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Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Titel: Das Phantom auf dem Feuerstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wollten Erkundigungen einziehen über den
Spirituosenvertreter Paul Herfurth.
    Jedem der vier Freunde fiel es an
diesem Vormittag schwer, sich auf den Unterricht zu konzentrieren — sogar
Tarzan, der sonst immer wie ein Luchs aufpaßte. Nicht etwa, um sich als Streber
hervorzutun. Das lag ihm fern. Aber er hatte die einfache Erfahrung gemacht,
daß man nachmittags bei den Hausaufgaben enorm viel Zeit spart, wenn man im
Unterricht aufmerksam ist und mitdenkt.
    Endlich war es mittag.
    Gleich nach dem Essen fuhren Tarzan und
Klößchen mit ihren Rädern zur Stadt.
    Es war fast noch heißer als gestern,
der Himmel blau und weit und breit kein Wölkchen zu sehen.
    Gaby wohnte in einer stillen Straße,
deren Bild von alten, ehrwürdigen Häusern bestimmt wurde. Das
Lebensmittelgeschäft, das Frau Glockner gehörte, war um diese Zeit geschlossen.
Karls Rad lehnte an der Hauswand — also war der Computer schon da.
    Frau Glockner öffnete den beiden. Die
Kinder mochten sie sehr. Immer war sie freundlich. Sie hatte für alles
Verständnis. Geschäft und Haushalt forderten viel Einsatz von ihr, trotzdem
fand sie immer noch Zeit, die Freunde ihrer Tochter zu bewirten. Daß sie
großartig kochte, wurde nicht nur von Klößchen geschätzt.
    Gaby und ihre Mutter ähnelten sich.
Wenn Tarzan Frau Glockner betrachtete, konnte er sich vorstellen, wie Gaby
später als Frau aussehen würde. Und diese Feststellung gefiel ihm.
    In Gabys Zimmer mußte Tarzan zunächst
Oskars freudige Begrüßung über sich ergehen lassen. Dann stand den Freunden
eine Überraschung bevor: Nachtisch für alle.
    Gegessen hatten die Glockners zwar
schon, aber Gaby hatte auf das Dessert verzichtet, um es jetzt mit ihren
Freunden zu teilen. Es gab selbstgemachtes Nougat-Eis mit Krokantsplittern und
einem Berg Schlagsahne.
    Klößchen verdrehte die Augen. „Also,
Frau Glockner! Das ist das beste Eis meines Lebens. Bitte, verlieren Sie das
Rezept nicht! Um Himmels willen, nein! Und machen Sie’s... äh... also, es
schmeckt phantastisch.“
    Frau Glockner lachte mit den anderen. „Du
wolltest sagen“, meinte sie, „ich soll’s bald mal wiedermachen. Daran werde ich
denken, Willi. Übrigens hat Gaby mitgemacht. Sie kann’s perfekt.“
    Klößchen seufzte. „So eine Schwester
müßte man haben.“
    Tarzan sah Karl an. Der Computer wirkte
aufgeregt und machte ein Gesicht, als hätte er was auf der Zunge, das er
unbedingt aussprechen müsse. Aber als Herr Glockner hereinkam, schluckte er’s
abermals hinunter.
    Kommissar Emil Glockner war ein
hochgewachsener, kerniger Mann in mittleren Jahren. Er hatte schütteres Haar.
In seinen warmherzigen Augen lag immer ein forschender Ausdruck. Genaues
Beobachten war ihm zur Gewohnheit geworden. Berufskrankheit — wie er sagte.
    Nachdem die drei Jungs ihn begrüßt
hatten, wandte er sich lächelnd an Tarzan.
    „Gaby sagt, du interessierst dich für
Brandfahndung?“
    „Sehr. Kürzlich habe ich gelesen, daß
es in der Bundesrepublik zu 21 000 Brandverbrechen jährlich kommt. Aber nur
jedes zweite werde aufgeklärt.“
    „Das ist leider richtig. Und es liegt
daran, daß Brandstiftung sich nur sehr schwer nachweisen läßt. Sicherlich — den
Brandherd kann man meistens feststellen: Die Stelle also, an der ein Brand
beginnt. Er breitet sich nämlich nicht willkürlich aus, sondern zieht deutlich
erkennbare Kreise, wobei die Verrußung beim Brandherd am stärksten ist und mit
der Entfernung abnimmt. Aber wenn wir den Brandherd an einer Stelle finden, wo
er nicht zufällig entstanden sein kann — beispielsweise durch Kurzschluß —,
dann muß der Nachweis für Brandstiftung erbracht werden. Wenn der Brandstifter
Benzin benutzt hat, läßt sich das in der Asche noch feststellen. Natürlich
erfordert das eine chemische Untersuchung im Labor des Landeskriminalamtes.
Aber bei einem Scheunenbrand wie in der letzten Nacht kann der Täter viel raffinierter
vorgehen und uns reinlegen.“
    „Wie denn?“ fragten die Kinder
gespannt.
    „Indem er eine brennende Kerze in seine
heugefüllte Scheune stellt. Ich hatte so einen Fall. Es ging um einen Bauern.
Er war verschuldet. Eines Tages erhöhte er die Versicherungssumme seiner
Scheune beträchtlich. Wenig später saß er in fröhlicher Runde im Gasthaus. Und
plötzlich kam die Nachricht, seine Scheune brenne. Sie wurde zu Asche. Alles
sprach dafür, daß der Bauer den Trick mit der brennenden Kerze angewandt hat.
Während er unter Zeugen war, brannte die Kerze nieder. Das Heu

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