Das Phantom der Freiheit
»Was Gutes gefunden?«
Ich holte bebend Atem. Was Gutes? Zum Teufel, Art sollte nie erfahren, wie gut oder wie schlecht ich mich fühlte.
»Nichts Besonderes«, sagte ich. »Gib mir noch ein Bier, Art. Und einen Korn dazu.« Ich zahlte, und Art schob mir ein zweites Bier und einen Korn hin, während ich versuchte, meinen Atemrhythmus wieder unter Kontrolle zu bringen. Ich merkte erst, wie dumm ich gewesen war, als Art mit dem Duplikatzehner in der Hand von der Registrierkasse zurückkam.
»Hier, Mike. Nimm deinen Zehner lieber wieder zurück und zahl' später. Ich kann nur Kleingeld 'rausgeben. Zu früh am Tag für mich, und der letzte Gast hatte nur einen Zwanziger. Okay?«
Und ob es okay war. »Natürlich, Art. Ich weiß, wie es ist.« Ich nahm den Zehner mit zitternder Hand aus seinen ausgestreckten Fingern. »Übrigens hätte ich dir den Zehner gar nicht geben sollen. Ich glaube, ich kann es recht machen.« Ich wühlte in der Jackentasche und packte eine kleine Handvoll Münzen auf die Theke. »Komm, trink einen mit mir.«
Art trank noch ein kleines Bier. Ich kippte meinen Korn und schüttete den Rest aus meinem Bierglas hinterher. Nachdem ich ihm das Geld abgezählt hatte, ging ich zum Wagen, setzte mich hinein und hatte das männliche Äquivalent eines Hysterieanfalls. Der Zustand dauerte nicht lange, und ich schaffte es nach Haus und brachte den Rest des Tages hinter mich, ohne viel mit meiner Frau zu reden. Und dann lag ich die halbe Nacht wach im Bett und dachte nach.
Ich hielt mich nicht für einen Gauner, noch wollte ich einer sein. Ich hatte nicht allzuviel darüber nachgedacht, weil diese Zehndollarnoten so gut ausgesehen hatten. Aber jetzt mußte ich eine Entscheidung treffen: Sollte ich mit dieser Sache weitermachen, oder sollte ich zu dem Hundeleben zurückkehren, das ich mir und meiner Familie geboten hatte?
Geld? Nun, die Regierung druckt es, schickt es zur Bank und von dort zu dem Mann, der es ausgibt. Nachdem es durch Hunderte oder Tausende von Händen gegangen ist, jedesmal als ein Katalysator für die Volkswirtschaft, nutzt es sich ab – das Papier wird lappig, zerreißt und verschmutzt. Dann wird es aus dem Kreislauf genommen, gesammelt, zur Notenbank zurückgeschickt und vernichtet. Aber nicht alles.
Ein gewisser Prozentsatz geht unausweichlich verloren, verbrennt, endet im Wasser oder wird von anonymen Geizhälsen an unbekannten Orten vergraben, um in nutzloser Abgeschiedenheit zu verrotten. Eine Million Dollar, in knisternden neuen Scheinen von der Notenbank in Umlauf gebracht, kehrte eines Tages in zerfetzten und schmutzigen Lappen dorthin zurück – vermindert um Tausende oder Zehntausende von verlorengegangenen Papierdollars. War es unrecht oder schlecht, einen Teil dieser verlorenen Geldmengen zu ersetzen? Die Regierung mußte trotzdem nicht mehr ersetzen als sie ursprünglich gedruckt hatte; die Leute, die das Geld ausgaben, würden keinen inflationären Verlust ihrer Ersparnisse erleiden; Industrie und Handel würden den vollen Wert erhalten und durch vermehrten Absatz profitieren.
So hatte ich kalkuliert. Niemand würde verlieren, und eine Familie würde Nutzen daraus ziehen – meine. Aber nun hatte mich irgendein Bankkassierer widerlegt, irgendein scharfäugiger Kerl mit einem Blick für gleiche Nummern. Die Unschuldigen hatten verloren, als sie meine Duplikate genommen hatten; verloren, weil alles Falschgeld automatisch konfisziert wird. Vielleicht hatten sogar ein paar von meinen Freunden und Bekannten durch mich einen Verlust erlitten, und alles nur, weil ich so einfältig gewesen war, alle meine Duplikate von einem einzigen Schein zu machen.
Ich beschloß, meiner Frau nie etwas davon zu sagen. Dieses Problem wollte ich selbst lösen, ohne ihre Einmischung.
Als ich am nächsten Morgen aufstand, machte ich eine Fünfdollarnote.
Es ging genauso gut. Es gab tatsächlich keinen Grund, warum ich nicht in der Lage sein sollte, von jeder beliebigen Banknote Duplikate zu machen. Es war nur, daß der Zehner der erste Schein gewesen war, mit dem ich es gemacht hatte, und das nur, weil er zugleich der einzige im Haus gewesen war. Und es war ein besseres Gefühl, ein Bündel Zehner in der Tasche zu haben, als ein Bündel Fünfer.
Als ich mit den Fünfern anfing, durchsuchte ich meine Brieftasche, nahm alle Fünfer heraus und machte von jedem ein Duplikat. Dann durchsuchte ich Jeans Geldbörse und tat das gleiche. Als ich fertig war, hatte ich ungefähr ein Dutzend Originale
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