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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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um den Anruf weiterzuverfolgen. Ich bat ihn auch noch um die Nummer der Schaltzentrale, die das LA70-Tandem verwaltete. Die außergewöhnliche Fähigkeit, mir Telefonnummern sofort merken zu können, war auch hier wieder von Vorteil: Ich musste die Nummer nicht etwa mit einer Hand auf ein Papier kritzeln, während ich mit der anderen steuerte. (Tatsächlich sind die meisten Telefonnummern und Namen in diesem Buch echt, und ich habe sie immer noch genauso klar wie vor zwanzig Jahren im Gedächtnis.)
    Am Ende des Gesprächs sagte ich noch: »Vergessen Sie mich nicht, Bruce. Vielleicht brauche ich noch einmal Ihre Hilfe.« Ich hoffte, er würde sich beim nächsten Mal an mich erinnern und ich müsste nicht noch einmal das Rückruftheater starten.
    Als ich in der Schaltzentrale anrief, meldete sich eine Frauenstimme: »LA70, hier spricht Mary.«
    Ich sagte: »Hallo, Mary, hier ist Carl Randolph von der Technik in San Ramon. Ich verfolge hier eine Schaltung, die offenbar aus ihrer Vermittlungsstelle kommt.« Anscheinend bewegte ich mich auf sicherem Gebiet, denn Mary fragte mich, ohne zu zögern, nach den Paketdaten. Ich gab sie ihr durch, und sie legte mich in die Warteschleife, solange sie nachschaute. Da Fernvermittlungsstellen nur selten Ziel von Phreaking-Attacken waren, überprüfte sie nicht einmal meine Identität.
    Dann war Mary wieder in der Leitung. »Carl, ich habe die Paketdaten verfolgt. Der Anruf kam aus San Francisco 4E.« Sie gab mir die Paket- und Netzwerkdaten, die sie gefunden hatte. Ich bat sie auch noch um die Nummer der 4E-Vermittlungsstelle, die sie mir netterweise noch heraussuchte.
    Ich näherte mich nun der Interstate 15. Die Strecke würde mich durch den Cajon Pass führen, zwischen den San Bernardino Mountains und den San Gabriel Mountains hindurch. Sehr wahrscheinlich würde dort jede Verbindung abbrechen. Ich musste also warten, bis ich Victorville am anderen Ende des Passes erreichte.
    In der Zwischenzeit schaltete ich das Autoradio ein und bekam beliebte Oldies aus den Fünfzigern zu hören. »K-Earth-101«, sagte der Moderator. »Wir verschenken jede Stunde tausend Dollar an den glücklichen siebten Anrufer, der sich nach der K-Earth-Erkennungsmelodie ›Die besten Oldies aller Zeiten‹ bei uns meldet!«
    Nicht schlecht! Einfach so einen Tausender zu gewinnen, wäre schon cool. Aber warum sollte ich es überhaupt versuchen? Ich hatte noch nie bei irgendetwas gewonnen. Doch die Vorstellung setzte sich in meinem Hirn fest, und irgendwann sollte aus der fixen Idee eine konkrete Verlockung werden.
    Als ich mich Victorville näherte, wählte ich die Nummer, die Mary mir gegeben hatte, und gelangte an einen Typen, der sich als Omar vorstellte. »Hallo, Omar, hier ist Tony Howard von der ESAC für Südkalifornien«, sagte ich. »Wir haben hier eine seltsame Situation. Wir sind einer Schaltung nachgegangen, und auf ihr liegt ein 1000-Hertz-Ton.« Ich gab ihm die Paketdaten vom LA-Tandem, und er ging nachsehen.
    Ich verließ Victorville, fuhr nun in einen verlassenen Wüstenabschnitt und befürchtete erneut, die Verbindung könnte abbrechen. Also verlangsamte ich das Tempo (130 km/h bei freier Strecke), damit ich die Stadt nicht so rasch hinter mir ließ.
    Es dauerte eine Weile, bis Omar sich wieder meldete. »Ich habe den schrillen Ton gehört«, sagte er und imitierte ein Fiepen. Ich musste in mich hineinlachen – ich hatte den Ton schließlich selbst gehört und brauchte keine Nachahmungsversuche.
    Er sagte mir, der Anruf sei aus Oakland gekommen. »Gut«, erwiderte ich. »Danke. Das ist schon mal eine Hilfe. Geben Sie mir bitte die Paketdaten Ihrer Schaltzentrale, damit wir ihn zurückverfolgen können.«
    Er ließ sich die Verbindung heraussuchen und gab mir die Informationen.
    Mein nächster Anruf galt der Vermittlungszentrale in Oakland. »Wir versuchen einen Anruf aus San Francisco 4E zu verfolgen«, erklärte ich und lieferte die Paketdaten und Netzwerkinformationen. Der Techniker ließ mich warten, dann kam er zurück und gab mir die Nummer 510 208-3XXX.
    Ich hatte den Anruf nun bis zum Ursprung zurückverfolgt. Dies war also die Telefonnummer, die sich in eine der Boxen in der Zentralvermittlungsstelle in Calabasas einwählte, die Teltec abhörte.
    Ich wollte trotzdem noch wissen, ob sich dieser 1000-Hertz-Ton veränderte. Wenn ja, was passierte dann? Würde man ein Datensignal hören? Oder ein Telefongespräch?
    Ich rief Omar zurück. »Hat sich der Ton verändert?«
    Er antwortete,

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