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Das Phantom der Schule

Das Phantom der Schule

Titel: Das Phantom der Schule
Autoren: Thomas Brezina
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Drei fette Ratten suchten erschrocken das Weite.
    „Reg dich ab, die haben vor dir mehr Angst als du vor ihnen!“ raunte Axel seiner Knickerbocker-Freundin zu.
    „Aber ... was ... was will der Mann hier unten?“ wunderte er sich. „Ich meine, wieso rennt er durch diese stinkenden Gänge?“
    Lieselotte war das völlig klar. „Das Kanalnetz zieht sich unterirdisch durch die ganze Stadt. Du kannst durch diese Gänge im Prinzip jede Straße und jeden Platz erreichen, ohne gesehen zu werden. Es wurde sogar schon einmal ein Krimi in den Kanälen Wiens gedreht. ,Der Dritte Mann’ hat er geheißen.“
    Axel zog den Stoff seines T-Shirts über die Nase, um den Gestank ein wenig zu filtern. „Bestialisch, dieser Mief!“ stöhnte er.
    „Was hast du dir von Abwässern erwartet?“ spottete Lilo. „Veilchenduft?“
    „Hilfeeee!“ schallte eine Stimme durch den unterirdischen Gang. Sie klang sehr schwach und weit entfernt.
    „Woher ist der Ruf gekommen?“ Lieselotte blickte Axel fragend an. „Hast du die Richtung feststellen können?“
    Der Junge überlegte kurz und deutete dann nach rechts. Er ließ den Schein der Taschenlampe in den Gang fallen und gab Lilo ein Zeichen mitzukommen. Auf den Zehenspitzen tappten die beiden den braunen Bach entlang. Angestrengt starrten sie auf den Boden, um nicht versehentlich auf eine Ratte zu treten.
    Der Tunnel erstreckte sich noch ein langes Stück geradeaus. Doch plötzlich blieb Axel stehen und flüsterte: „Halt!“ Er lauschte und drängte seine KnickerbockerFreundin ein paar Schritte zurück. Keine Sekunde zu früh. Denn gleich darauf schoß ein dunkler Schwall aus einem Rohr in der Wand.
    Lilo und Axel mußten husten und preßten die Hände fest auf die Nasen. So ein gräßlicher Gestank!
    „Laß mich los. Bitteeee!“ hörten sie Marco in der Ferne wimmern. Seine Stimme klang diesmal aber etwas lauter. Die beiden Knickerbocker schienen sich ihm zu nähern.
    Mit großen Schritten hasteten sie weiter, bis sie zu einer Kreuzung von Gängen kamen. Axel leuchtete in den Tunnel, der rechts von ihnen abzweigte. Er endete bereits nach wenigen Metern.
    Der Gang, den sie bis jetzt durchwandert hatten, machte ein Stück weiter eine scharfe Biegung. So konnten die Junior-Detektive nicht sehen, wohin er führte.
    Auf der anderen Seite des Abwasser-Baches erkannten sie die Öffnung einer großen, runden Röhre.
    „Aua ... du tust mir weh ... Laß mich“, jammerte Marco.
    Lieselotte deutete mit dem Kopf auf die Röhre.
    „Seine Stimme ist eindeutig da rausgekommen. Wir müssen hinein!“
    „Und falls plötzlich eine Sturzflut von oben kommt?“ fragte Axel. „Was dann?“
    „Unmöglich! Vor uns klettern doch der Mann und Marco“, sagte Lieselotte und sprang mit einem kräftigen Satz über die Wasserrinne.
    Axel folgte zögernd. Sein Sprung fiel etwas zu kurz aus, und so landete er mit einem Fuß im Abwasser.
    „Wääää“, stöhnte er angeekelt. Dann ließ er sich auf die Knie nieder und kroch auf allen vieren in das Betonrohr. Eine andere Fortbewegungsart war nicht möglich, da sie in der niederen Röhre nicht aufrecht stehen konnten.
    Die Wände erschienen den beiden ziemlich trocken. Ein Zeichen, daß der Abfluß schon längere Zeit nicht benutzt worden war.
    Lilo und Axel mußten etwa 30 Meter weit gekrochen sein, als es geschah. Zuerst hörten sie einen leisen Knall, als ob ein Riegel vor eine Tür geschoben worden wäre. Dann begann es über ihren Köpfen heftig zu rauschen. Das Rauschen wurde lauter und lauter und steigerte sich zu einem Donnern.
    „Wasser! Da kommen Unmengen von Dreckwasser! Hilfe! Wir werden ertrinken!“ brüllte Axel. Er wollte sich in der Röhre umdrehen und zurückkriechen, doch dafür war sie zu eng. Er verrenkte sich und steckte plötzlich fest. Er konnte weder Arme noch Beine bewegen und geriet dadurch immer mehr in Panik. Sein Kopf wurde gegen die
    Brust gepreßt, und er hatte das Gefühl zu ersticken.
    Das Rauschen kam näher und näher.
    Lieselotte bemühte sich, die Ruhe zu bewahren, und versuchte, Axel aus seiner Klemme zu befreien. Doch dieser riß und ruckte unkontrolliert hin und her und verkeilte sich immer mehr.
    „Jetzt halt endlich still“, schnauzte ihn Lieselotte an und verpaßte ihm eine Ohrfeige.
    Das wirkte. Axel verharrte einen Moment völlig ruhig. Lilo wollte nun seine Beine nach hinten drücken, doch die Gummisohlen der Turnschuhe hafteten auf dem Beton wie angeklebt. Erst als der Junge sich ein wenig entspannte,
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