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Das Phantom der Freiheit

Das Phantom der Freiheit

Titel: Das Phantom der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Luif
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hatten, und unsere Möbel waren von der Zeit, als die Kinder noch herumkrabbelten und Sachen verschütteten, zerkratzt und verdorben.
    Aber wir wollten keine Möbel kaufen. Zuerst wollten wir ein neues Dach über dem Kopf, irgendwo draußen vor der Stadt, und alle verkäuflichen Häuser, die wir uns bei unseren sonntäglichen Ausfahrten ansahen, waren entweder zu teuer oder zu weit draußen. Also ging ich zu Art, der eine Kneipe hat, wo ich an Zahltagen manchmal herumhing.
    »Art«, fragte ich, »erinnerst du dich an diesen Immobilienmann, der mir diese Hütte verkaufen wollte, bevor er merkte, daß ich das Geld nicht hatte?«
    Klar, er erinnerte sich. »Der ist gerade hier und will mir eine Versicherung verkaufen. Warum?«
    Ich sagte, daß ich wegen eines Hauses mit ihm reden wolle.
    »Dann nimm ihn nur mit zu dir, daß ich ihn loswerde. Ich kann nicht noch eine Versicherung gebrauchen. Soll ich ihn zu dir 'raufschicken, oder willst du hier mit ihm reden?«
    Lieber hier bei ihm. Ich wollte nicht, daß außer den Verwandten jemand die schäbige Wohnung sah, in der ich lebte. Selbst die Verwandten rieben es uns gern unter die Nase.
    Der Immobilienmann – selbst wenn sein Name wichtig wäre, könnte ich mich jetzt nicht mehr an ihn erinnern – war zu DeBaekers Kolonialwarenhandlung hinübergegangen, um Brot zu kaufen. Er werde gleich zurückkommen, sagte Art.
    In Ordnung. Ich konnte warten. Ich bat Art um ein kleines Bier, und er schob es über die Theke in meine bevorzugte Ecke. Es war ein wenig zu kalt, und ich wärmte es mit meinen Händen. Diese elektrischen Kühlschränke sind in Ordnung, wenn das Geschäft läuft, aber wenn es langsam geht und die Aluminiumfässer tagelang auf den vereisten Kühlschlangen stehen, wird das Bier für meinen Geschmack zu kalt.
    »Art«, sagte ich, »die Zeitung ist noch nicht da. Was hast du außer dem Gaststättenblatt zu lesen?«
    Art blickte vom Band seiner Registrierkasse auf. »Ich weiß nicht, Mike. Da ist ein Haufen Post, die ich aufgemacht, aber noch nicht durchgesehen habe. Vielleicht ist was Lesbares dabei. Sieh selbst nach, während ich die Abendkasse von gestern abrechne.«
    Er schob mir die Morgenpost über die Theke. Ich pflegte Art dann und wann in seinem Lokal zu helfen, um ein paar Dollar extra zu verdienen, und er wußte, daß außer den üblichen Werbedrucksachen und Wurfsendungen, die ich ruhig lesen konnte, nichts in der Post war.
    Ich sah die Sachen müßig durch, betrachtete einen Werbeprospekt für Spucknäpfe und Pissoireinrichtungen und las etwas über Investmentzertifikate als sichere Geldanlage für Selbständige, steuerlich absetzbar, wenn man es richtig machte. Dann sah ich es und schaute genauer hin. Ich pflege alles zu lesen, von Straßenbahnbilletts und Arzneietiketten bis zu den Suchplakaten in Postämtern.
    Dieses spezielle Rundschreiben war eins von denen, wie Geschäftsleute und Ladenbesitzer sie regelmäßig von der örtlichen Polizeidirektion oder der Zweigstelle der Staatsbank zugeschickt bekommen. Dieses war wie alle anderen, mit Warnungen vor den immer im Umlauf befindlichen gefälschten Banknoten und Hinweisen auf Fehler oder Unzulänglichkeiten, an denen man sie erkennen konnte. Diese Warnung schlug mir sofort auf den Magen. Sie lautete:
     
    ACHTEN SIE AUF DIESE ZEHNDOLLARNOTE!
     
    Serie 1954 D, Seriennummer G 69437088D. Das Geheimzeichen ist eine 7 in den beiden unteren Ecken der Rückseite. Das Porträt stellt Alexander Hamilton dar. Es handelt sich um eine ausgezeichnete Nachahmung, die auf den ersten Blick nur durch die obige Seriennummer auf der Vorderseite der Banknote kenntlich ist. Besonders gewarnt sind Supermärkte, Lebensmittelgeschäfte und Bekleidungshäuser. Alle bisher entdeckten Nachahmungen wurden in diesen Branchen in Zahlung gegeben. Da bisher nur wenige Banknotenfälschungen dieser Sorte vorliegen, besteht der Verdacht, daß sie nur Proben sind, mit denen die Annahmebereitschaft getestet werden soll. Wenn Sie eine dieser gefährlichen Nachahmungen sehen, halten Sie den Geber unter einem vernünftigen Vorwand zurück und verständigen Sie sofort die nächste Polizeidienststelle oder das Falschgelddezernat, Telefon ...
     
    Das reichte mir. Ich zerknüllte das Rundschreiben, ließ es auf den Boden fallen und wartete, daß es explodiere. Art rollte seinen Kassenstreifen auf und tat ihn in die Kassenschublade. Ich saß da, dankbar, daß ich saß. Meine Knie hätten mich nicht getragen.
    Art zapfte sich ein kleines Bier.

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