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Das Phantom der Freiheit

Das Phantom der Freiheit

Titel: Das Phantom der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Luif
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operieren, wo sie nichts als Zielscheiben wären. Und nicht einmal die bisherige Regierung denkt daran, die ebenso hochqualifizierten wie zahlenmäßig unbedeutenden Besatzungen als Hilfsinfanterie zu verheizen. Sie werden in ihren Stützpunkten bleiben und abwarten.«
    »Hoffentlich haben Sie recht«, sagte Thornberg, um nach einer Pause mit nicht ganz überzeugender Beiläufigkeit hinzuzufügen: »Wissen Sie, ich bin ehrlich überrascht, daß ausgerechnet Sie ein Mann des Untergrunds gewesen sein sollten.«
    Sorensen lächelte. »Sogar im Sold der Sicherheitspolizei gab es einige von uns«, sagte er. »Wir waren in kleinen Zellen organisiert, über das ganze Land verteilt. Unser schwierigstes Problem waren die unregelmäßigen Überprüfungen mit ihren Psychotests. Wir mußten die Dinge so drehen, daß wir einander prüfen konnten. Das ging nicht immer gut.« Er schnitt eine Grimasse. »Voriges Jahr flogen zwei von unseren Zellen auf, weil Mitglieder vor die falschen Prüfer kamen. Wir wären alle hochgegangen, hätten wir nicht die alte Regel beachtet, daß jedes Mitglied einer Zelle nur die zwei oder drei unmittelbaren Kameraden kennen darf. Ich weiß heute noch nicht mehr als vier oder fünf Namen.« Er machte eine Pause. »Nein, es war kein angenehmer Job. Wenn ich daran denke, was ich manchmal tun mußte ... Aber das ist jetzt vorbei.«
    Sorensen lehnte sich zurück und streckte seine Beine weit von sich. Die Uniformen der Befreiungsarmee waren im allgemeinen ziemlich unansehnlich, meistens schmutzig, und wurden schlampig getragen, weil niemand sich um Kasernendrill und Kleiderappelle scherte, aber er trug seine erst seit ein paar Stunden und sah makellos darin aus.
    »Zuerst gab es ein gewisses Maß von Mißtrauen gegenüber Sam Hall«, fuhr er fort. »Dieses Lied, wissen Sie, und andere Aspekte. Meine Vorgesetzten waren keine Dummköpfe. Ich sorgte dafür, daß ich den Auftrag erhielt, Sie auszuforschen. Ich machte es sehr gründlich und verließ mich nicht auf das, was Sie hier über sich selbst gespeichert hatten. Die Untersuchung und das Gespräch, das ich zum Schluß mit Ihnen führte, gaben mir Gründe für den Verdacht, daß Sie mit dem Untergrund sympathisierten und mit revolutionären Gedanken spielten. Darauf stellte ich Ihnen natürlich einen Persilschein aus. Dann dachte ich mir diese Phantasie mit der psychologischen Maskierung aus und brachte mehrere hochrangige Männer dazu, daß sie sich Sorgen darüber machten. Als Sie meiner Anregung folgten und diese pseudowissenschaftliche Abhandlung zusammenbrauten, war ich überzeugt, daß Sie auf unserer Seite standen.« Er grinste. »So war es ganz natürlich, daß unsere Armee nie einen Angriff auf Matilda startete!«
    Thornberg beugte sich ernst über seinen Schreibtisch. »Ich mußte immer von der Annahme ausgehen, daß ihr Rebellen es aufrichtig meint«, sagte er. »Eine Gewißheit hatte ich nie. Aber jetzt kann ich es nachprüfen. Haben Sie die Absicht, Matilda zu zerstören?«
    Sorensen nickte. »Sobald sie uns geholfen hat, einige Leute ausfindig zu machen, hinter denen wir her sind, und eine neue Verwaltung aufzubauen. Dieses Instrument ist zu mächtig. Es ist Zeit, die Zügel der Regierung zu lockern und all dieser Schnüffelei ein Ende zu machen. Die Entscheidungsprozesse müssen von unten nach oben gehen, nicht von oben nach unten.«
    »Danke«, sagte Thornberg. »Das wollte ich hören.«
    Nach einem Moment schmunzelte er versonnen. »Und das wird das Ende von Sam Hall sein«, sagte er. »Er wird in die Walhalla eingehen, die für die großen Gestalten der Fiktion reserviert ist. Ich sehe ihn schon mit Sherlock Holmes aneinandergeraten und mit Long John Silver Freundschaft schließen. Wissen Sie, wie das Lied endet?« Er sang leise: »Und nun wohne ich oben im Himmel, oben im Himmel ...«
    Unglücklicherweise sind die Schlußzeilen ziemlich derb. Sam Hall war eben nie zufriedenzustellen.

 
Dollars aus der Luft
     
    Wir waren beide überrascht, als ich das erste Mal eine Zehndollarnote machte. Meine Frau saß da, und ihre Augen waren so rund wie meine. Nach einer Weile langte sie über den Tisch und tastete vorsichtig mit dem Zeigefinger, bevor sie den Schein aufnahm.
    »Sieht genau wie ein richtiger aus«, meinte sie nachdenklich. »Fühlt sich auch gut an.«
    »Laß mich mal sehen«, sagte ich, und sie gab ihn mir. Ich rieb ihn zwischen den Fingern und hielt ihn gegen das Licht. Die feinen Guillochen mit ihren komplizierten geometrischen

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