Das Phantom der Schule
„Hilfe heißt Hilfe. Es kommt nicht darauf an, wie es geschrieben wird. Ich bin fest davon überzeugt, dieser Brief stammt von Marco!“ „Hundertprozentig! Auf die Idee mit dem Holli-Knolli wäre sonst sicher niemand gekommen“, stimmte ihr Axel zu. „Aber wo ist Marco? Wo sollen wir ihn suchen?“
Vier Paar Schultern zuckten ratlos auf und nieder.
Wo ist nur eine Spur?
Auch am nächsten Morgen zuckten Schultern. Diesmal die Schultern von Uschi, dem freundlichen Mädchen beim Ferienspielstand.
„Leider! Ich habe keine Ahnung, in welchem Hotel das Zimmermädchen arbeitet, das mir den Brief gebracht hat.“
Sie sah die Knickerbocker der Reihe nach entschuldigend an. „Ich weiß, ich hätte fragen sollen, aus welchem Hotel sie gekommen ist. Aber es waren gerade so viele Leute hier“, sagte Uschi zu ihrer Verteidigung.
„Du hast ja nicht ahnen können, daß wir das wissen wollen“, tröstete sie Lieselotte. „Außerdem bist du bereits zum Ehrenmitglied der Knickerbocker-Bande ernannt worden!“
Uschi freute sich über diese Ehre und griff unter die Tischplatte des Informationsstandes. Sie zog eine kleine Lade auf und holte eine Handvoll Bonbons heraus.
„Nehmt euch“, forderte sie die Bande auf und wollte die Lade schon wieder schließen.
Da stutzte sie.
„Moment mal“, murmelte Uschi und zog ein Streichholzbriefchen hervor.
„Was ist denn?“ erkundigte sich Axel.
„Soweit ich mich erinnern kann, hat die junge Frau geraucht, während sie gewartet hat. Und wenn mich nicht alles täuscht, dann sind diese Streichhölzer von ihr. Sie hat sie vergessen, und ich habe sie gleich in meine Universallade gelegt. Da kommt alles hinein, was ich irgendwann einmal brauchen könnte.“
Lieselotte begutachtete das etwas vergilbte Pappheftchen von allen Seiten.
„Super“, murmelte sie. „Dort werden wir sofort nachsehen.“ Sie deutete auf den Schriftzug, der die Vorderseite zierte.
„Pension Esterhazy“ stand da.
„Die kenne ich“, rief Uschi. „Die Pension befindet sich unmittelbar beim ,Haus des Meeres’.“
„Was ist denn das ,Haus des Meeres’?“ wollte Poppi wissen.
„Ein Riesen-Aquarium“, erklärte ihr Uschi. „Von der Meeresschildkröte über den Katzenhai bis zu den kleinsten Korallen ist dort alles zu sehen. Übrigens, die Schildkröte ist sehr zahm und freut sich über jeden Besucher. Ihre Wärter müssen sie jeden Tag sogar eine Stunde kraulen, da sie sonst kein Futter annimmt.“
„Dort will ich hin!“ verkündete Poppi.
„Das können wir machen, nachdem wir in der Pension waren“, versprach ihr Lieselotte.
Die vier Freunde verabschiedeten sich von Uschi und zogen los.
„P NSIO EST RHA Y“ stand auf dem staubigen Leuchtschild über dem Eingang zu dem kleinen Hotel. Die Buchstaben mußten bereits vor längerer Zeit heruntergefallen sein, da weder Ränder noch hellere Stellen an sie erinnerten.
Im großen und ganzen machte die Pension überhaupt einen sehr verlotterten Eindruck.
Die Holztür, von der der Lack bereits abblätterte, knarrte und ächzte, als die Knickerbocker-Bande sie aufstieß.
An die hintere Wand des kleinen Vorraumes war ein Tresen gebaut worden. Dahinter hing ein Schlüsselbrett an der Wand. Es mußte sich also um die Rezeption handeln.
Hinter dem Pult saß ein älterer Mann in einem braunen Anzug. Er hatte den Kopf auf die Tischplatte gelegt und schien zu schlafen.
Gleich neben seiner Nase entdeckte Axel eine Glocke. Mit der flachen Hand schlug er auf den herausstehenden Stift.
Das Ding klingelte nicht. Es klirrte und schepperte, daß den Kindern die Ohren weh taten.
Erschrocken schoß der Portier in die Höhe und blinzelte die Knickerbocker-Bande verschlafen an.
„Was wollt ihr, elende Rasselbande?“ schnauzte er wütend.
„Erstens sind wir die Knickerbocker-Bande und zweitens hätten wir gerne Ihr Zimmermädchen gesprochen“, sagte Lieselotte langsam und eindringlich. Dabei blickte sie dem unfreundlichen Mann fest in die Augen. Diesen frechen Ton ließ sie sich nicht gefallen.
„Luzi!“ schrie der Portier über seine Schulter. „Luzi, dein Typ wird verlangt!“
„Das ist kein Grufti... sondern bereits ein Komposti!“ wisperte Axel Dominik und Poppi zu. Die beiden prusteten laut vor Lachen und ernteten dafür einen sauren Blick des Portiers.
Neben dem Empfangstisch ging eine Tür auf, und eine junge Frau trat heraus. Sie trug einen geblümten Arbeitsmantel in schreienden Farben.
„Ja, bitte?“ Fragend und etwas erstaunt
Weitere Kostenlose Bücher