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Das Phantom im Opernhaus

Das Phantom im Opernhaus

Titel: Das Phantom im Opernhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Regisseur. Aus der Art und Weise, wie er mit seinem Kollegen Klinger umsprang, meinte Paul schließen zu können, dass er den Marketingmann und dessen Wesensart nicht besonders schätzte.
    »Nicht so hastig«, setzte sich Klinger zur Wehr und erkämpfte sich seinen exponierten Platz vor der Probebühne durch schieren Einsatz seiner Körpermasse zurück. »Zuerst sind wir mit den Fotos dran. Die Presse braucht Aufnahmen für die Ankündigung der Premiere.«
    »Ihr hattet eure Chance«, schimpfte Ricky Haas. »Heute haben wir keine Zeit mehr für die Knipserei. Meine Inszenierung geht vor!«
    »Das werden wir ja sehen«, dröhnte Klinger und verschränkte die Arme vor der Brust. »Du weißt ganz genau, dass der GMD Wert auf gute Publicity legt. Ohne Fotos keine Werbung. Ohne Werbung keine Besucher.«
    »Der Generalmusikdirektor kann mich kreuzweise, wenn es um meine Inszenierung geht! Und das, mein Lieber, weißt du ganz genau!«
    Da sich der Streit in die Länge zog, ging Paul dazu über, erneut die Reaktion der immer noch wartenden Darsteller, Techniker und anderen Helfer zu beobachten. Noch immer wirkten sie genervt und gelangweilt zugleich. Allem Anschein nach waren sie dieses Kompetenzgerangel gewöhnt, denn sie nahmen kaum Notiz von der Auseinandersetzung der beiden. Einige gingen dazu über, ihre Partien zu üben, andere bereiteten sich gedanklich wohl schon auf die Pause vor.
    Paul wäre keine Wette eingegangen, wer von den zwei Streithähnen als Sieger aus dem Disput hervorgehen würde. Schließlich erwies sich aber Ricky Haas als zäher. Klinger räumte das Feld, mit vor Wut rosa schimmernden Wangen und Paul im Schlepptau.
    Kaum waren sie außer Hörweite der anderen, fuhr er Paul an: »So etwas möchte ich nicht noch einmal erleben. Haben wir uns verstanden?«
    »Das war ja deutlich genug«, antwortete Paul.
    »Warum sind Sie so spät aufgekreuzt und haben uns warten lassen?«, ließ Klinger nicht locker.
    Paul verschwieg ihm die Begebenheit im Keller, weil er sich nicht vollends der Lächerlichkeit preisgeben wollte. Stattdessen schlug er vor: »Tun Sie mir den Gefallen und vergessen Sie die Sache. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich das nächste Mal pünktlich zur Stelle bin.«
    Klinger musterte ihn von oben bis unten, wie er es schon bei ihrer ersten Begegnung getan hatte. Dann wandte er sich abrupt ab und murmelte. »Meinetwegen. Aber ich muss mich künftig auf Sie verlassen können.«
    »Ich werde Sie nicht enttäuschen«, versicherte Paul. »Sie können mir glauben, dass …« Weiter kam er nicht, denn Ricky Haas näherte sich ihnen in flottem Schritt und mit wehendem Haar. Er schien seine Probe unterbrochen zu haben, um noch ein Hühnchen mit Klinger zu rupfen.
    »Klinger, wir müssen reden!«, sagte er mit einer Entschiedenheit, die keinen Widerspruch zuließ. Der deutlich kleinere und zierlichere Haas wippte auf seinen Fußsohlen, eine halbe Portion neben dem massigen Klinger.
    Paul verstand, dass seine Anwesenheit nicht länger erwünscht war, nuschelte einen Abschiedsgruß und ging. Aber nur bis um die nächste Ecke. Dort blieb er stehen und konnte verfolgen, wie der Streit in eine neue Runde ging:
    »Ich weiß genau, was du bezweckst. Aber bilde dir ja nicht ein, dass du damit durchkommst!«, zeterte Haas los.
    »Keine Ahnung, wovon du sprichst«, ließ ihn Klinger abprallen.
    »Wovon ich spreche? Von deinem neuen Anhängsel, dem Fotografen. Es liegt auf der Hand, weshalb du es so eilig hattest, Baumanns Stelle zu besetzen: Damit du jemanden unterbringst, den du für deine Zwecke instrumentalisieren kannst.«
    »Red doch keinen Unsinn!«
    »Unsinn? Glaubst du, es wäre mir nicht aufgefallen, wie du in letzter Zeit mehr und mehr Leute um dich scharst, die dir gewogen sind?«
    »Fängt das schon wieder an?« Klinger klang genervt. »Möchtest du mir mal wieder unterstellen, dass ich unseren Geschäftsführenden Direktor beerben will und für den anstehenden Machtkampf meine Schützen in Position bringe?« Klinger lachte hämisch.
    »Trefflicher hätte ich es nicht formulieren können!«
    »Du dramatisierst, Haas. Verwechsle die Realität nicht mit einer deiner Inszenierungen. Und erzähl mir nicht, dass du nicht ähnliche Karrierepläne schmiedest. Wenn der Geschäftsführende Direktor nächstes Jahr in Rente geht, wirst du der Erste sein, der den Finger hebt und ›Hier! Hier!‹ schreit. Auch wenn dir jede Qualifikation für eine solche Position fehlt.«
    »Das ist eine gemeine, gehässige

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