Heimlichkeit aus. Was er tat, war klar: Eilig sammelte er
die Kleidung der Jungs ein.
    Und jetzt kam ein zweiter Junge aus den
Büschen hervor, kam von dort, wo Gaby sich ausgezogen und ihre Kleider gelassen
hatte. Er trug alles über dem Arm: Gabys Jeans, ihr himmelblaues T-Shirt,
Wäsche und Turnschuhe.
    „Da!“
    Mehr brachte Tarzan nicht hervor. Er
deutete zum Ufer. Dann kraulte er los, daß es aussah, als käme der weiße Hai
durch die Fluten.
    Wut stachelte ihn an. Mit kraftvollen
Zügen schnellte er durchs Wasser. Wer die beiden waren, hatte er erkannt:
Dieselben, die bei dem Holzschnitzer Ströter das Fenster eingeworfen und die
Sonnenblumen geköpft hatten.
    Natürlich bemerkten sie ihn. Und es muß
bedrohlich ausgesehen haben, wie er kam.
    Wie auf Kommando schlugen sie sich in
die Büsche.
    Tarzan hörte die Rufe seiner Freunde
hinter sich. Daß Gaby herschaute, war klar. Aber darauf kam’s jetzt nicht an.
    Als er eine seichte Stelle erreichte,
spurtete er durch schlammigen Grund zum Ufer. Wie ein Wildschein brach er durch
die Büsche. Zweige schnellten zurück und klatschten ihm auf die nackte Haut.
Der Boden war voller Tücken: Spitze Steine, Disteln, dorniges Gesträuch.
    Aber Tarzan wußte: Wenn er die beiden
nicht erwischte, war die Katastrophe perfekt.
    Jetzt hörte er ihre Stimmen. Sie waren
schon jenseits der Büsche. Wahrscheinlich hatten sie ihre Räder auf der Wiese
abgestellt.
    „Beeil’ dich!“ sagte der eine hastig. „Ich
fahr’ schon.“
    Nur noch ein Stück. Ein dorniger Zweig
häkelte sich um Tarzans Schenkel. Ihn abzuwinden, fehlte die Zeit. Es tat
höllisch weh, als ihm Dornen die Haut abfetzten. Aber jetzt fegte er durch den
letzten Busch; und mit solchem Tempo hatten die beiden nicht gerechnet.
    Der Größere saß schon im Sattel, hatte
aber einen Fuß noch am Boden.
    Der andere — ein pickliger Kerl mit
speckigem Kopf — war noch damit beschäftigt, ein dickes Kleiderbündel auf dem
Gepäckträger einzuklemmen.
    Der Größere sah Tarzan, riß vor

Weitere Kostenlose Bücher