Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Titel: Das Phantom auf dem Feuerstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
zusammenlief.
    Kaum daß sie draußen waren, sagte er: „Hat
jemand ein Messer dabei? Die müssen wir gleich anschneiden.“
    „Du wirst dich schon noch zehn Minuten
gedulden können“, sagte Tarzan. „Erst fahren wir zu Ströter.“
    Horbach und Pleikert mußten mit. Aber
Ströter war nicht zu Hause. Sein Wagen stand zwar in dem Schuppen, doch der
Schnitzer reagierte weder auf Klopfen noch auf Rufen.
    Tarzan ließ die beiden Dorfjungen
gehen. Ohne ein Wort machten sie sich davon.
    „Die kriegen sowieso noch ihr Fett“,
meinte er. „Iwan, der Schreckliche, wird sie für ihren Verrat zur Verantwortung
ziehen. Wahrscheinlich haut er sie grün und blau.“
    Langsam radelten sie durchs Dorf.
    Oskar, der sonst artig neben Gabys Rad
lief, konnte keinen Blick von Klößchens Gepäckträger lassen und schnupperte
immer wieder in die Richtung. Dort lag die Tüte mit der riesigen Wurst, und
Oskars Verfressenheit stand Klößchens Appetit nicht viel nach.
    Als sie bei den letzten Häusern an
einer Gasse vorbeifuhren, sprang plötzlich eine Gestalt hinter der Hausecke
hervor.
    Dieter Betz.
    Sofort stieg Tarzan vom Rad. Jetzt,
dachte er, ist die Keilerei unvermeidlich. Und bei dem muß ich aufpassen.
    Aber Dieter Betz wahrte genügend
Abstand, grätschte die Beine, stemmte die Hände in die Hüften und schob seinen
bulligen Schädel vor.
    „Nur, damit ihr’s wißt: Bereuen werdet
ihr, daß ihr bei meinem Alten wart. Ich erwische jeden von euch. Ich weiß, wer
ihr seid. Dann schlage ich euch zusammen. Und dem Mädchen schneide ich die
Haare ab.“
    Kaum daß er ausgesprochen hatte, machte
er kehrt und rannte durch die Gasse davon.
    Tarzan sah der schwerfälligen Gestalt
nach. Stark war der Junge sicherlich. Aber weder schnell noch gewandt.
    Trotzdem, dachte Tarzan, darf ich den
als Gegner nicht unterschätzen.
    Besorgt sagte er: „Der ist gewalttätig.
Der kriegt es fertig, sich an Gaby zu vergreifen. Wir müssen vorsichtig sein.“
    „Ob die Salami vergiftet ist?“ fragte
Klößchen.
    Alle lachten.
    „Wenn Iwan gewußt hätte, daß wir sie
kriegen“, sagte Tarzan, „hätte er sie bestimmt mit Rizinusöl gewürzt.“
    „Schmeckt denn das?“ fragte Klößchen. „Ich
kenne nur Olivenöl?“
    „Das ist auch empfehlenswerter für den
Normalfall. Rizinusöl gehört zu den Abführmitteln. Wenn du das nimmst, kommst
du vom Lokus nicht mehr runter.“
    Klößchen meinte, das werde er sich
merken. Während sie dann auf ihren Drahteseln weiterfuhren, fiel Tarzan auf,
daß Gaby schweigsam war. Scherzhaft erkundigte er sich, ob sie um ihre Haare
fürchte.
    „Daran denke ich jetzt gar nicht“,
erwiderte sie. „Mir will nur nicht in den Kopf, daß dieser Dieter Betz so ein
mieser Typ ist. Sein Vater ist doch ganz anders. Mit dem kann man reden. Und
die Wurst brauchte er uns wirklich nicht zu schenken.“
    „Der hat eben noch Ehrgefühl. Sein Sohn
ist ein primitiver Gernegroß. Wahrscheinlich gibt’s bei denen oft Reibereien.“
    „Achtung!“ rief Karl in diesem Moment. „Willi
türmt mit der Wurst.“
    So sah es auch tatsächlich aus.
Klößchen fuhr voran — was sonst nicht seine Art ist. Aber er wollte nicht
türmen. Er hatte vielmehr einen Platz entdeckt, der ihm geeignet schien für ein
Picknick.
    Am Rande der Landstraße wuchs eine
mächtige Eiche. Unter ihr war eine Bank. Davor stand ein einfacher Holztisch
auf massiven Pfosten. Sie waren in den Boden gerammt.
    Der Schatten lud ein. Aber die vier
Freunde setzten sich ins Gras, nicht auf die Bank. Tarzan hatte sein
Taschenmesser mit. Die Wurst wurde geschlachtet. Oskar begann schon zu kauen,
obwohl er noch nichts hatte. Gaby meinte, im allgemeinen wären zwar
scharfgewürzte Würste nichts für Hunde — aber eine gelegentliche Ausnahme
schade nicht. Also erhielt auch Oskar ein ansehnliches Stück. Damit zog er sich
unter die Bank zurück. Klößchen langte bereits zum zweiten Mal zu. „Eine
ausgezeichnete Wurst. Ich werde Metzger Betz weiterempfehlen. Schade nur, daß
es keinen Nachtisch gibt. Eine Tafel Schokolade wäre jetzt genau richtig.“
    Tarzan, der nur wenig Appetit hatte,
entdeckte in der Ferne einen Bauernhof. Von hier aus gesehen, lag er etwas
erhöht. Tarzan erkannte den Hof wieder, den der Spirituosenvertreter Herfurth
mit dem Fernglas beobachtet hatte. Zufällig? Oder verbarg sich dahinter eine
bestimmte Absicht?
    Ein asphaltierter Weg — gerade breit
genug für Trecker oder Wagen — führte vom Gehöft zur Landstraße. Ein Mädchen
kam von

Weitere Kostenlose Bücher