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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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er habe etwa eine Viertelstunde zugehört und nichts feststellen können.
    Ich fragte: »Könnten Sie vielleicht den Hörer neben die Lautsprecher halten, damit ich den Ton hören kann? Ich möchte ein paar Tests durchführen.« Er meinte, er würde den Hörer danebenlegen, und ich könne einfach auflegen, wenn ich fertig sei.
    Das Ganze war irre. Dieser Ton, der durch mein Handy kam – fast wie damals, als ich den Lauschangriff der Nationalen Sicherheitsbehörde belauschte. Ich zapfte die angezapfte Leitung an – seltsam, oder?
    Inzwischen war ich nervös und gespannt zugleich. Dadurch, dass ich während der stundenlangen Social-Engineering-Session das Telefon ans Ohr gehalten hatte, quälten mich jetzt Ohrenschmerzen, und auch mein Arm tat langsam ziemlich weh.
    Als ich den Wüstenstreifen erreichte, der nach Barstow führte, das auf halber Stecke nach Las Vegas lag, wurde der Empfang schlecht, und die Verbindung brach ab. Mist!
    Ich rief Omar zurück, und er arrangierte noch einmal alles so, dass ich den 1000-Hertz-Ton über seine Lautsprecher hören konnte. Ich hoffte, das Fiepen würde irgendwann abbrechen und ich könnte etwas hören, das mir erklären würde, was hier eigentlich vor sich ging.
    Vor mir tauchte ein Gebäude auf, in dem all die Prima-Kumpel-Trucker versorgt wurden, die Tag und Nacht ihre Sattelzüge fuhren. Ich fuhr ab, um zu tanken, und entschied, mich noch einmal bei meinem Vater zu melden. Er litt immer noch sehr wegen Adams Tod.
    Da mein Handy mit dem Abhörsystem verbunden war, suchte ich mir ein öffentliches Telefon. Ich wählte die Nummer meines Vaters und wartete. Das Fiepen aus meinem Handy brach auf einmal ab.
    Was zum …?!
    Ich schnappe mir das Handy und halte es an mein anderes Ohr.
    Die Stimme meines Vaters dringt durch den Telefonhörer:
    »Hallo.«
    Ich höre ihn über das Telefon und gleichzeitig über mein Handy!
    Verdammt!
    Ich fasse es nicht.
    Teltec wird nicht mehr abgehört … sondern mein Vater. Sie haben eine neue Leitung angezapft.
    Und zwar unsere!
    Oh, Scheiße .
    Ich versuche ruhig, aber bestimmt zu klingen. »Dad, du musst zu der Telefonzelle am Village Market gegenüber gehen. Ich hab dir was Wichtiges zu sagen, wegen Adam«, sage ich.
    Meine Worte müssen harmlos klingen, sie dürfen dem Zuhörenden keinen Hinweis geben.
    »Kevin, was ist hier los?«, erwidert Dad ärgerlich. »Ich hab die dummen James-Bond-Spiele satt.«
    Ich bleibe beharrlich und kann ihn schließlich überreden.
    Mir bricht der Schweiß aus. Wie lange hören die mich schon ohne mein Wissen ab? Tausend Fragen rattern mir durch den Kopf. War Teltec wirklich das Ziel, oder war das Ganze ein ausgeklügelter Plan, den die Sicherheitsabteilung von Pacific Bell ausgeheckt hatte, um mich reinzulegen – sozusagen als Social-Engineering-Attacke auf einen Hacker? Mein Herz fängt wie wild an zu pochen, während ich mich zu erinnern versuche, was ich alles über das Telefon meines Vaters gesagt und getan habe. Was haben die mitbekommen? Wie viel wissen die?
    Nach fünf Minuten rufe ich das Telefon am Marktplatz an. »Dad«, dränge ich, »lass den bescheuerten Computer aus dem Haus verschwinden. Und zwar jetzt! Unverzüglich! Die hören nicht mehr Teltec ab, sondern uns! Bitte, schaff den Computer weg!«
    Er stimmt zu, klingt aber echt genervt.
    Mein nächster Anruf gilt Lewis, mit derselben Anordnung: »Wir müssen in den Säuberungsmodus wechseln.« Wir sprechen ab, unsere Notizen und Disketten dort zu verstecken, wo niemand sie finden kann.
    Sollen sie doch ruhig Anklage stellen: Wo keine Beweise sind, ist keine Tat.
    Ich kam mit vollkommen zerrütteten Nerven bei meiner Mutter in Las Vegas an. Ich ging in Gedanken immer und immer wieder durch, welche Gespräche wohl mitgehört worden waren.
    Und wenn sie gehört hatten, wie ich mit Lewis über SAS gesprochen hatte? Oder meine Social-Engineering-Angriffe auf interne Pacific-Bell-Abteilungen mitgeschnitten hatten? Allein die Vorstellung, eins von beiden könnte der Fall sein, verursachte mir Sodbrennen. Ich rechnete schon halb damit, dass im nächsten Moment U.S. Marshals und mein Bewährungshelfer vor meiner Tür stehen und mich verhaften würden.
    Ich musste herausfinden, wann die Leitung meines Vaters angezapft worden war.
    Wenn ich wüsste, wer die Abhörung angeordnet hatte, könnte ich vielleicht herausfinden, ob sie irgendetwas erfahren hatten, weswegen ich mir Sorgen machen müsste.
    Bei den Telefonfirmen riefen so viele Phreaks und

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