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Das Phantom der Freiheit

Das Phantom der Freiheit

Titel: Das Phantom der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Luif
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und ein Dutzend Duplikate und war ziemlich stolz auf mich. Ich lehnte mich im Stuhl zurück und dachte über den Grad der Wahrscheinlichkeit nach, daß irgendein Bankkassierer bemerken würde, daß zwei an verschiedenen Tagen eingegangene Fünfdollarnoten identische Nummern hatten.
    Dann steckte ich die Handvoll Scheine ein und ging los, meine Einkäufe zu machen.
    Das erste Bündel Fünfer brachte ich in verschiedenen Geschäften an den Mann; einen oder zwei in jedem. Dann und wann gelang es mir, vier Fünfer in einen Zwanziger oder zwei Zehner umzutauschen. Dann machte ich einige Duplikate vom größeren Schein und gab sie in weit voneinander entfernten Geschäften aus.
    In zwei oder drei Monaten war ich in mehr Geschäften, Bars und Läden als in den zehn Jahren zuvor. Aber diese Aktivität brachte eine kleine Schwierigkeit mit sich. Es kam so weit, daß die Verkäufer oder Verkäuferinnen in gespieltem Schrecken die Hände rangen, wenn ich in einen Laden kam, und gutmütig klagten, ich müsse ein Millionär sein, weil ich nie weniger als einen Fünfer, Zehner oder Zwanziger bei mir zu haben schien. Diese Art von Aufmerksamkeit gefiel mir nicht, obwohl nur angenehme und lustige Gespräche dabei herauskamen. Die einzige Möglichkeit, dieser Gefahr zu begegnen, bestand in vielen und weiten Fahrten, um einen und denselben Laden so selten wie möglich aufzusuchen. Ich hatte ein kleines schwarzes Notizbuch mit allen Adressen, die ich besucht hatte, und nach jedem Kauf trug ich das Datum und – in meinem privaten Code – die erstandene Ware ein.
    Jede Woche oder so pflegte ich zur Bank zu gehen und einzuzahlen, was mir eine vernünftige Summe zu sein schien. Und was für ein erhebendes Gefühl war es, in einem anständigen Anzug in eine Bank gehen und ein Bündel Geld auf das stetig anschwellende Konto einzahlen zu können! Es war das erste Mal in meinem Leben, daß ich etwas mit einer Bank zu tun hatte.
    Man gewöhnte sich an meinen Anblick, und gelegentlich erntete ich ein breites Lächeln bei den Bankangestellten, und sie sagten: »Die Geschäfte müssen gutgehen, Mr. McNally.« Dann zeigte ich ihnen ein oberpriesterliches Stirnrunzeln und klagte, daß das Land bei diesen hohen Steuern noch vor die Hunde gehen werde. Ich wußte, daß man solche Äußerungen von mir erwartete. Jeder, der regelmäßig jede Woche zwischen zwei- und dreihundert Dollar auf sein Bankkonto einzahlt, muß über die Steuern jammern. Je mehr eingezahlt wird, desto lauter die Klagen.
    Und wir kauften einen neuen Wagen. Nun, nicht ganz neu, aber er war erst ein Jahr alt. Diese großen Wagen verlieren im ersten Jahr einen guten Teil ihres Neuwerts. Der Gebrauchtwagenhändler, der ihn mir verkaufte, mußte gedacht haben, daß er einen Dummen gefunden hatte, als er diesen Benzinsäufer an mich loswurde, aber das kümmerte mich nicht. Je mehr Benzin der Wagen verbrauchte, desto häufiger konnte ich eine Tankstelle ansteuern und eine größere Banknote losschlagen. Ich hatte sowieso immer einen großen Wagen gewollt. Meinen alten Wagen verkaufte ich einem Altwarenhändler, der ihn wegen seines antiken Aussehens aufmöbeln und an einen Liebhaber weiterverkaufen wollte.
    Meine Frau, die nie von dem Schlamassel erfuhr, in das ich mit der ursprünglichen Idee beinahe gekommen wäre, hatte zum ersten Mal in ihrem Leben alle Kleider, alle Haushaltsgeräte und alle die kleinen Luxusartikel, die sie wollte. Aber sie wollte ein Haus kaufen.
    »Mike«, sagte sie, »es gibt viele Häuser im Umkreis der Stadt. Laß uns wo hinziehen, wo die Kinder spielen können.«
    Ich sagte ihr, da sei nichts drin, und brachte es fertig, sie zu überzeugen. Schließlich hatte ich noch nicht viel mehr als eine Anzahlung auf dem Bankkonto und wollte kein Risiko eingehen, bis ich in der Lage wäre, alle Ausgaben zu bestreiten, die mit dem Erwerb eines neuen Hauses entstehen.
    Also blieben wir, wo wir waren, und die Vermieterin sperrte jedesmal, wenn wir mit etwas Neuem nach Haus kamen, die Augen auf und versuchte uns auszuhorchen.
    Es gab einen Ort, wo ich Schwierigkeiten hatte, und es war ausgerechnet der Ort, wo ich sie am wenigsten wollte. Natürlich konnte ich nicht aufhören, zu Art zu gehen. Ich war seit vielen Jahren Stammgast bei ihm gewesen, und niemand sollte denken, ich fühlte mich auf einmal zu fein, um in seine Kneipe zu gehen. Das war das letzte, was ich wollte. Außerdem spiele ich gern Karten und trinke Bier dazu. Also ließ ich mich dort genausooft blicken wie

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