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Das Phantom der Schule

Das Phantom der Schule

Titel: Das Phantom der Schule
Autoren: Thomas Brezina
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konnte sie seine verkeilten Gliedmaßen lockern und die Füße nach unten biegen. Axel war wieder frei.
    Das Rauschen des Wasserschwalls wurde ohrenbetäubend. Sie hatten höchstens noch ein paar Sekunden Zeit. Die Luft der Röhre wurde bereits hinuntergedrückt und wehte den Kindern ins Gesicht.
    „Wo sollen wir nur hin?“ krächzte Axel. Seine Stimme war völlig heiser vor Angst. Lieselotte gab ihm keine Antwort. Sie hatte selbst keine Ahnung. Wild ließ sie den Lichtkegel der Taschenlampe durch das Rohr sausen.
    „Da!“ schrie das Mädchen freudig. Nur einen Meter entfernt, hatte es eine zweite Röhre entdeckt, die vom Hauptrohr abzweigte. Sie war mit einem Metalldeckel verschlossen, an dem sich eine Art Lenkrad befand.
    Lilo packte es und versuchte es zu drehen. Es war durch die Feuchtigkeit ziemlich eingerostet und überdies verschmutzt. Erst beim dritten Versuch hatte sie Glück. Das Rad drehte sich ein Stück, und der Deckel rastete hörbar aus. Lieselotte zog an, und er schwenkte quietschend auf.
    „Axel ... hinein!“ brüllte sie und packte ihren Knickerbocker-Kumpel am T-Shirt. Unsanft zerrte sie ihn in die Höhe und quetschte ihn durch die enge Öffnung. Dann schlüpfte sie selbst hinein und riß den Deckel hinter sich nach. Mit einem Knall flog er zu und rastete ein.
    In der nächsten Sekunde donnerten die Wassermassen dahinter durch die Röhre. Der Raum, in dem sich die beiden Junior-Detektive nun befanden, bebte unter dem Druck.
    „Glaubst du ... wollte uns der Glatzkopf ... umbringen?“ keuchte Axel.
    Lieselotte atmete tief durch und meinte dann: „Ich weiß es nicht. Aber es hat mir sehr nach einer Falle ausgesehen. Auf jeden Fall hat uns der Mistkerl abgehängt. Wo bringt er Marco jetzt wohl hin?“
    Darauf konnte Axel nur mit einem Schulterzucken antworten.
    Als sie sich ein wenig beruhigt hatten, begannen sich die beiden umzusehen. Wo befanden sie sich hier eigentlich?
    Axel leuchtete den Raum mit der Taschenlampe ab. Sie saßen in einer Art Betonbunker, der Lilo ein wenig an ein ausgelassenes Schwimmbecken erinnerte.
    An der Decke erkannten die beiden Knickerbocker die Umrisse einer Öffnung. Eine Platte lag darüber.
    „Ich mache dir die Räuberleiter, und du versuchst, den Deckel zu heben“, bestimmte das Mädchen.
    Es verschränkte die Hände und ließ Axel in diesen „Steigbügel“ treten. Der Junge schwang sich in die Höhe und stemmte beide Hände gegen die Platte. Sie war ziemlich leicht und ließ sich ohne Mühe zur Seite schieben.
    „Lilo! Wir sind im Freien! Ich rieche ... frische Luft!“ rief der Junior-Detektiv freudestrahlend.

Hilfe mit zwei „F“
    Zwei Stunden später saßen die beiden Knickerbocker ziemlich erschöpft auf Dominiks Stockbett.
    „Wo seid ihr herausgekommen?“ wollte Poppi wissen, die den Bericht ihrer Freunde mit offenem Mund verfolgt hatte.
    „Im Hof einer stillgelegten Lederfabrik. Wir haben uns im ehemaligen Sammelbecken der Kläranlage befunden. Das Schleusentor zum Hauptrohr ist wahrscheinlich angebracht worden, damit die vorbeifließenden Abwässer nicht in den Bunker strömen können“, erzählte Lieselotte, die sehr müde und abgekämpft wirkte.
    Dominik hatte auch noch eine Frage: „Und wo ist das Wasser hergekommen, das euch fast weggespült hätte?“ Axel schüttelte den Kopf. „Das wissen wir nicht. Vermutlich aus der kleinen Fabrik, die sich auf dem Nachbargrundstück befindet. Wir haben dort zwei Arbeiter auf dem Hof gefragt, aber sie konnten uns keine Auskunft geben. Sie haben angeblich keinen Fremden gesehen und können sich auch nicht erklären, wieso jemand so viel Wasser abgelassen haben soll. Sie haben uns für ziemlich blöd angesehen.“
    Die Tür ging auf, und Frau Kascha betrat das Kinderzimmer.
    „Raus aus den Betten mit den schmutzigen Klamotten“, befahl sie. „Und außerdem möchte ich jetzt endlich erfahren, warum ihr dermaßen verdreckt seid.“
    Lilo und Axel warfen Dominik einen ratlosen Blick zu. Die Wahrheit konnten sie unmöglich sagen. Aus Erfahrung wußten sie, daß man Eltern niemals zu sehr in Knickerbocker-Geheimnisse einweihen sollte. Sie machten sich dann nur unnötig Sorgen und ließen meistens einen Regen von Ermahnungen auf die Kinder niederprasseln.
    „Sie sind beim Bootfahren ins Wasser gefallen. Weißt du, sie haben einen Spaziergang zu dem Teich gemacht ... in den Praterauen ... Im grünen Teil des Praters“, flunkerte Dominik. Als Schauspieler konnte er die Ausrede sehr glaubhaft
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