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Das Phantom der Freiheit

Das Phantom der Freiheit

Titel: Das Phantom der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Luif
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Mustern waren klar und sauber; Alexander Hamiltons Gesicht blickte grimmig entschlossen nach Westen. Das Papier war von der richtigen Beschaffenheit und hatte das richtige Wasserzeichen. Die Nummern waren klar ausgedruckt.
    Ich konnte nicht einen einzigen Fehler entdecken.
    Meine Frau ist praktischer veranlagt als ich. Sie sagte: »Vielleicht können wir nichts daran sehen. Aber ich möchte wissen, ob sie ihn beim Supermarkt nehmen werden. Wir brauchen Butter.«
    Sie nahmen ihn. Anstandslos. Wir kauften ein Pfund Butter, etwas Kaffee und Fleisch, und mit dem Wechselgeld kaufte ich eine Zeitschrift. Wir gingen nach Hause, um darüber nachzudenken, und schickten die Kinder hinaus, damit wir ungestört reden konnten.
    Jean schaute mich an. »Was nun?«
    Ich zuckte die Achseln. »Wir werden noch ein paar von der Sorte machen. Oder meinst du vielleicht, wir brauchen keine mehr?«
    Das meinte sie natürlich nicht. »Sei vernünftig, Mike McNally. Diese zehn Dollar bedeuten, daß wir morgen Fleisch statt Makkaroni essen werden. Aber das beantwortet nicht meine Frage: Was nun?«
    Ich sagte ihr, daß ich es überdenken wolle.
    »Nein, nichts dergleichen. Wenn gedacht wird, dann gemeinsam. Also, wenn du damit weitermachen willst – ich bin dabei.«
    »In Ordnung«, sagte ich. »Warten wir, bis die Kinder im Bett sind. Inzwischen kannst du diesen anderen Schein wieder heraustun. Ich brauche eine neue Batterie, und der rechte Vorderreifen wird es nicht mehr lange machen.«
    Sie fand das auch richtig und nahm den anderen Schein aus ihrer Geldbörse. Dazu muß ich sagen, daß es der einzige Schein war, den wir noch hatten, und der nächste Zahltag war drei Tage entfernt. Sie legte ihn vor mich auf den Kaffeetisch und glättete die Falten.
    »Gut«, sagte sie. »Fang an.«
    Ich zog die Zehndollarnote ein wenig näher zu mir, stützte meine Ellbogen auf den Tisch und konzentrierte mich.
    Beinahe sofort begann das Duplikat Gestalt anzunehmen; zuerst in den Umrissen, dann in der Farbe, dann in all den feinen Einzelheiten. Der ganze Vorgang dauerte ungefähr fünf Sekunden. Wir hatten noch nicht versucht, die benötigte Zeit genau zu messen.
    Während Jean sorgfältig das Duplikat untersuchte, machte ich zwei weitere, dann noch einmal zwei; insgesamt fünf außer dem Original. Ich gab Jean das Original und eins von den Duplikaten und machte mich auf, die Preise für neue Batterien zu erkunden. Es war ein warmer Tag, also packte ich die Kinder in den Wagen und nahm sie mit.
    Abends, wenn die Kinder im Bett sind, ist die Wohnung still. Zu still, manchmal, wenn ich daran denke, wie schnell kleine Kinder aufwachsen und das Elternhaus verlassen. Aber das ist noch lange hin, besonders für den kleinen Jungen. Jean brachte das Bier, und wir schalteten den kanadischen Sender ein, der keine Werbesendungen bringt.
    »Nun?« Jean, das konnte man sehen, war ein bißchen nervös. Sie hatte Zeit gehabt, über die Sache nachzudenken, ungestört von den Kindern. »Ich sehe, sie haben sie genommen.«
    »Sie« waren die Leute, wo ich die Batterie gekauft hatte. »Klar«, sagte ich. »Nichts dabei.«
    Jean setzte ihr Bier ab und schaute mir in die Augen. »Mike, was du tust, ist gegen das Gesetz. Willst du ins Gefängnis gehen, und willst du, daß die Kinder wissen, ihr Vater ...«
    Ich stoppte sie sofort. »Dann zeig mir mal«, forderte ich sie heraus, »wo das, was ich mache, gegen das Gesetz ist.«
    »Nun ...«
    Ich ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen. »Erstens sind diese Scheine keine Fälschungen. Sie sind genauso echt, als ob sie direkt aus der Staatsdruckerei kämen. Zweitens sind sie keine Nachahmungen, weil das Wort ›Nachahmung‹ schon sagt, daß sie in irgendeiner Weise versuchen, dem Original nachzueifern. Das ist bei diesen nicht der Fall. Sie sind so echt wie sie nur sein können. Ich habe es dir im Mikroskop gezeigt, und du hast mir zugestimmt.«
    Ich hatte recht, und sie wußte es. Ich war fest davon überzeugt, daß sogar die Moleküle in der Originalbanknote und den Duplikaten identisch waren.
    Sie war entwaffnet. Sie saß bloß da, sah mich zweifelnd an und versuchte sich etwas auszudenken, während ihre Zigarette im Aschenbecher verglomm. Ich stellte das Radio ein bißchen lauter. Es brachte etwas von Händel, sehr hübsch und beruhigend. Eine Weile sprach keiner von uns.
    Dann fragte sie: »Mike, hat es in deiner Familie jemanden gegeben, der das konnte? Früher vielleicht?«
    »Glaube ich nicht. Meine Großmutter hatte immer

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