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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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Privatschnüffler an, dass sie inzwischen verlangten, dass man sich auswies. Ich rief also im Dispatch von Pacific Bell an – das ist die Abteilung, die Aufträge an die jeweiligen Techniker verteilt – und sagte: »Ich hab hier einen Fall von Brandstiftung und muss noch ein paar Techniker anpiepen. Wer hat heute Abend Bereitschaft?«
    Man gab mir vier Namen und Pager-Nummern. Ich funkte allen vier die Nachricht, sie sollten sich bei der internen Pacific-Bell-Nummer melden, die ich eingerichtet hatte, und programmierte die Anrufe dann erneut so, dass sie auf die Nummer weitergeleitet wurden, die mein Handy derzeit klonte. Als sich die Techniker dann nach und nach meldeten, begann ich mein Spiel: »Aufbau einer Datenbank«.
    Warum? Weil ich sehr sensible Informationen von ihnen erfragte, die sie bestimmt nicht jedem rausgaben. Ich trat also mit folgendem Vorwand an sie heran: »Ich baue eine Datenbank auf, in der Techniker in Bereitschaft verzeichnet werden sollen, die unternehmenswichtige Krisen bewältigen können.« Ich stellte ihnen zuerst ganz harmlose Fragen: »Würden Sie mir bitte Ihren Namen nennen?« »In welchem Dispatch Center arbeiten Sie?« »Wer ist Ihr Vorgesetzter?« Sobald sie in die Frage-Antwort-Routine rutschten, erkundigte ich mich nach dem, was ich wirklich wissen wollte: »Wie lautet Ihr UUID? Und Ihr Tech Code?«
    Ich bekam jedes Mal, was ich wollte, und die Anrufer ratterten ihre zweiteilige Verifizierung herunter (den UUID oder »universally unique identifier« und den Tech Code), zusammen mit dem Namen ihres Vorgesetzten und einer Rückrufnummer. Das Ganze war ein Spaziergang.
    Mit diesen Berechtigungsnachweisen konnte ich mich nun erneut an das Line Assignment Office wenden – die Abteilung, von der ich als Nächstes Informationen benötigte.
    Nachdem man meine Berechtigung überprüft hatte, formulierte ich folgende Bitte: »Ich habe hier eine interne Nummer aus Calabasas – eine von unseren. Könnten Sie mir die CBR-Nummer der Person geben, die den Auftrag gegeben hat?«
    »CBR« steht im Telekommunikationsjargon für »can be reached«. Ich bat also um die Telefonnummer, unter der ich die Person erreichen konnte, die Anweisung gegeben hatte, die Leitung einzurichten – in diesem Fall die Leitung für den 1000-Hertz-Ton auf der Box, die eines der Telefone meines Vaters abhörte.
    Die Dame verließ ihren Platz, um sich zu erkundigen, und kam dann zurück, um mir zu sagen: »Die Anordnung wurde von Pacific Bell Security gegeben. Die Kontaktperson ist Lilly Creeks.« Sie gab mir eine Telefonnummer, die mit der Vorwahl von San Francisco begann.
    Jetzt kam der vergnügliche Part: ein Social-Engineering-Anruf in der Abteilung für Sicherheit.
    Ich schaltete den Fernseher ein und fand eine Sendung mit Hintergrundgesprächen, die ich leise stellte, damit sie sich anhörten wie die typische Geräuschkulisse in einem Büro. Meine Zielperson sollte glauben, dass ich mich mit anderen Menschen in einem Gebäude befand.
    Dann wählte ich die Nummer.
    »Lilly Creeks«, meldete sich eine Frauenstimme.
    »Hi, Lilly«, sagte ich. »Hier ist Tom vom Verteiler in Calabasas. Wir haben hier ein paar von euren Boxen und müssten sie mal kurz abklemmen. Wir müssen schwere Geräte reinschaffen, und sie stehen im Weg.«
    »Sie können unsere Boxen nicht abklemmen«, entgegnete sie in ziemlich schrillem Ton.
    »Es gibt leider keine andere Möglichkeit. Ich kann sie morgen Nachmittag wieder anschließen.«
    »Nein«, beharrte sie. »Die Boxen müssen angeschlossen bleiben.«
    Ich ließ einen Seufzer hören, der verzweifelt und genervt klingen sollte. »Wir haben hier eine Menge Gerät zu verschieben. Ich hoffe, Ihre Angelegenheit ist wichtig«, sagte ich. »Aber ich will mal sehen, was ich tun kann.«
    Ich stellte mein Handy lautlos und wartete. Nachdem ich mir etwa fünf Minuten angehört hatte, wie sie in den Hörer atmete, meldete ich mich wieder. »Was halten Sie davon: Sie bleiben in der Leitung, ich stecke Ihre Boxen ab, wir bringen das Gerät an Ort und Stelle, und ich verbinde die Boxen wieder. Mehr kann ich nicht tun. Einverstanden?«
    Sie stimmte widerwillig zu. Ich sagte ihr, es würde einige Minuten dauern.
    Wieder stellte ich mein Telefon lautlos. Mit einem anderen Handy rief ich im Verteiler in Calabasas an und erklärte dem Typen am anderen Ende, ich gehöre zu Pacific Bell Security. Ich gab ihm alle drei Nummern mit dem dazugehörigen Central Office Equipment – das sind Geräte, die in

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